Paraforce Band 9 - Der Schlag eines Herzens 2
Milena noch entsetzt. Gehetzt blickte sie zu Stelian hinüber und konnte ein erschrockenes Keuchen nicht verhindern.
Stelian hatte nicht schnell genug reagiert. Hauptwachtmeister Lungochi war, ähnlich wie Vasile, etwas Schwarzes aus dem Mund gefahren. Und dieses schwarze Etwas hatte sich wie eine gespaltene Zunge in beide Augen des Wachtmeisters zweiter Klasse gebohrt.
Milena musste hart schlucken. Sie wankte zurück, denn im Licht ihrer Lampe konnte sie sehen, wie Blut und halbflüssige Teile der Augäpfel über die Wangen des Polizisten herabliefen.
Stelian Schreie endeten abrupt, als das Leben aus seinem Leib wich. Gleichzeitig vernahm Milena ein leises glucksendes Geräusch, als würde eine zähe Flüssigkeit durch einen Schlauch gesogen werden.
Der Anblick überforderte die ansonsten so hartgesottene Agentin. Es schüttelte sie förmlich durch und deshalb sah sie die schemenhafte Bewegung rechts von sich eine Zehntelsekunde zu spät. Ein brettharter Schlag traf sie in Höhe des Schlüsselbeins und riss sie von den Füßen.
Die Pistole wurde ihr aus den Fingern geprellt und flog im hohen Bogen in die Dunkelheit hinein.
Ein weiterer Schlag schleuderte ihren Kopf zur Seite. Milena taumelte, schmeckte Blut auf ihrer Zunge und spie es zusammen mit der Hälfte eines Backenzahns auf den Boden.
Der dritte Treffer warf sie zurück. Sie lag lang ausgestreckt auf dem Boden und schaffte es nicht, die Beine anzuziehen und den Schwung zu nutzen, um sich herumzurollen und wieder auf die Füße zu kommen. Ihre Gliedmaßen waren schwer wie Blei und immer noch hörte sie das schreckliche Saugen.
Lungochi sog und sog das Innerste seines toten Kollegen in sich hinein.
Sie sah verschwommen Vasile Georghes Umrisse vor sich aufragen. Er schob sich vor sie und beugte sich dann mit einer ruckartigen Bewegung zu ihr hinunter.
Sein Mund öffnete sich und schon schoss seine ebenfalls pechschwarze, gespaltene Zunge auf Milenas Gesicht zu.
Die Agentin konnte sich nicht schnell genug herumwerfen, doch ihre rechte Hand zuckte instinktiv in die Höhe. Sie schaffte das schier Unmögliche und fing die Zunge mit eisenhartem Griff ab.
Nur wenige Millimeter vor ihren Augen kamen die harten, hornigen Spitzen zum Stillstand. Milena fühlte genau, wie sich der Druck verstärkte. Vasile Georghe wollte unbedingt in ihre Augen stechen und sich holen, was sein Kumpan dem toten Stelian soeben entzogen hatte.
Sie keuchte. Ein leises Wimmern quetschte sich zwischen ihren zusammengepressten Zähnen hervor. Ihre Kräfte ließen nach. Die Zunge glitt weiter vor. Augenscheinlich konnte sie nichts vor einem schrecklichen Ende bewahren.
14. Kapitel
Proschers Tagebuch
Aus dem Tagebuch von Ludwig Proscher, Eintrag vom 14.04.:
Endlich! Es ist mir gelungen! Brorrkan ist mir untertan. Jahrelang war der Dämon eingesperrt unter der Erde und kaum zehn Jahre nach seiner Freilassung ist er nun schon wieder ein Gefangener. Mein Gefangener! Doch der Reihe nach. Im Jahr 2001 half ich mit bei der Erforschung der St. Jakobskirche in Brünn. Ich wurde hinzugezogen, als man ein Beinhaus aus dem 17. Jahrhundert, das unterirdisch angelegt und irgendwann mit einer massiven Steinplatte verschlossen worden war, entdeckte. Auf der Platte befand sich ein Bannspruch. Man hielt ihn für alten Aberglauben. Oh, ihr Unwissenden! Hättet ihr nur auf mich gewartet, bevor ihr den Gang aufgebrochen habt. Über Jahrhunderte war dort der Dämon eingesperrt. Zwar konnte er das Beinhaus verlassen und sich im Labyrinth unter dem Krautmarkt kilometerweit bewegen, doch hielt ihn auch dort noch der Bannspruch fest. Erst das Zerstören der Platte ließ ihn freikommen. Doch die Jahrhunderte gingen selbst an Brorrkan nicht spurlos vorbei. Die lange Zeit ohne Nahrung ließ ihn schwach werden und so merkte er lange nicht, dass sein Gefängnis durchlässig geworden war. Bei meinen Nachforschungen unter der Erde fand ich Spuren von ihm. Es gelang mir sogar, anhand von alten Pergamenten, die sich zufällig in meinem Besitz befanden, seinen Namen und sein Sigill herauszufinden. Doch es war zu spät. Als ich dieses Wissen hatte, war es mir endlich doch noch gelungen, die Katakomben zu verlassen. Einzig die Tausenden Schädel hörten meine Stimme, als ich ihn dort zu mir rief. Nun blieb mir nichts anderes übrig, als ihn mit einer Beschwörung zu mir zu holen. Und es gelang. Der Dämon musste mir dienen. Schutzlos war er ausgeliefert. Es ist unglaublich, wie viel
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