Paraforce Band 9 - Der Schlag eines Herzens 2
Wissen er mir preisgab. Rätsel, die nie geklärt worden wären. Brorrkan ist uralt. Er kann aus längst vergessenen Zeiten berichten. Doch mir selbst rennt die Zeit davon. Meine Krankheit wird mich dahinraffen. Und wenn es mir bis dahin nicht gelingt, eine Heilung zu finden, muss ich Brorrkan vernichten. Doch ich weiß nicht, ob mir dies noch möglich ist.
15. Kapitel
Der Einsatz wird erhöht
Kadesti, nahe dem Grilescu-Feld
Schüsse erklangen!
Sechs, sieben Feuerblumen blitzten vor dem Lauf der Glock auf, als Tom Carson wieder und wieder den Stecher durchzog. Jedes der Geschosse traf die Brust Vasile Georghes. Faustgroße Löcher entstanden, wie hineingestanzt, sowohl in der zerschlissenen Kleidung als auch in der darunter liegenden aschgrauen Haut.
Tom erwartete, dass Georghe zurückgestoßen wurde, doch nichts dergleichen geschah.
Stattdessen wurde der Körper des Automechanikers in die Höhe gerissen. Tom kam es vor, als würde er von einem Katapult senkrecht emporgeschossen werden. Der Paraforce-Agent starrte entgeistert hinterher und konnte endlich erkennen, was für dieses Phänomen verantwortlich war.
Als er vom Feld hierher geeilt war, hatte er im ersten Moment geglaubt, dass Georghe ein drittes Bein gewachsen war.
Ein Auswuchs oder Tentakel oder dergleichen ragte aus dem Bereich der unteren Wirbelsäule des Mannes und schlängelte sich von ihm fort ungefähr zur Mitte des Feldes. Vasile Georghe hing an diesem Auswuchs, wie eine Marionette an ihren Fäden hängt.
Jetzt schleuderte dieser Tentakel Vasile Georghe in die Höhe und streckte sich dabei auf eine beeindruckende Höhe von mehreren Metern. Das Fleisch des Tentakels glänzte schwarz und schien ansonsten völlig glatt und eben zu sein.
»VORSICHT!«
Milenas Warnung kam keine Sekunde zu spät. Der Agent war von dem Anblick des Tentakels einerseits überrascht, andererseits regelrecht fasziniert gewesen, sodass er beinahe vergaß zu reagieren. Er stieß sich ab und flog waagerecht zur Seite davon. An der Stelle, an der er eben noch gestanden hatte, landete Vasile Georghe, begleitet von einem dumpfen Schlag. Harte Erde zerbröselte und wurde emporgewirbelt.
Tom rollte sich ab, sprang auf die Beine. Er blickte zu Vasile, durch dessen Leib ein kräftiger Ruck ging, ehe er erneut in die Höhe gerissen wurde. Der Paraforce-Agent zögerte nicht, riss die Waffe hoch und feuerte den Rest seines Magazins in den glänzenden Tentakel.
Jedes seiner Geschosse riss tiefe Wunden in die glänzende Haut dieses riesigen Gebildes. Eine faulig stinkende Flüssigkeit – offensichtlich das Blut der zum Tentakel gehörenden Kreatur – spritzte aus den Wunden nach allen Seiten hin. Einige wenige Tropfen sprenkelten Toms rechte Gesichtshälfte. Beinahe sofort spürte er ein schmerzhaftes Brennen auf der Haut.
Ein Schrei ertönte. Direkt über ihm. Vasile Georghe hing mehrere Meter über ihm in der Luft, gehalten von dem sich nun wie wild windenden Tentakel, und stieß ein unmenschliches Grölen in die Nacht.
Tom ignorierte den Schmerz im Gesicht und rammte ein neues Magazin in den Griff der Glock.
Er wirbelte herum und wollte Hauptwachtmeister Lungochi ins Ziel nehmen, doch von ihm und seinem Tentakel fehlte jede Spur.
Der Agent blickte wieder auf Vasile, dessen Leib immer noch über ihm hing und unter unzähligen Krämpfen zu erzittern schien. Nach wie vor spritzte dunkles Blut aus dem Tentakel und bildete stinkende Lachen, die sich allmählich in alle Richtungen auf dem hart gefrorenen Boden verteilten.
Vasile würgte einen letzten Schrei hervor, der Tentakel riss ihn mindestens fünf bis sechs Meter in die Höhe und schien dann von einem Moment zum nächsten alle Kraft zu verlieren.
Tentakel und Vasile rasten in die Tiefe und krachten mit dumpfem Wummern auf den Boden, wo sie reglos liegen blieben.
Offensichtlich hatten die Spezialgeschosse doch noch ihre tödliche Wirkung entfalten können.
Tom wischte sich über das Gesicht, was sofort weitere brennende Schmerzen auslöste. Der Agent hatte das Gefühl, als hätte sich die Haut auf der rechten Seite aufgelöst.
»Milena?«
Seine Stimme klang gepresst und kam ihm wie die eines Fremden vor.
»Hier!«, drang es keuchend aus einem Graben am Rande des Feldes.
Milena hatte sich offensichtlich nach ihrem Warnruf hier hingeflüchtet.
Kluges Mädchen!
»Sind Sie in Ordnung?« Milena nickte stumm. Sie wirkte vollkommen abgekämpft. Es kam Tom sogar so vor, als sei sie binnen weniger
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