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Parallelgeschichten

Parallelgeschichten

Titel: Parallelgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Péter Nádas
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unvorsichtig zwischen die Schenkel zu greifen, unter die Hoden, zwischen die im Schwung der Stöße gespreizten Hinterbacken, und den locker gewordenen Schließmuskel des Darmausgangs zu berühren oder über die bluterfüllte Eichel zu fahren, und schon gab es ein überraschtes Stöhnen, schmerzliches Gebrüll und den in tektonischen Wellen aufbrechenden spontanen Erguss.
    Ihren eigenen Körper aber vermochte sie nicht zu überraschen, genauso wenig wie den von Ágost. Mit der harten Schneide zweier Nägel erreichte sie den ersten Bereich ihrer geschwollenen Klitoris, die äußere Hautfalte. Sie passte zwar auf, aber es fühlte sich doch eher unangenehm an, auch wenn sich die Empfindungen durchdringen.

Die stillen Argumente der Vernunft
    Nein, nicht hinausgeworfen haben sie mich, fuhr er ein wenig lauter fort, etwas viel Gröberes, Roheres ist passiert. Sie kippten mich in eine Grube. Mit Tierkadavern macht man das so.
    Du weißt gar nicht, was du redest. Hast ja noch nie eine Kadavergrube gesehen.
    Ich begriff nicht, warum sie das taten, wie auch. Oder sie gaben mich in einer Garderobe ab, was weiß ich, wie einen Mantel oder einen Schirm. Wenn du willst, kann ich es auch so sagen.
    Warum hätten sie etwas getan, das für dich nicht gut ist. Sie flüsterte, ihre Wörter drangen mit kleinen Luftstößen zwischen die Lippen des Mannes, und sie schaute dabei etwas schielend auf seine fleischigen, auffällig prallen Lippen. Warum redest du so von ihnen, das ist wirklich nicht schön von dir, ich verstehe das gar nicht. Sie haben doch bestimmt nichts Schlechtes gewollt, das kann ich nicht glauben.
    Sie begehrte die Lippen des Mannes, wollte die Wörter von ihnen schlürfen, deshalb widersprach sie und tat ungläubig.
    Warum sagst du, dass sie dich gedemütigt haben, wie hätten sie das denn tun können.
    Sie küsste ihn nicht, um sehen zu können, wie die beiden Lippen sich bewegten.
    Ich habe nicht gesagt, dass sie mich gedemütigt haben.
    Doch, hast du.
    Warum hätte ich das sagen sollen, in was für einem Zusammenhang. Es ist kein Wort, das ich gern ausspreche.
    Aber warum sagst du, dass du es nicht gesagt hast, ich habe es doch mit eigenen Ohren gehört. Ihre Lippen berührten sich ein wenig.
    Sie musste sie einfach berühren.
    Du hast es gesagt.
    Na schön, du verteidigst die schrecklichen Eltern aus Prinzip, er lachte auf,
les parents terribles
. Er genoss es, die ungebildete Frau dauernd in Verlegenheit zu bringen. Ich verstehe schon, was du meinst. Aber ich spreche von mir selbst. Falls es dich interessiert. Nicht von ihnen. Ihre moralische Qualifizierung ist mir gleichgültig.
    Sie hat keinen Dunst, wovon ich rede, dachte er unterdessen.
    Der Hass und die Verachtung, die er für seine Eltern empfand und glücklich wieder in sich geweckt hatte, nahm ihm zwar etwas von der rohen Kraft, da sie seine Aufmerksamkeit spaltete, machte aber seine Bewegungen achtsamer und vorsichtiger.
    Sie wollten, dass du eine gute Erziehung hast, flüsterte die Frau mit der letzten Anstrengung ihres Verstands. So ist es gut, kreischte sie auf, ah, so ist es gut, sie röchelte gegen ihre Absicht. Machte mit ihrem dummen Geröchel das intelligente Gespräch kaputt. Wenn ich so ein süßes kleines Kind hätte, ah, deinen Mund, gib mir deinen Mund, sie röchelte wieder, und auch noch viel Geld, versuchte sie es noch einmal mit Denken, dann würde auch ich es gnadenlos in ein solches Internat stopfen. Sie küsste ihn. Und flüsterte zwischendurch, du bist ungerecht zu ihnen, ganz bestimmt ungerecht, glaub’s mir. Ganz sicher lieben sie dich über alles.
    Der Körper des Mannes verstummte erneut.
    Ach, du redest lächerliches Zeug. Da ging es um etwas ganz anderes. Nicht um die gute Erziehung.
    Er erwiderte die Küsse kaum, ließ sie aber zu.
    Sie wollten uns eine Zeitlang los sein, das ist es. Nicht nur, weil etwas Schreckliches zwischen ihnen geschehen war, sondern weil etwas wirklich zu Ende ging. Vielleicht glaubten sie es selbst nicht, wir aber spürten es. Meine Schwester tuschelte herum, die wollen sich scheiden lassen, ich könne es glauben. Sie wollte mich quälen, weil auch sie Angst hatte. Wir belauschten sie. Sie suchten eine einwandfreie Ausrede, um uns los zu sein, und dafür fanden sie den einwandfreien Ort, ist doch klar. Kann sein, dass ich Glück hatte, denn wäre ich nicht gegangen, hätten sie auch mich umgebracht, so wie meine Schwester.
    Das ist auch nicht wahr, nicht sie haben sie umgebracht, das ist auch so eine

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