Paradies
beugte sich zu der Frau hinab.
»Glaubst du eigentlich, ich bin hier, um dir das Leben schwer zu machen?«, fragte sie. »Oder kannst du dir unter Umständen vorstellen, dass ich versuche, meine Arbeit zu machen, genau wie du?«
Eva-Britt Qvist lehnte sich zurück und blinzelte verständnislos und beleidigt.
»Ich bin für die Dafa verantwortlich, daran wollte ich dich nur erinnern.«
»Aber nicht für die Einhaltung des Etats, oder? Das ist doch Sjölander.«
Zwei rote Flecken erblühten auf dem runden Gesicht der Frau.
»Ich habe zu tun«, sagte sie. »Ich muss telefonieren.«
Annika ging zu dem Computer zurück und ballte die Hände zu Fäusten, damit sie aufhörten zu zittern. Warum musste sie nur immer das letzte Wort behalten? Warum konnte sie sich nicht ein bisschen anpassen?
Sie setzte sich mit dem Rücken zur Redaktionssekretärin, schloss die Augen und konzentrierte sich. Wo sollte sie anfangen?
Sie tippte auf F8, Namenssuche, und versuchte es noch einmal mit Rebecka Björkstig, aber wieder wurde ihr der Zugriff verweigert.
Warum konnte sie es nicht einfach sein lassen?
Dann wählte sie ein anderes Suchmenü und nahm F2, Personennummer, und tippte Rebecka Björkstigs Zahlenkombination ein, erhielt aber das gleiche Ergebnis.
Dann entschied sie sich für F7, biografische Liste, und tippte erneut die Personennummer ein.
Nordin, Ingrid Agneta.
Annika starrte auf die Angaben, was zum…?
Sie überprüfte die Personennummer und wiederholte den Suchbefehl.
Das gleiche Ergebnis.
Ingrid Agneta Nordin, wohnhaft auf dem Kungsvägen in Sollentuna. Änderung durchgeführt vor einem halben Jahr. Sie kehrte in das Menü zur Namenssuche zurück und gab die neuen Angaben ein. Tatsächlich!
Annika starrte auf den Bildschirm.
Es funktionierte. Die Informationen erschienen, und sie fand noch einen weiteren Hinweis auf einen drei Jahre zurückliegenden Eintrag in dem Register.
Rasch loggte sie sich aus, griff nach dem Telefonhörer und wählte die Durchwahl des Gerichtsvollziehers in Sollentuna.
»Ich wollte nur fragen, ob Ihnen der Name Ingrid Agneta Nordin etwas sagt?«
Der Mann dachte nach, und Annika hielt den Atem an.
»Oh, ja«, meinte er, »hier in Sollentuna, nicht wahr? Ich hatte jahrelang sehr viel mit einer Frau dieses Namens zu tun.«
»Sie hat einen anderen Namen angenommen und heißt jetzt Rebecka Björkstig, aber in der Dafa gibt es noch einen Verweis in die Vergangenheit, auf den ich keinen Zugriff habe. Könnten Sie überprüfen, ob die Informationen bei Ihnen gespeichert sind?«
Der Gerichtsvollzieher kramte in seinen Blättern.
»Was könnte das denn Ihrer Meinung nach für eine Information sein?«
»Vielleicht nur eine alte Adresse«, antwortete Annika. »Aber es könnte auch noch eine weitere Identität sein.«
Der Mann notierte sich Rebecka Björkstigs Personennummer.
»Wann soll das gewesen sein?«
»Vor dreieinhalb Jahren.«
Er ging irgendwohin und war fünf Minuten weg.
»Also«, sagte er anschließend und räusperte sich, »sie hatte früher einen anderen Namen. Sie hieß Eva Ingrid Charlotta Andersson, wohnhaft in Märsta.«
Annika schloss die Augen, Volltreffer.
Sie dankte ihm schnell und legte auf.
Anders Schyman schloss die Tür hinter sich und sah sich in seiner verstaubten Bude um. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und warf durch die Glaswände einen Blick über die Redaktion. Annika Bengtzon hüpfte voller Energie an seinem Käfig vorbei und verschwand in Richtung Cafeteria. Er würde sie auf dem Rückweg zu sich hereinrufen und sich erkundigen, ob sie schon weitergekommen war.
Die heutige Besprechung der Redaktionsleitung hatte die Fronten geklärt. Chefredakteur Torstensson hatte sich dazu durchgerungen, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern, von der Stelle bei der EU. Die Partei wolle, dass er sich für sie vor Ort in Brüssel um Fragen der Öffentlichkeitsarbeit kümmere. Er war verhalten stolz, als er davon berichtete, und Schyman glaubte den Grund für seinen Stolz zu kennen. Torstensson hatte im Grunde keine innere Beziehung zum
Abendblatt.
Er hatte den Posten auf Grund seiner politischen Beziehungen bekommen, und Schyman bezweifelte, dass Torstensson die Zeitung vor seiner Ernennung zum Chefredakteur überhaupt regelmäßig gelesen hatte.
Trotz des wohlklingenden Titels war er nicht besonders zufrieden mit seinem Posten. Er begriff nie, worum es in der Zeitung eigentlich ging. Er nahm an Podiumsdiskussionen im Fernsehen teil und enthüllte
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