Parallelgeschichten
Du könntest mir versprechen, dass es von jetzt an nicht mehr so sein wird, dass du dir meinetwegen Mühe gibst und dich bessern wirst.
Im Kindergarten geht das wahrscheinlich so, Gyöngyvér, aber entschuldige schon, eine solche Enttäuschung darf ich dir nicht bereiten.
Was für eine Enttäuschung, fragte die Frau verblüfft.
Es würde dir gleich klar, wie sehr du dich geirrt hast, wie sehr du dich verrechnet hast.
Wieso denn, wieso soll ich mich geirrt haben.
Du hast dir einen verwöhnten Mann gewählt, obwohl du gar keinen solchen wolltest.
Darauf erwiderte die Frau nichts, sie dachte offensichtlich angestrengt nach.
Du könntest dir gleich einen suchen, der nicht so verwöhnt ist.
Vielleicht hast du recht.
Da bin ich absolut sicher.
Was ich dir natürlich nicht einfach verzeihen kann.
Wenn du nicht verzeihen kannst, dann eben nicht, sagte der Mann, wischte die Hand der Frau weg und sprang auf.
Du kannst dich ja rächen, wann immer, wie immer.
Und damit warf er sich rücklings aufs Bett. Mit gespreizten Beinen, kindisch den Sieg genießend.
Gyöngyvér hockte überrascht vor der nassen Decke.
Das mit der Decke war schon ziemlich heikel.
Die Küche hatte einen kleinen Balkon, dorthin würde sie sie hängen.
Am Nachmittag, am Abend, irgendwann musste sie die Decke waschen.
Womit du sagen willst, dass ich eine dumme Gans bin, die ihre eigenen Wünsche nicht versteht, ihre Lage nicht begreift.
Ich werde darüber nachdenken, was ich damit sagen wollte, aber inzwischen könnten Sie, meine Beste, ein Plaid bringen, ich friere.
Vielleicht bringe ich lieber ein Laken, etwas anderes finde ich wahrscheinlich nicht, sagte Gyöngyvér unsicher.
Das Ganze machte sie allmählich beklommen.
Was hatten sie da gemacht, wie würde sie sich herausreden, wie sollte sie heimlich die Decke waschen.
Und überhaupt, was trieben sie da.
Wie konnte man die Spuren verschwinden lassen, Himmelherrgott. Ich weiß, wo sie die Bettwäsche aufbewahrt, sagte sie laut, wo ich ein Plaid finde, weiß ich nicht.
Es tat ihr gut, es ihm vorzuenthalten.
Ihm die Wärme vorenthalten.
In einer solchen Wohnung findet man schon Plaids, ich würde sagen, sogar mehrere, sagte der Mann zufrieden gähnend. Bloß kein Laken, bitte, und bring mir ein Glas schön kaltes Wasser.
Irgendwas, bevor ich austrockne.
Damit drehte er sich zur Wand, rollte sich zusammen. Wie schön wäre es unter einem netten kleinen warmen Plaid, wimmerte er. Bloß ein nettes kleines warmes Plaid möchte ich haben, sonst nichts. Und Wasser.
Und dann schlüpfst du mit darunter. Und bring es nicht in einem Glas, gib es mir aus deinem Mund zu trinken.
Gyöngyvér ging wortlos hinaus, die nasse Decke in der Hand, und blieb ziemlich lange weg.
Sie hätte weinen mögen, auch wenn sie selbst nicht wusste, warum und weswegen.
Sie spürte diesen demütigenden Worten und wahnwitzigen Betonungen nach.
Wieder einmal habe ich mich ausgeliefert, dachte sie. Sie schämte sich für das Spiel, denn der Mann hatte es ja gar nicht gewollt, auch wenn das so ein Scheißkerl ist, der sich danach für nichts schämt. Er verletzte sie zutiefst mit seiner Selbstsicherheit, oder mit seiner Schamlosigkeit. Der redet, als kenne er sich in fremden Wohnungen aus.
Im Gegensatz zu Gyöngyvér, die sich auch an Orten nicht zurechtfand, die sie zu kennen glaubte.
Ich darf mich nicht mehr ausliefern, wiederholte sie, wütend auf sich selbst.
Sie hatte kein Licht gemacht, hüpfte barfuß und nackt über das knarrende Parkett, den stummen Stein.
Zuvor hatte sie mit einer einzigen raschen Bewegung die schmutzige Decke auf dem Küchenbalkon aufgehängt und die Tür wieder geschlossen.
Ich bin ein Schwein, sagte sie sich, was nicht sehr überzeugend klang, da sie doch auch ihren Körper genoss, seine Biegsamkeit, sein Schweben.
Sie fühlte sich, als wäre sie in dieser Nacht mindestens um fünf Zentimeter gewachsen.
Dann brachte sie ihm rasch das Wasser und ließ ihn ebenso rasch wieder allein, auch wenn es hübsch war zu sehen, wie gierig der verwöhnte Scheißkerl trank, den sie auch noch zusätzlich verwöhnte, blöd wie sie war.
Sie blieb in dem mit Möbeln vollgestopften Flur stehen und versuchte sich vorzustellen, wo er diese verfluchten Plaids suchen würde.
Als sie auf Zehenspitzen ins Dienstbotenzimmer gehuscht waren, hatte er ja nur rasch übers Entree hinweg einen Blick hineinwerfen können.
Sie musste aufpassen, ihn nicht mit sinnlosen Vorwürfen zu überschütten und sich
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