Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist
verlangte von ihm, dass damit Schluss sein müsse, doch der lachte nur und meinte, das sei Bürgers Privatsache und ginge uns überhaupt nichts an. Ich war am Boden zerstört und wollte aussteigen, doch das ließ Zoltan natürlich nicht zu. Er sagte, er würde dafür sorgen, dass ich großen Ärger bekommen würde. Was genau er damit meinte, sagte er mir nicht, aber ich legte es nicht drauf an. Zudem er auch sagte, dass schließlich auch wir profitieren würden. Und schon wenige Tage später begriff ich, was er damit meinte. Wir drei waren in seinem Haus, es war spät in der Nacht. Dann klingelte es an seiner Haustür und Zoltan ließ einen Mann ein, der einen verängstigten Eindruck auf mich machte.«
»Wie hieß er?«
»Eichinger. Thomas Eichinger.«
Ben riss voller Erstaunen die Augen auf; dieser Name war ihm nicht unbekannt. Thomas Eichinger galt seit Kurzem als vermisst; bislang gab es keinen Hinweis, was mit dem Mann geschehen sein konnte. Nun gab es endlich eine erste Spur und ein vager Verdacht regte sich in Ben. »Thomas Eichinger, der Juwelier, war bei Ihnen?«
Schütte nickte. »Er hatte eine Tasche bei sich, deren Inhalt bald auf dem Tisch lag. Uhren und Schmuck befanden sich drin.«
»Was geschah dann?« Ben spürte kaum, dass seine Finger mit dem Pflaster spielten, das an seiner Schläfe klebte.
Schütte zuckte mit den Schultern. »Zoltan schickte den Mann wieder weg.«
»Er schickte ihn weg? Sind Sie sicher?«
»Natürlich bin ich sicher«, entgegnete Schütte barsch. »Er schickte ihn weg. Und nicht nur das: Er bedankte sich sogar bei ihm. Zu uns meinte er dann, er würde dem Mann kein Haar krümmen.«
»Aber wo ist er denn jetzt? Bei seiner Frau kam er nie an. Niemand hat ihn seither gesehen, niemand weiß etwas. Irgendetwas muss geschehen sein.«
Schütte schaute bedrückt zu Boden, beinah sah es so aus, als würde er in Tränen ausbrechen. Der Druck, den er verspürte, wurde immer größer. Ben empfand so etwas wie Mitleid mit dem Mann, der in seiner Naivität und in der Hoffnung auf ein besseres Leben ein großes Unheil geschaffen hatte.
»Ich weiß nicht, wo er ist. Ich habe in der Zeitung gelesen, dass Eichinger als vermisst gilt. Ich glaube nicht …« Er räusperte sich und begann dann noch einmal von vorn: »Ich glaube nicht, dass er noch lebt.« Die letzten Worte gingen in ein Schluchzen über und waren kaum zu verstehen.
Insgeheim stimmte Ben ihm zu; Eichinger war mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit zu Tode gekommen. »Zoltan Nenth – wie sieht er aus? Kurze dunkle Haare, Dreitagebart?« Diese Beschreibung war zwar nur vage und passte auf viele andere Menschen, dennoch war er sehr gespannt, ob Schütte ihm zustimmen würde.
Er tat es. »So ist es. Sind Sie ihm schon einmal begegnet?«
»Das wäre möglich«, erklärte Ben ausweichend. Er erzählte Schütte nichts von der Begegnung im Krankenhaus, sondern bat ihn, ihm die Adressen seiner beiden Freunde aufzuschreiben. Schütte verließ kurz den Raum, um Papier und einen Stift zu holen. Ben hörte ihn Schubladen öffnen und wieder schließen, dann kam er zurück ins Wohnzimmer, das mittlerweile vom Sonnenlicht durchflutet wurde. Das machte den Raum nicht unbedingt attraktiver, aber zumindest schwand die triste Atmosphäre ein wenig.
Während Schütte schrieb, fuhr seine Zungenspitze unentwegt über die Lippen. Ben schwieg und ließ sich die Worte durch den Kopf gehen, die er vernommen hatte. Der Besuch hatte sich gelohnt und er war gespannt, was Crenz dazu sagen würde. Die nächsten Schritte, die nun getan werden mussten, lagen klar auf der Hand, aber Ben Fuller wollte sie zunächst mit dem Kriminalhauptkommissar besprechen.
Endlich schob Schütte den Zettel, auf dem mit krakeliger Schrift die Adressen geschrieben standen, zu Ben hin, der ihn nach einem prüfenden Blick einsteckte.
»Haben Sie eigentlich etwas von der Beute Eichingers erhalten?«
Bevor Schütte antworten konnte, klingelte es an der Haustür. Ben zuckte zusammen, weil die Klingel unangenehm laut in seinen Ohren klang.
Andreas Schütte blickte Ben erschrocken an, als hätte er etwas mit der Störung zu tun.
»Erwarten Sie Besuch?«, fragte Ben gespannt.
Schütte schüttelte den Kopf. Zögernd ging er zur Haustür und drückte den Öffner. Ben war klar, dass Schütte, wäre kein Zeuge zugegen gewesen, den Besucher abgewimmelt hätte, indem er die Tür nicht öffnete, doch diese Blöße wollte er sich in Bens Gegenwart nicht geben. Ben hörte, wie unten die
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