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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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auf.
    »Du hörst ja gar nicht richtig zu. Das mit dem Freihafen war vorgestern. Der Typ arbeitet in Vaxholm. Willst du auch ein Glas Wasser?«
    Sie holte eine Wasserkaraffe und zwei saubere Gläser. Ein langhaariges Zuckerpüppchen namens Per war gerade mit der Wettervorhersage fertig geworden, und eine neue Sendung begann, in der eine Gruppe von Frauen mittleren Alters aus der Kulturschickeria über etwas völlig Sinnloses diskutierte. Annika schaltete ab.
    »Wie ist es denn so auf der
Frauencouch

    Jetzt stöhnte Anne auf.
    »Michelle Carlsson, die Neue, will immer nur auf den Bildschirm.
    Sie taucht bei allen Drehs selber im Bild auf und weigert sich, das rauszuschneiden. Sie hat den Vorschlag gemacht, dass eine Podiumsdiskussion Bestandteil der Sendung werden soll, in der Frauen verschiedene Themen diskutieren, Sex und so weiter, und sie will natürlich mitdiskutieren.«
    »Hat sie das gesagt?«, fragte Annika. »Dass sie mitdiskutieren will?«
    Wieder stöhnte Anne Snapphane auf.
    »Nein, aber das kann man sich ja denken. Deshalb hat sie doch den Vorschlag überhaupt erst gemacht.«
    »Es ist doch gar nicht so schlecht, wenn jemand auf den Bildschirm will«, meinte Annika. »Ich würde mich mit Händen und Füßen dagegen wehren, lieber würde ich sterben.«
    »Bei den meisten Leuten ist es genau umgekehrt«, erwiderte Anne Snapphane. »Viele würden über Leichen gehen, um ins Fernsehen zu kommen.«
    Die Fernsehdiskussion galt der Stellung der Kunst in der Gesellschaft, eine Frage, die fast immer aktuell war.
    »Meine Frage an Sie alle lautet«, sagte die Moderatorin, »welche Bedeutung hat der Begriff Kunst für Sie?«
    Die erste Diskussionsteilnehmerin deutete mit der rechten Hand einen Kreis an, während sie sprach.
    »Ein immer währendes Gespräch«, sagte sie wedelnd.
    »Gute Kunst ist Kunst, die gesellschaftlich relevant ist, zu ihr gehören neue schöpferische Wege, Substanz und die Fähigkeit, viele Menschen zu berühren«, meinte die zweite und streckte die linke Hand seitlich vom Körper weg.
    »Ernst zu nehmende Künstler spiegeln ihre Zeit. Persönlich bin ich der Auffassung, dass es gut ist, wenn eine Diskussion ausgelöst wird, und die entstandene Debatte zeigt, dass die Kunst relevant gewesen ist«, fuhr die dritte mit hochgezogenen Augenbrauen fort.
    »Soll das heißen, dass Kunst schon relevant ist, wenn sie nur Diskussionen auslöst?«, wollte die Moderatorin wissen.
    »Es gibt sicher Grenzen«, führte die Dritte aus, »und die muss man von Fall zu Fall neu bestimmen. Wenn man die Kreativen kennt, dann weiß man, wie seriös sie zumeist arbeiten, aber man darf auf der anderen Seite in seinem Urteil auch nicht stehen bleiben. Die konzeptuelle Kunst, bei der die Idee, die der Ausstellung zu Grunde liegt, das Entscheidende ist, ist…«
    Thomas stand vom Sofa auf.
    »Ich hol mir ein Bier, willst du auch eins?«
    Eleonor antwortete nicht, sondern zeigte ihm mit einem irritierten Stirnrunzeln, dass sie nicht gestört werden wollte. Er ging die Treppe hinauf, während die kulturbeflissenen Stimmen ihm in den Ohren klingelten.
    »… die Gegenwartskunst ist zu allen Zeiten ein wenig schwer gewesen. Vielleicht knurrten die Betrachter auch mürrisch, die kalten Finger um die Kollekte gekrümmt, als Giotto di Bondone die religiöse Malerei seiner Zeit revolutionierte…«
    Er ging zum Kühlschrank, aber es war kein Bier kalt gestellt. Er seufzte, ging zur Vorratskammer und öffnete eine lauwarme Flasche. Dann suchte er nach den Abendzeitungen, konnte sie aber nirgendwo entdecken.
    »Willst du nicht mitgucken?«, rief Eleonor ihm zu.
    Er blieb noch ein paar Sekunden auf dem Küchenstuhl sitzen und trank einen großen Schluck. Die Kohlensäure stieg ihm in die Nase, er seufzte und ging wieder hinunter.
    »Der Feminismus hat die literarische Diskussion und die Bedingungen für die Literaturgeschichtsschreibung nachhaltig beeinflusst«, meinte die Moderatorin. »Aber hat er auch die Literatur beeinflusst? Und wenn ja, aufweiche Weise?«
    Thomas setzte sich auf die Couch. Die Frau, die jetzt das Wort ergriff, sah aus wie eine Birne, war Herausgeberin einer Literaturzeitschrift und eine derartige Labertante, dass Thomas beinahe einen Lachanfall bekommen hätte.
    »… förderte das Werk weiblicher Autoren«, sagte die Birne, »indem sie auf eine besondere Art und Weise wahrgenommen wurden. Ich erinnere mich an einen Satz der dänischen Autorin…«
    »Gott, nimmt die sich selber vielleicht ernst!«,

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