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Parallelgeschichten

Parallelgeschichten

Titel: Parallelgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Péter Nádas
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er die richtige Perspektive endlich gefunden hatte.
    Auch wenn alle Wände bedrückend nah waren. Und gleich fiel ihm auch ein, dass dieses seltsame Gefühl ziemlich genau seinem Schicksal entsprach.
    Wenn eine Materie keine Masse hat, erscheint sie im physischen Raum nicht und hat auch keine Perspektive.
    Ich habe geduscht, aber es gibt noch reichlich warmes Wasser. Ich habe dir welches gelassen.
    Ich habe mich verirrt, dachte er, ich habe mich in diese Frau verirrt, geben wir es zu.
    Ich müsste aus ihr herausfinden.
    Einen Tag, na schön, einen Tag noch will ich mir geben.
    Ich habe keine Lust, mich hochzurappeln, antwortete er unterdessen. Wenn du erlaubst, wenn ich dich mit meinen Ausdünstungen nicht störe, gehe ich nirgendwohin.
    Wegen der Alten brauchst du keine Angst zu haben, man hört den Lift rechtzeitig.
    Ich liege hier ganz gut, auch ohne Duschen.
    Wenn du willst, stehe ich im Flur Wache, ich lasse sie nicht rein.
    Wie viel Uhr ist es.
    Weiß nicht.
    Aber ungefähr.
    Zum Schlafen sicher zu wenig.
    Das klingt wie ein Vorwurf. Ich hoffe, du trägst mir die Behelligung nicht nach.
    Darüber mussten beide lachen.
    Ich höre keine Straßenbahn. Halb zwei, halb drei, ich weiß es wirklich nicht.
    Hast du das Fenster aufgemacht.
    Wer denn sonst. Um halb vier kommt die erste Straßenbahn.
    Hilf mir aufstehen, bitte.
    Helfen soll ich dir auch noch.
    Einfach aus Nächstenliebe.
    Mein Gott, habe ich dich ausgepumpt. Wie könnte ich dich für die verlorene Energie entschädigen.
    Der Mann begann sich genussvoll zu strecken, er gähnte laut, als würde er da auf dem Boden mit seiner Hilflosigkeit kämpfen. Setzte sich auf, kippte wieder zurück, auf die pissedurchtränkte Decke, ließ seine Glieder knacken, drückte an ihnen herum, strich sich mit der Hand über seinen unbehaarten, dunkel aufschimmernden Brustkasten.
    Nichts einfacher als das, sagte er hinter einem Gähnen hervor, zahle. Sagen wir mal, die Tage lasse ich dir großzügig durchgehen, aber zahle für vier komplette Nächte.
    Dann wäre es aber anständig gewesen, wenn du das vorher gesagt hättest. Wir hätten klären können, ob du es pro Mal haben willst oder in einer Pauschale, erwiderte sie, ohne mit der Wimper zu zucken. Und wir müssten auch noch klären, was wie viel kostet.
    Die Idee gefiel ihr wirklich, sie hätte tatsächlich gezahlt, sie wusste es.
    Jeder versank lustvoll im Anblick der Nacktheit des anderen. Der Mann dachte ein Weilchen über seinen Preis nach und war sich sicher, dass er das Geld annehmen würde.
    Mit dreihundert wäre ich schon zufrieden, sagen wir, pro Mal.
    Sie schälten den andern aus dem Dunkel heraus, weniger mit dem Blick als mit einem inneren Sehen und mit dem Selbstgenuss, der lustvoll war und den sie ebenfalls zeigten, zusammen mit all der Haut und den verantwortungslosen Worten.
    Na, dann wollen wir versuchen zusammenzuzählen.
    Obwohl beide spürten, dass diese Sätze riskant zu werden begannen.
    Ich glaube nicht, dass wir zum gleichen Ergebnis kommen werden.
    Sie würden sich gegenseitig verletzen.
    Klar, du wirst darauf aus sein, einzelne Dinge abzustreiten.
    Ágost ließ seine Hände auf seinem Bauch zur Ruhe kommen.
    Die selbstzufriedene Bewegung belohnte ihn mit einer neuerlichen Erektion.
    Er wich mit einer weiteren Bewegung aus, genug davon, wühlte in seinem von tausendfachem Gekräusel dichten Schamhaar, kratzte darin herum. Was auf Gyöngyvér eher lustig wirkte als verführerisch, wie bei einem Tier. Auch sein ganzes Herumgewälze. Hunde eignen sich auf diese Art den Geruch einer fremden Meute oder fremder Ausscheidungen an. Dann ließ er die Hände zwischen die gespreizten Schenkel gleiten, griff sich wie mit einem großen Löffel unter die Hoden.
    Das erinnerte Gyöngyvér an Schnitter, wie sie auf dem Boden sitzen und aus der gemeinsamen Schüssel die dicke heiße Gulyássuppe löffeln, die ihnen eine große blonde Frau gebracht hat, und sie musste über diese Frau nachdenken, denn sie wusste nicht, woher sie sie kannte und warum es sie bei dem Gedanken schauderte.
    Mit den Hoden hob er seinen Pimmel an, Gyöngyvér musste sich von dem Anblick abwenden.
    Sie verstand nicht, warum ihr diese fremde Frau im Kopf herumspukte, und welche Schnitter da im Schatten ruhten.
    Die andauernde Erregung ließ ihn noch lange nicht zusammenschrumpfen.
    Manchmal staunte Ágost selbst über die lang anhaltende Nachwirkung des Liebemachens; sie dauerte bis zur folgenden Nacht. Der empfindliche, gedunsene Rand der

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