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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Thema«, gab Schyman zurück. »Lassen Sie doch bitte dieses Revierdenken. Kommen Sie mit, Annika, bringen Sie mich in dieser Sache mal auf den neuesten Stand.«
    Annika folgte dem Redaktionsleiter in sein Büro und sah nichts anderes als seinen breiten Rücken.
    Das Sofa war verschwunden.
    »Ich habe Ihren Rat befolgt«, meinte Schyman. »Von jetzt an werden sich alle meine Gäste auf den Boden setzen müssen. Bitte!«
    Er zeigte mit der Hand auf die verstaubte Ecke, und sie ließ sich auf einen der Besucherstühle fallen.
    »Ich glaube, ich bin bald so weit«, sagte sie und strich sich über die Stirn. »Rebecka Björkstig hat mir versprochen, die letzten fehlenden Angaben zu faxen, und außerdem habe ich eine Erklärung dafür gefunden, wohin das Geld fließt.«
    Schyman blickte auf.
    »Das Geld? Lassen die sich bezahlen?«
    Annika blätterte in einem großen Notizblock, den sie aus ihrer Tasche geschüttelt hatte.
    »Die Überschüsse wurden benutzt, um einen Fluchtweg für Leute aufzubauen, die nicht in Schweden bleiben können«, fasste sie ihre Aufzeichnungen zusammen. »Die Stiftung hat Kontakte im Ausland, die es ihr ermöglichen, Arbeit im öffentlichen Dienst und Wohnungen in anderen Ländern zu beschaffen. Bislang hat man dies in zwei Fällen, bei zwei Familien, durchgeführt. Niemand war gezwungen, eine neue Identität anzunehmen. Die Änderung einer Personennummer kann weder die Stiftung noch eine andere Organisation durchführen, das kann nur die Regierung.
    Aber das hat für die betroffenen Klienten der Stiftung auch nie zur Debatte gestanden.«
    Sie blickte zu ihrem Redaktionsleiter auf und versuchte zu lächeln.
    »Eine gute Sache, was?«
    Anders Schyman betrachtete sie ruhig.
    »Das stimmt nicht«, sagte er.
    Sie sah auf den Tisch und antwortete nicht.
    »Sie organisieren Jobs im öffentlichen Dienst anderer Länder?«, fragte er. »Das klingt mir schwer nach einer Räuberpistole. Hat sie dafür Beweise vorgelegt?«
    Annika blätterte, ohne aufzublicken, in ihren Notizen.
    »Zwei Fälle, zwei Familien.«
    »Haben Sie mit diesen Leuten gesprochen?«
    Sie schluckte, schlug die Beine übereinander und nahm eine defensive Körperhaltung ein.
    »Rebecka Björkstig weiß schon, wovon sie redet.«
    Der Redaktionsleiter klopfte nachdenklich mit einem Stift auf den Tisch.
    »Ach, wirklich? Es stimmt nämlich nicht, dass die Regierung über neue Personennummern entscheidet. Solche Änderungen werden im Auftrag der Oberpolizeidirektion vom Finanzamt durchgeführt.«
    Alle Geräusche wurden gedämpft, sie wurde blass.
    »Ist das wahr?«
    Er nickte. Annika richtete sich auf und blätterte wild in ihrem Notizblock.
    »Aber sie hat Regierung gesagt, da bin ich mir sicher.«
    »Ich glaube Ihnen«, sagte Schyman, »aber nicht dieser Paradiesfrau.«
    Ihre Schultern sackten herunter, und sie klappte den Notizblock zu.
    »Dann habe ich mir die ganze Arbeit also umsonst gemacht.«
    Anders Schyman stand auf.
    »Im Gegenteil«, meinte er. »Jetzt fängt die Arbeit erst richtig an.
    Wenn es stimmt, dass es diese Einrichtung tatsächlich gibt, ist das eine ordentliche Schlagzeile, ganz egal, ob diese Frau lügt oder nicht. Was hat sie Ihnen gesagt?«
    Annika fasste zusammen, wie die Stiftung funktionierte, wie die Löschungen durchgeführt wurden, die seltsame Bedrohung in Rebecka Björkstigs Vergangenheit, die mit der jugoslawischen Mafia zu tun hatte, schließlich ihre eigenen Gedanken zu der Frage, was eigentlich mit dem ganzen Geld geschah.
    Schyman ging im Büro umher, nickte ab und zu und setzte sich wieder.
    »Sie sind schon ziemlich weit gekommen«, meinte er, »aber wir brauchen diese Liste. Wenn die Sache ein Bluff ist, brauchen wir die Hilfe des Mitarbeiters einer Behörde, damit wir Zugang zu allen Informationen über diese Stiftung bekommen.«
    »Oder aber wir finden eine der Frauen, denen die Stiftung tatsächlich geholfen hat. Oder jemanden, der dort arbeitet.«
    »Wenn es denn solche Frauen oder Angestellte überhaupt gibt«, sagte Schyman.
    Die Liste war immer noch nicht gekommen. Das Fax war in Ordnung. Mehr als zwei Stunden waren vergangen, seit sie mit Rebecka Björkstig gesprochen hatte.
    Annika setzte sich an Berit Hamrins Arbeitsplatz und wählte die abhörsichere Geheimnummer. Die Klingelzeichen verhallten im Äther, sie rief noch einmal an. Keiner ging an den Apparat. Kein Anrufbeantworter. Keine Rufumleitung.
    »Kannst du mir Bescheid sagen, wenn die Liste auftaucht?«, rief sie Eva-Britt Qvist

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