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Paragraf 301

Paragraf 301

Titel: Paragraf 301 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Eggers
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Zeitung habe er abbestellt, die sei ihm einfach zu blöd geworden.

    »Zeitung – hab ich auch nicht«, warf Schlüter ein.
    Heinsohn sah scharf auf, nickte kurz und erzählte leise weiter, von der Nacht auf den 4. Februar, als Cengi seinen Onkel und Paten Veli Adaman im Engelsmoor erschlagen gefunden hatte, und von ihrem gemeinsamen Besuch in Hamburg.
    Schlüter hörte schweigend zu, bestätigte nur, dass er vom Tod Adamans gehört habe. Man musste warten, bis die Leute auf Umwegen zum Kern kamen.
    »Die in Hamburg haben mir gesagt, sie wüssten, wer den Adaman umgebracht hat. Wie hat der Mann sich noch mal ausgedrückt?« Heinsohn zog ein blau gemustertes Taschentuch an einem Zipfel aus seiner Manchesterhose, um sich zu schnäuzen. »Einer von denen da, so ein kleiner mit Glatze, der hat mir gesagt, sie wüssten schon, wo sie den Mörder von Veli Adaman zu suchen hätten, auch wenn sie den Namen nicht kennen würden.«
    Schlüter saß pfeilgerade auf seinem alten Stuhl.
    Heinsohn langte in die andere Tasche seiner Hose, holte sein Portemonnaie hervor und legte sorgsam die Visitenkarte des Herrn Yigzi auf den Tisch.
    »Das ist er«, sagte er. »Mit dem ich gesprochen habe. Er hat sie mir gegeben, falls ich mal wiederkommen wollte. Aber wie soll ich …«
    »Haben Sie gefragt, wo sie den Täter suchen würden?«
    »Er hat gesagt, es wäre zu viel, mir das alles zu erklären. Unsere Leben seien zu unterschiedlich.«
    »Und damit haben Sie sich zufriedengegeben?«
    Vielleicht lag zu viel Schärfe in Schlüters Worten, denn Heinsohn wirkte verunsichert, als er fortfuhr: »Hab ich wohl … Aber letzte Woche, als wir da in Hamburg waren – das war so anders, so ganz anders, als mein Leben sonst ist.«
    Heinsohn betrachtete seine schwieligen Hände, die harte gelbe Nägel wie kleine Spaten hatten, alte, abgearbeitete Pranken, und dann warf er einen verstohlenen Blick auf Schlüters weiche Patschehändchen. »Und das sind Leute, die kommen aus der Türkei, da ist ja alles anders – alles.«

    Der Mensch ist eine Insel, dachte Schlüter. »Aber das müssen Sie eigentlich der Polizei berichten – nicht mir«, sagte er.
    »Ich komme nicht wegen Adaman, ich komme wegen Heyder«, widersprach Heinsohn. »Auf der Rückfahrt von Hamburg sind wir in eine Kontrolle geraten.« Er berichtete die Einzelheiten und fügte am Ende hinzu: »Sie haben ihn verhaftet, garantiert. Ich kann’s mir nicht anders vorstellen. Und dann muss er ja jemanden haben, der ihn verteidigt, damit er nicht abgeschoben wird, denn in der Türkei …« Heinsohn verstummte.
    Nachdem er kurz überlegt hatte, weihte Schlüter seinen Besucher ein: »Vielleicht überrascht es Sie. Aber ich habe schon den Auftrag, Cengi zu vertreten. Veli Adaman hat mich darum gebeten, ich konnte bloß noch nicht tätig werden, weil Cengi untergetaucht war und ich keinen Kontakt zu ihm aufnehmen konnte. Bestimmt haben sie ihn nicht verhaftet, weil er illegal hier ist, jedenfalls nicht hauptsächlich. Er wurde verhaftet, weil er am Tod eines Mannes schuld sein soll, der am 10. November in der alten Kaserne ums Leben gekommen ist.«
    Schlüter berichtete, was er aus Angelas Zeitung und von Adaman wusste. Heinsohn hörte mit offenem Mund zu, schüttelte mehrmals den Kopf, schluckte und begann krächzend zu sprechen: »Glauben Sie etwa, das hat er absichtlich getan?!«
    »Jedenfalls sucht man ihn – wegen Totschlags.«
    Heinsohn hatte sich schwerfällig aus dem Besucherstuhl erhoben und stand schwankend vor Schlüters Schreibtisch. Zum ersten Mal sah er Schlüter in die Augen. »So etwas tut man nicht absichtlich, verstehen Sie, niemals tut man so etwas absichtlich, nie!!«
    Ein Hustenanfall ließ Heinsohn zusammensacken. Er versuchte zu sprechen, aber neuer Hustenreiz hinderte ihn. Er wandte sich ab, hustete weiter wie ein Schwindsüchtiger, drehte sich langsam wieder um, indem er sich die Hand an der Manchesterhose abwischte.
    »So etwas macht man nicht absichtlich«, flüsterte er mit rauer Stimme, beide Fäuste auf die Schreibtischkante gestemmt. »Nie im Leben! Man bringt keinen absichtlich um!« Seine Stimme zitterte und er hatte Tränen in den Augen. »Begreifen Sie doch: Sie müssen ihn da rausholen! Versprechen Sie mir das?«
    Er starrte Schlüter von oben an und wartete.
    »Ich werde alles tun, was ich kann«, sagte Schlüter zu. Warum regte sich der Mann so auf?, fragte er sich. Als wenn man ihn selbst unschuldig eingesperrt hätte.
    Heinsohn ließ sich wieder auf seinen

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