Paradies
paar Dinge zu dem neuen Projekt durchgehen.
Du weißt doch, dass wir in der Bank nicht darüber sprechen können.«
Er sah sie an, wie gut er sie kannte, es war absolut vorhersehbar gewesen, dass sie ihm widersprechen würde.
»Eleonor«, sagte er, »ich will wirklich nicht. Ich habe im Moment alles furchtbar satt und glaube, dass wir miteinander reden müssen.«
Sie ignorierte seine Argumente weiterhin und kam stattdessen zu ihm, ohne ihm in die Augen zu sehen.
»Kannst du die bitte zumachen?«
Er nahm die Halskette, schloss sie und fuhr ihr anschließend liebkosend mit den Händen über die Schultern, hielt sie fest.
»Ich meine es ernst«, sagte er. »Wenn du heute Abend schon wieder deine Arbeitskollegen zum Essen einlädst, komme ich nicht nach Hause. Dann fahre ic h lieber nach Stockholm und esse da.«
Sie riss sich los und ging wütend zum Kleiderschrank, zerrte ein Paar schwarze Pumps heraus und steckte sie in eine Tasche. Als sie zu ihm aufblickte, waren ihre Haare in Unordnung geraten, und ihr Gesicht glühte. Kleine rote Flecken waren auf ihren Backenknochen aufgetaucht.
»Jetzt reiß dich aber mal zusammen«, sagte sie. »Du kannst in diesem Haus nicht einfach ein und aus gehen, wie es dir gerade passt, verstehst du? Wir sind zu zweit, wir tragen gemeinsam die Verantwortung.«
»Ganz genau«, erwiderte Thomas erregt. »Wir sind zu zweit, aber wie kommt es dann, dass du die Macht hast und ich die Verantwortung?«
Eleonor zog ihr Jackett an und ging in den Flur hinaus.
»Das ist unglaublich ungerecht«, sagte sie kurz angebunden.
Thomas blieb im Schlafzimmer zurück, ihrem Schlafzimmer, dem Schlafzimmer ihrer Eltern.
Zum Teufel, diesen Streit würde er nicht einfach auf sich beruhen lassen.
»Hör auf, so verdammt überlegen zu tun«, schrie er, rannte ihr hinterher, holte sie im Flur ein und packte sie am Arm.
»Lass mich los«, kreischte sie und befreite sich mit einem Ruck aus seinem Griff. »Spinnst du?«
Er atmete schnell, die Haare fielen ihm in die Augen.
»Ich will, dass wir umziehen«, sagte er. »Ich will nicht mehr in diesem Haus wohnen.«
Sie sah ihn eher ängstlich als wütend an.
»Du weißt nicht, was du willst«, erwiderte sie und wich zurück.
»Doch«, sagte er voller Eifer. »Ich weiß genau, was ich will! Ich will, dass wir eine Wohnung in Stockholm kaufen oder ein Haus in Äppelviken oder Stocksund. Das würde dir doch auch gefallen!«
Er ging zu ihr, umarmte sie und atmete durch ihre Haare ihr Parfüm ein.
»Ich will einen neuen Job, vielleicht beim Landschaftsverband oder beim Schwedischen Gemeindetag, bei einer Unternehmensberatung oder in einem Ministerium. Ich kann verstehen, dass du hier wohnen bleiben willst, Eleonor, aber ich ersticke hier, ich sterbe hier draußen…«
Sie schob ihn von sich weg, war verletzt und den Tränen nah.
»Du verachtest mich, weil es mir hier gefällt. Du findest, dass ich keinen Ehrgeiz habe und faul bin.«
Er strich seine Haare mit beiden Händen nach hinten.
»Nein«, widersprach er, »ich beneide dich! Ich wünschte, ich hätte die gleiche Ruhe wie du, ich wünschte, ich wäre zufrieden mit dem, was wir haben!«
Sie wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln, ihre Stimme klang erstickt.
»Du bist so unglaublich kindisch und verwöhnt, dass du alles wegschmeißen musst, was wir zusammen geschaffen haben und wofür wir all die Jahre gearbeitet haben.«
Sie drehte sich um und ging zur Haustür. Er rief ihrem Rücken aus schwarzem Armani hinterher.
»Nein! Ich will nichts wegschmeißen, ich will nur etwas Neues ausprobieren! Wir könnten in Stockholm wohnen, ich suche mir eine neue Stelle. Du könntest pendeln, und irgendwann würdest du vielleicht auch einen neuen Job wollen…«
Sie zog ihren Mantel an, und er sah, dass ihre Hände zitterten, als sie ihn zuknöpfte.
»Mein Leben ist hier draußen. Ich liebe diese kleine Stadt. Such dir einen neuen Job und pendele selbst, wenn du etwas anderes tun willst.«
Er blieb stumm aus Überraschung darüber, dass er nicht selbst auf diese Idee gekommen war.
Natürlich konnte er sich eine neue Stelle suchen. Er brauchte dafür nicht umzuziehen. Er würde pendeln und sich in Stockholm vielleicht ein Zimmer zum Übernachten nehmen können.
Die Tür fiel mit einem gut geölten, leisen Klicken hinter ihr ins Schloss. Die Einsamkeit senkte sich auf ihn herab wie eine staubige Decke, schwer und erstickend.
Mein Gott, was war bloß los mit ihm?
Das Klingeln schnitt durch
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