Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Parallelgeschichten

Parallelgeschichten

Titel: Parallelgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Péter Nádas
Vom Netzwerk:
Einladung, respektvoll, freundschaftlich, nichts anderes. Deine eigene Art, oder wenn nicht deine eigene Art, dann die Wahrheit, nichts anderes als die Wahrheit und Billigkeit kannst du ja nicht so sehr verachten, dass du nicht bei uns vorbeikämst. Den Rest sehen wir dann. Der ganze Sommer liegt ja vor uns.
    Überhaupt möchte ich den Sommer mit dir verbringen, genauso wie wir das früher getan haben.
    Zu gegebener Zeit werde ich mich bei dir melden, um deine Antwort zu hören.
    Er sprach so nachsichtig und höhnisch, wie jemand, der den andern doch noch geködert hat. Dann winkte er unerwartet zum Abschied, und bevor Madzar für irgendetwas Zeit gehabt hätte, verschwand er in einem dunklen Durchgang des Decks.
    Madzar vergaß sogar seinen Überzieher und seine Mütze. Er wollte gerade die Schiffsbrücke betreten, als er hinter sich den alten Kellner hörte, gestatten Sie, worauf der ihm die Mütze in die Hand drückte und in den Überzieher half.
    Am folgenden Tag fand er in Ármin Gottliebs Holzlager sofort das Gesuchte, und seine Seelenqualen und Aufgewühltheit gingen vorbei.
    Was habe ich doch Glück, wieder einmal ein Riesenschwein.
    Er jubelte geradezu.
    Bellardi war der Erste, den er über dem Fund sofort vergaß, zusammen mit der ganzen bizarren Geschichte.
    Besser, eine Aufgewühltheit ersetzte die andere.
    Der alte Holzhändler erkannte ihn nicht.
    Er saß im Büro am Schreibtisch, über seinen Papieren, überall Papiere und Geschäftsbücher, auf Tischen, Stühlen, in offenen Aktenschränken. Er blickte zu ihm auf, mit wässerigen Augen hinter dicken Brillengläsern, die Madzar schon als Kind an einen Fisch erinnert hatten, und hörte sich die Sache schweigend an.
    Als würde er abwarten, ob es das Anliegen des fremden Herrn überhaupt wert war, vom Tisch aufzustehen.
    Draußen tschilpten die Spatzen, der scharfe, im Flug ausgestoßene Schrei der Uferschwalben war noch nicht zu hören, auf einmal fehlte das. Sie waren noch nicht aus Afrika zurück. Gottlieb hatte die Jungen das Schwemmholz abladen lassen und sie dann hier im Büro bezahlt.
    Wenn er überhaupt zahlte und nicht sagte, sie sollten das Geld am nächsten Tag abholen kommen.
    Und dann mussten sie lange hier herumstehen, darauf beharren, und dazu gehörten die Schreie der Schwalben.
    Ich verstehe, sagte er, auch jetzt erst nach einer ziemlichen Weile, ich verstehe, obwohl er ehrlich gesagt eher nur ahnte, was für Holz der fremde Herr zu haben wünschte. Ein Hartholz, möglichst von einem Abbruch stammend, gesund, aber alt, wenn möglich sehr alt.
    Vor ein paar Jahren hat jemand einen solchen interessanten großen Fang gemacht, sagte er misstrauisch und stand immer noch nicht auf, legte nicht einmal die Feder hin.
    Sofern es kein Schwemmholz ist, wäre ich froh, wenn Sie es mir zeigen könnten.
    Woher wissen Sie, dass ich an Schwemmholz denke, fragte der Händler argwöhnisch.

Imprägnierte Schwellen
    Ich kenne die hiesigen Verhältnisse bis zu einem gewissen Grad, antwortete Madzar nicht gerade freundlich und signalisierte dem Händler damit, dass er nicht weiter darauf einzugehen wünschte.
    Es ging ja nicht um eine Plauderei.
    Draußen tschilpten die Spatzen in der Sonne, also hatte sich in den vergangenen Jahren nichts Wesentliches verändert, immer waren da die Spatzen, die in der Sonne tschilpten.
    Sie beobachteten sich lange, unruhig, und es schien, als würde Gottlieb aller Reserviertheit zum Trotz in Madzars Gesichtszügen den Jungen von früher entdecken.
    Er lachte und ließ Madzars Wortkargheit gut sein.
    Seine schiefen alten Zähne wurden sichtbar, sein auf die Zahnhälse zurückgebildeter Gaumen, die Reste seines Frühstücks in den Zwischenräumen und den Rillen des abgewetzten Zahnschmelzes.
    Morgens aß er Gänseschmalz auf Schwarzbrot, belegt mit roten Zwiebelringen, was er für äußerst gesund hielt, und dazu trank er starken Kaffee.
    Mit jedem seiner Wörter stieß er einen Zwiebelgeruch aus, der in der Luft steckenblieb.
    Er sagte, wenn er nicht wissen dürfe, wozu das Holz gebraucht werde, könne er dem Herrn leider nicht verraten, ob er welches habe.
    Immer noch hielt er die Feder in der Hand. Der Satz war als Scherz gemeint, zeigte aber doch nur die unstillbare Neugier des Provinzlers. Zuerst wissen, wer das ist, wie es den hierher verschlagen hat, ob der nicht etwas im Schild führt.
    Wenn Sie gestatten, schaue ich mich doch ein wenig um, sagte Madzar mit befehlsgewohnter Stimme, obwohl er aus Freude an dem

Weitere Kostenlose Bücher