Parallelgeschichten
hatte das Gefühl, sie müsse gleich schreien. Soll sich die alte Schachtel endlich verpissen. Was schnüffelt sie da herum. Zum laut Reden würde sie bald keine Kraft haben, denn vom Mann ging ein unterschwelliges Vibrieren und Zittern auf sie über, und sie erschauerte vor hilfloser Wut. Vor Anstrengung, es nicht zu spüren.
Damit es nicht auf die Muskulatur ihrer Scheide überging, sie nicht einmal berührte.
Womit sie unwillkürlich Ágosts abweisenden Ton übernahm.
Und doch hätte sie es lustig gefunden, eine gebührende Rache, wenn sie vor den Augen der Alten stumm gekommen wäre.
Ihr eigener Ton bestand ja gerade darin, sich allen Situationen anzupassen und möglichst allen gerecht zu werden. Von der Anstrengung, dass das jetzt nicht so sein sollte, füllte sich ihr Becken mit noch schmerzhafterer Lust. Sie konnte nichts anderes tun als den Anus zusammenpressen, der Druck aber kehrte sogleich in die ovale Muskulatur der Vagina zurück und verströmte sich dort.
So gab sie dem Mann das Strömen zurück, um ihre eigene Kraft verstärkt, und es endete nicht, sondern schwappte immer voller über die sandigen Ufer.
Diese nicht einmal sehr entfernten, erreichbaren Ufer sah sie vor sich.
Lösch es ja nicht.
Nein, tu ich ganz bestimmt nicht.
Es war, als müsste sie vor Lust gebären, ihr Becken weitete und spannte sich vor Schmerz. Sie selbst war das Bett des großen Stroms, das von der Strömung, von der schnellen Flut des Wassers ausgefüllt wurde.
Gestern hast du es aber gelöscht.
Aus Versehen, Irmalein, ich verspreche, ich vergesse es nicht mehr.
Frau Szemző starrte sie einen Augenblick stumm an. Sich etwas vorzustellen, es zu denken ist etwas anderes, als es vor der Nase zu sehen.
Gyöngyvér ihrerseits starrte Frau Szemző über die Hitze abstrahlende Schulter des Mannes hinweg flehend an.
Die ging aber nicht weg.
Es war nicht mehr so viel Licht in dem kleinen Zimmer, dass man richtig hätte sehen können, trotzdem klebten ihre Blicke ineinander. Als würde die eine mit diesem der Dunkelheit entrissenen Blick verschwinden lassen, was die andere nicht zeigen wollte, und seltsamerweise führte dieses Unmögliche zu einer Übereinkunft.
Dann schlaf schön, sagte Frau Szemző. Danke, das ist lieb, fügte sie flatternd hinzu. Träum süß.
Ja, danke, Irmalein, klang aus dem Dunkeln die unsichere Antwort. Gute Nacht, sagte sie zu laut.
Damit schloss sich die Tür des Dienstbotenzimmers, das Fenster über ihren Köpfen klirrte im Luftzug, aber sie durften sich nicht rühren, Frau Szemző war nicht weggegangen, sondern kramte im Flur.
Sie wagten kein Wort zu sagen.
Als wäre die Wand zwischen Zimmer und Flur durchgebrochen und sie würden die vorsichtigen Klangfetzen des Herumkramens auf der Haut spüren. Erschrecken, sich entsetzen wagten sie so wenig wie laut herauslachen. Obwohl die ungezügelte Lachlust in ihnen ausbrach. Sie mussten sie ersticken. Deshalb hielten sie sich gegenseitig auf dem schmalen, schlecht gefederten Bett fest, klammerten sich aneinander. Aber das war keine Lösung. Im Becken der Frau strahlte das Zittern gleichmäßig in alle Richtungen, stumme Vibrationen durchschnitten es, ohne Rhythmus, sie erhielt und gab zurück, oder sie gab und erhielt zurück, was dann über ihre Schenkel, ihr Rückgrat lief, als würde sie gestoßen; ihre Knie schienen unberechenbar zu zucken, und von jedem Zucken wurde ihr Gehirn schmerzlich erschüttert. Schon deshalb durfte sie nichts sagen. Ach.
So gut. Noch mehr, es tut weh, ach, so gut. Dass es wehtut. Nichts anderes, nur das hätte sie sagen können, noch, weh, ach, nur das wollte sie sagen. Obwohl sie Gewissensbisse hatte, wozu hatte sie diesen affenschweren Mann hier angeschleppt.
Abstellen, abbremsen, das Zucken mit den Muskeln verschlucken. Sie hätte sich für ihre eigene Stimme geschämt, für ihre Dummheit, den Schmerz, dafür, dass sie sich noch in einer so unmöglichen Lage mit ihrer Lust beschäftigte. Das Zucken ließ sich aber nicht verhindern, auch das Strahlen war nicht zu bremsen, nichts. Es kam. Tat weh. Sie verlangte danach. Empfand Lust. Nichts davon ließ sich abwehren, das Hirn wurde mit erschüttert.
Im Halbdunkel entdeckte Frau Szemző, dass sie ihre Winterhandschuhe seit Monaten nicht versorgt hatte.
Das ging nun doch zu weit. Sie schien über ihre Unaufmerksamkeit zutiefst empört.
Sich in dem mit Möbeln vollgestopften, ungelüfteten Flur auf einmal wieder allein zu finden, empfand sie wie eine demütigende
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