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Paradies

Paradies

Titel: Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Bürde aufzuteilen, gibt es keine göttliche Gerechtigkeit. Derjenige, der die größten Schuldgefühle haben müsste, kann sie meistens abwehren und lässt all jene die unmenschlich schwere Last tragen, deren Befähigung zum Mitgefühl am größten ist. Ich will mich damit einfach nicht abfinden.
    Ich weiß, was ich getan habe, und ich gedenke mich nicht mit der Rolle abzufinden, die man mir auferlegt hat. Ich werde weiter mein Werkzeug gebrauchen, bis ich mein Ziel erreicht habe. Die Gewalt ist ein Teil von mir geworden, sie zerstört mich, aber ich habe meine Vernichtung akzeptiert.
    Meine Schuld sitzt tiefer und hat den Teil meiner Seele ausgefüllt, der mir noch geblieben ist. Ich kann meinen Fehler niemals wieder gutmachen, mich niemals mit ihm aussöhnen.
    Mir kann niemals Absolution erteilt werden. Mein Verrat ist so groß wie der Tod.
    Ich habe versucht, damit zu leben, aber das ist nicht möglich, da der Gedanke an sich schon paradox ist.
    Ich lebe, darin besteht meine Schuld.
    Es gibt nur einen Weg, sie zu sühnen.

DONNERSTAG, 1. NOVEMBER
    Es schneite. Schneeflocken blieben auf ihrer Jacke liegen, färbten die Vorderseite und Annikas Haar weiß. Auf dem Erdboden wurden sie schnell zu einem Matsch aus Salz und Wasser aufgelöst.
    Annika trat in eine Pfütze und musste feststellen, dass ihre Schuhe undicht waren.
    Das Bürgerbüro ihres Stadtbezirks lag an ihrer Straße, direkt am Fridhemsplan in einem Backsteingebäude. Sie spiegelte sich in seinen Schaufenstern und sah aus wie ein Schneemann. Hinter der Glasfassade war eine kleine Ausstellung zu erkennen, der man entnehmen konnte, dass am Rålambshovpark ein neues Hotel gebaut werden sollte, mitten in der Auffahrt zum Essingeleden. Hier konnte man seine Meinung zu dem Bauvorhaben äußern.
    Sie klingelte, und die Tür des Bürgerbüros öffnete sich, überall lagen Informationen. Sie sammelte alle Broschüren über Altenpflege und Altenwohnheime ein, die sie finden konnte. Als sie gehen wollte, fiel ihr auf, dass neben dem Büro ein Beerdigungsinstitut seine Geschäftsräume hatte.
    Abgesehen von den Schneeflocken, war die Luft klar und rein.
    Alle Geräusche wurden gedämpft, in Watte eingebettet. Sie nahm sich die Zeit, zu lauschen, zu atmen, in sich hineinzuhorchen. Sie war ausgeschlafen und konnte klar und ruhig denken.
    Es gab immer einen Ausweg. Alles ließ sich regeln.
    Langsam stieg sie die Treppen zu ihrer Wohnung hinauf, den Blick fest auf die Stufen gerichtet. Deshalb sah sie die Frau zuerst nicht, die vor ihrer Tür wartete.
    »Sind Sie Annika Bengtzon?«
    Sie schrak zusammen, machte einen Fehltritt und wäre beinahe rückwärts die Treppe hinuntergefallen.
    »Wer sind Sie?«
    Die Frau kam auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen.
    »Ich heiße Maria Eriksson. Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    Annikas Blickfeld verengte sich, ihr Körper nahm eine abwehrende Haltung ein.
    »Was wollen Sie von mir? Und wie haben Sie mich gefunden?«
    Die Frau lächelte ein wenig traurig.
    »Sie stehen im Telefonbuch, mit Adresse. Es gibt da etwas, worüber ich mich gern mit Ihnen unterhalten würde.«
    »Und das wäre?«, fragte Annika gereizt.
    »Wenn es geht, bitte nicht im Treppenhaus.«
    Annika wollte nicht, nicht jetzt. Sie wollte, in eine Decke gehüllt, auf ihrer Couch sitzen, Tee trinken und sich die Broschüren über Wohnmöglichkeiten für alte Menschen durchlesen, den Ausweg finden, Frieden finden. Welches Anliegen diese Frau auch immer haben mochte, es war nicht ihr Problem, davon war sie fest überzeugt.
    »Ich habe jetzt keine Zeit«, sagte Annika. »Meine Großmutter ist krank, ich muss für sie einen Platz in einem Reha-Zentrum finden.«
    »Es ist sehr wichtig«, erwiderte die Frau ernst.
    Sie machte keine Anstalten, sich von der Tür zu entfernen.
    Annikas Gereiztheit wurde zu Wut, um dann blitzschnell in Angst umzuschlagen. Die Frau vor ihr ließ sich nicht abwimmeln und nötigte ihr Respekt ab.
    Aida, dachte Annika und wich zurück.
    »Wer hat Sie geschickt?«
    »Niemand«, antwortete Maria Eriksson. »Ich komme aus eigener Initiative. Es geht um die Stiftung
Paradies.«
    Annika starrte die Frau an, die den Blick ruhig erwiderte, blieb aber dennoch misstrauisch.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    Auf einmal trat Verzweiflung in die Augen der Frau.
    »Vertrauen Sie Rebecka Björkstig nicht!«, sagte sie.
    Jetzt war Annikas Neugierde geweckt, jetzt wollte sie nicht mehr ausweichen. Es war doch ihr Problem, ein Problem, dass sie

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