Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist
aus. »Sie werden mir ohnehin nicht glauben«, begann er zögernd.
»Wir werden sehen.«
»Ich weiß, wer für die Morde verantwortlich ist.« Dabei deutete er auf die Schlagzeile des Kölner Express, der auf dem Couchtisch lag.
Ben nickte. »Das sagten Sie bereits am Telefon. Wer ist es denn?«
»Der Mann heißt Lutz Bürger.«
»Doch dieser Mann ist tot«, fuhr Ben fort, als Schütte nach weiteren Worten suchte.
Schütte zuckte zusammen. Er beugte sich vor, als säße in seiner Körpermitte eine Spannfeder. Auf seiner Oberlippe glänzte ein Schweißfilm. »Sie wissen, wer das ist? Oder war?«
»Die Morde, die geschehen sind, sind vergleichbar mit denen, die vor vielen Jahren Bürger beging. Die Frage, auf die wir brennend gerne eine Antwort hätten, ist natürlich, wie so etwas möglich ist. Wie bringt ein nachweislich Verstorbener so etwas fertig?«
Es dauerte etliche Sekunden, bis Schütte diese Äußerung verdaut hatte. Zwar kannte er die Spekulationen der Presse, doch sicherlich hatte er nicht damit gerechnet, dass auch die Ermittlungen die Spur eines Toten verfolgten. »Es ist wirklich Lutz Bürger, der die Morde begeht. Es gibt keinen Nachahmer; er selber ist es.« Wieder stockte er und blickte zu Ben hinüber, doch der war ihm keine Hilfe, weil er schwieg und darauf wartete, was Schütte weiter zu verkünden hatte.
»Ich habe einen Freund«, fuhr er zögerlich fort, »der irgendwann sagte, er würde wissen, wie man zu Geld kommen könnte. Zu viel Geld. Er heißt Zoltan Nenth. Zu mir und einem gemeinsamen Freund sagte er das. Cendric Baltic. Schauen Sie sich um. In diesem Loch hocke ich schon seit Jahren und ich weiß nicht, ob ich jemals hier rauskomme. Es ist schwer heutzutage …«
Betont nichtssagend zuckte Ben Fuller mit den Schultern. »Was war sein Vorschlag?«
Schütte lachte auf; ein Laut, der seine Verzweiflung offenkundig machte. Er spie es förmlich aus. »Beschwörung eines Toten. Zoltan sagte, er könnte einen Toten beschwören, sodass sein Geist in unsere Welt käme – so ähnlich drückte er sich aus. Ich hielt das für einen dummen Scherz; auch Cendric glaubte ihm kein Wort. Doch Zoltan redete immer wieder davon und wollte es uns beweisen. Für diese Beschwörung brauchte er unsere Hilfe. Im Keller seines Hauses hatte er alle Vorbereitungen getroffen. Dort waren Kreidezeichnungen am Boden, Kerzen waren entzündet – und er hatte einen Hahn geopfert, um an sein Blut zu kommen. Auch wir mussten unser eigenes Blut opfern. Ich wollte das nicht tun, aber Zoltan redete so lange auf mich ein, bis ich einwilligte. Er kann sehr überzeugend sein. Wir mussten uns dann an den Händen packen und niederknien und darauf achten, dass wir innerhalb eines großen Kreises blieben. Fotos hingen an den Wänden oder lagen am Boden. Später fand ich heraus, dass sie Bürger zeigten. Zoltan rief den Toten, aber zunächst geschah nichts. Über eine halbe Stunde rief Zoltan den Geist. Mir verging die Lust, zudem taten mir die Knie weh und meine Beine fühlten sich an wie abgestorben. Auch Cendric wurde immer unruhiger, aber wir sagten beide nichts. Zoltan ist manchmal sehr …«
»Launisch?«, schlug Ben vor.
Schütte grinste ihn an und offenbarte schlechte Zähne. »Launisch; genau, das ist er. Und er schaffte es; zumindest glaube ich das, obwohl ich nichts gesehen habe. Aber irgendwas war bei uns im Raum, das hab ich genau gespürt. Es wurde kühl und die Luft roch plötzlich anders. Zoltan sagte hin und wieder ein paar Worte, aber ich konnte kaum etwas verstehen, vielleicht war ich auch zu aufgeregt. Es war wirklich so, dass ich plötzlich Angst bekam. Große Angst sogar. Es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre davongelaufen. Können Sie das verstehen?«
»Ja, das kann ich gut verstehen.«
»Außerdem wurde mir schlecht, das Blut vom Hahn und von uns kochte in einer Schale. Ich war kurz davor, mich zu übergeben, doch dann wurde es plötzlich besser und Zoltan sagte, dass es nun vorbei wäre.«
»Was sagte Nenth hinterher zu Ihnen?«
»Er sagte, dass uns nun alle Wege offen stünden. Der Geist konnte alles tun, was wir von ihm verlangten.« Schütte schaute gequält drein und er rieb sich mit seinen großen Händen über das Gesicht. »Zuerst klang das toll, aber später wurde mir klar, welcher Preis dafür zu zahlen war. Offenbar drang der Geist nachts in schlafende Menschen ein und machte sie zu brutalen Mördern, die am Ende dann sich selbst töteten. Ich stellte Zoltan zur Rede und
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