Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paraforce 6 - Die Stunde der Bestie

Paraforce 6 - Die Stunde der Bestie

Titel: Paraforce 6 - Die Stunde der Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Slaterman
Vom Netzwerk:
dieser Beamten hat die Order, im Notfall sofort von der Schusswaffe Gebrauch zu machen und was tun Sie? Sie befehlen Ihrer Tochter, in der Nähe der Tatorte verkleidet im Wald herumzulaufen. Sind Sie eigentlich noch ganz dicht?«
    Sie saßen alle in der Küche des Bauern um einen großen Tisch herum, Tobias und Braun auf der einen, Gösser und Meitner auf der anderen Seite. Beinahe anklagend starrten die Polizisten auf Franz Lugginger und seine Tochter am Kopfende des Tischs. Beiläufig registrierte Tobias, dass der Bauer seine Rechte auf die gefalteten Hände seiner Tochter gelegt hatte.
    Der Angesprochene gab ein gereiztes Knurren von sich.
    »Ich habe es der Elsbeth nicht befohlen, sie wusste auch so, was zu tun ist. Außerdem war sie nicht verkleidet.«
    »Ach nein – und wie erklären Sie mir dann ihre seltsame Kostümierung und den Rucksack mit dem Kanister? Das war übrigens auch der Grund, weshalb wir ihr auf die Spur gekommen sind. Durch den Behälter mit der heißen Flüssigkeit im Rucksack erzeugten die Wärmebildkameras ein Bild von Ihrer Tochter, auf dem sie wie ein buckliges Monster aussah. Ich dachte immer, Fasnacht ist erst wieder im nächsten Jahr.«
    Der Bauer musterte Tobias beinahe bedauernd.
    »Sie verstehen mich anscheinend immer noch nicht. Das ist kein gewöhnlicher Mörder, mit dem wir es hier zu tun haben, sondern eine Bestie, ein uraltes Wesen, das man nicht mit herkömmlichen Mitteln bezwingen kann. Vielleicht mit bestimmten magischen Ritualen, aber das haben Sie ja verhindert, als Sie die Elsbeth verhaftet haben.«
    Dabei schob er seine dunkelblaue Schirmmütze aus der Stirn und mustert den Innsbrucker Polizisten mit einem Blick, der deutlich aufzeigte, dass er immer noch uneinsichtig war.
    »Sie wollen uns doch nicht etwa sagen, dass Sie Ihre Tochter deswegen in Lebensgefahr gebracht haben?«, schnaubte Braun ärgerlich.
    »Mann, Lugginger, wie alt sind Sie eigentlich? Der Bluatschink ist ein Märchen, damit hat man früher kleinen Kindern gedroht, wenn sie nicht ins Bett gehen oder ihre Suppe essen wollten. – Aber jetzt genug von dem Unsinn, unsere Anwesenheit hat noch einen anderen Grund. Wie wir erfahren haben, gehören Sie auch zu denen, die Feuchter als Letzter lebend gesehen haben. Warum haben Sie sich nicht gemeldet?«
    »Das ist meine Sache, dazu muss ich nichts sagen.«
    »Lugginger«, sagte Braun und erhob mahnend den Zeigefinger. »Wenn Sie nicht mit uns kooperieren wollen, kann ich Sie auch gerne auf der Dienststelle vorführen lassen.«
    »Lassen Sie es gut sein«, sagte Tobias beschwichtigend und nickte dem Alpbauer zu. »Er hat seine Ansichten über die Dinge und wir unsere.«
    Zufrieden registrierte er die Zustimmung auf dem Gesicht des Bauern. Seine Absicht schien zu funktionieren. Er hatte so seine Erfahrungen, wie man mit Menschen vom Schlage eines Luggingers umgehen musste. Vorschriften und Gesetze waren hier gänzlich fehl am Platz, man musste auf diese Leute eingehen, wenn man etwas erfahren wollte.
    Er beugte sich etwas vor und schaute ihm direkt ins Gesicht.
    »Reden wir wieder über Ihre Tochter. Was hat es denn nun mit dieser Verkleidung wirklich auf sich?«
    »Das verstehen Sie nicht, Sie sind nicht von hier. Außerdem, wozu soll ich Ihnen das erklären? Sie würden mich doch bloß auslachen, genau wie alle anderen im Tal.«
    »Ich habe noch nie jemanden ausgelacht, nur weil er andere Ansichten oder eine andere Herkunft hat wie ich«, entgegnete Tobias in einem Tonfall, der allen Anwesenden im Raum deutlich machte, dass er es tatsächlich auch so meinte, wie er es gesagt hatte.
    Dabei musterte er das seltsame Vater-Tochter-Gespann eingehend. Der Mann war für ihn das typische Abbild eines alpenländischen Bauern. Untersetzt, hager und mit schwieligen Händen. Seine von Wind und Wetter gegerbte Haut war genauso rau wie das Land und glänzte im matten Licht der Wohnzimmerlampe wie speckiges Leder. Seine Tochter dagegen war ungewöhnlich jung.
    Lugginger musste seinem Anschein nach bereits weit in den Fünfzigern sein, das Mädchen hingegen war höchstens fünfzehn oder sechzehn. Genau konnte sich Tobias aber nicht festlegen, denn die Kleider, in die sie gehüllt war, hätte er eher bei einer Vogelscheuche als an jemandem in ihrer Altersklasse vermutet.
    »Also, warum versuchen Sie es nicht einfach und erklären mir die Sache?«
    Der knorrige Tiroler verzog erst den Mund und knetete dann seine Finger. Sekundenlang strich er sich nachdenklich mit dem Handrücken

Weitere Kostenlose Bücher