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Parallelgeschichten

Parallelgeschichten

Titel: Parallelgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Péter Nádas
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Konnte auch nicht begreifen, zu welchem Zweck Schwellenhölzer so perfekt gearbeitet sein müssen.
    Sollte er wieder Glück haben, fragte er sich, und er wusste, er hatte ein Riesenschwein.
    Wie lange, bitte, liegt das schon da, fragte er unvermittelt.
    Vier Jahre, fünf Jahre, Moment mal, ich möchte dem Herrn nichts Falsches sagen. Zwischendurch haben wir es zweimal sorgfältig umgeschichtet, falls ich damit etwas Beruhigendes sage. Aber es ist ein Rätsel, bitte sehr, womit sie es imprägniert haben, bitte es zu betasten, bitte ganz ruhig näher zu gehen. Ich weiß nicht, wer das Geheimnis mit ins Grab nehmen wird, aber mit irgendwas ist es imprägniert, so viel ist sicher. Ich sage, wir haben es umgeschichtet, weil ich selbst neugierig war, ob sich das Material irgendwie rührt.
    Madzar trat tatsächlich näher, um an der gröberen, dunkleren Schnittfläche der Schwellenhölzer das Material in Augenschein zu nehmen. Am liebsten hätte er gleich daran gerochen, um auf die Konservierungsmethode zu schließen. Aber die körperliche Nähe dieses Menschen und die plötzlich entstandene fachliche Intimität störten ihn.
    Auf den ersten Blick würde man ein dunkleres Tropenholz vermuten, dachte er. Wenn das tatsächlich seit fünf Jahren hier bei Ihnen liegt, sagte er unterdessen, ist das kein Material, das sich rührt, und es schauderte ihn bei dem Gedanken an die Endgültigkeit, dass er das Material der Endgültigkeit gefunden hatte.
    Da können Sie ganz ruhig schlafen, sagte er unverblümt, auf das Material können Sie Gift nehmen.
    Ich Rindvieh juble ihm noch sein Holz hoch, knurrte er vor sich hin, erfüllt von dieser merkwürdig herrschaftlichen Regung.
    Er hatte das Material noch nicht richtig betastet, seine Eigenschaften noch nicht abgeschätzt, und die Frage war auch, ob das unbekannte Imprägniermittel das Holz in seinem Durchmesser durchdrungen hatte.
    So etwas habe ich gesucht, dachte er. Was hat das Konservierungsmittel wohl mit den Markstrahlen gemacht, fragte er sich nüchtern. Wobei er sich schon sagte, ja, das ist es, das wollte ich. Wenn er einen Spiegelschnitt macht und das Innere herausschneidet, ob dann das ursprüngliche Maß erhalten bleibt. Als würde er aus einer geheimen Quelle die positive Antwort schon kennen und wissen, dass dieses Material noch besser war als Abbruchmaterial, besser als gut gelagerter Pflaumen- oder Kirschbaum. Gerade wegen seiner unbegreiflichen Dichte und Reinheit gefiel es ihm, und es ging ihm auf, dass er mit der hohlen Trockenheit von Abbruchmaterial gar nichts hätte anfangen können.
    Er versuchte sich zu beruhigen, sagte sich, schau es dir genauer an, gerate nicht gleich aus dem Häuschen. Wird denn das unbekannte Imprägniermittel auf Körper und Kleidern keine Spuren hinterlassen, keinen unangenehmen Geruch haben.
    Ich habe es gefunden.
    Nichts übereilen, keine vorzeitige Begeisterung.
    Am liebsten hätte er vor ohnmächtiger Freude geweint, wäre da nicht der andere gewesen.
    Als spüre er das Holz im eigenen Körper, als durchlebe er dessen seltsames Schicksal.
    Das wurde in frisch gefälltem Zustand imprägniert, sagte er, und da stellt sich tatsächlich die Frage, womit, womit wohl.
    Auch Gottlieb brummte unschlüssig.
    Madzar hätte wirklich nicht sagen können, wie der magische Augenblick zustande kommt, der weder vom Zufall belastet noch vom unglaublichen Gewicht der Notwendigkeit plattgedrückt ist, auch wenn beides dabei eine Rolle spielt. Wie ein aus dem Material ausgetretener Rückstand. Er musste es herausfinden, er konnte nicht die Katze im Sack kaufen. Eine glückliche Fügung, wie wenn Feldwege, die aus verschiedenen Richtungen kommen und wieder in verschiedene Richtungen auseinanderlaufen, unter einem offenen Sommerhimmel zusammentreffen.
    Manchmal kreuzen sie sich, manchmal berühren sie sich nur, sind vertraut oder völlig fremd.
    Auf diesen verlassenen Feldwegen trafen Geschehnisse aus verschiedenen Himmelsrichtungen zusammen, um dann gleichgültig weiterzuziehen. Vielleicht war auch Gottlieb von der Großartigkeit des Augenblicks überwältigt, er schwatzte nicht mehr, er stand wortlos an Madzars Seite.
    Kein Zweifel, das waren Schwellenhölzer, die auf Nebenlinien verwendet wurden, Eiche.
    In Maßen und Material nicht von der Norm abweichend.
    Er traute sich kaum, näher zu treten, wollte das Holz nicht gleich anfassen, um die klebrige Berührung des imprägnierten Schwellenholzes zu vermeiden und keine Enttäuschung zu erleben. Denn in

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