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Parallelgeschichten

Parallelgeschichten

Titel: Parallelgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Péter Nádas
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hysterische Szenen machen, dass es in dem feinen herrschaftlichen Haus nur so schallt.
    Oh, sie verstand das Miststück sehr wohl.
    Wer nun einmal Alt singt, muss wissen, Gyöngyvér, wo sein Platz ist in der Sängerhierarchie.
    Wenn die alte Idiotin doch wenigstens mit jemandem eine Ausnahme machen würde, mit mir, mit mir. Mich müsste sie als Universalerbin einsetzen. Sie hat ja sowieso niemanden. Auch Frau Szemző hat niemanden, die haben niemanden, und doch werde nicht ich von ihnen erben. Warum versteht denn die Médi nicht, dass Gyöngyvér sie wegen ihres großen Wissens liebt und begehrt.
    In meiner Qual will ich laut sagen, dass ich dich begehre.
    Warum liebt sie mich nicht, was würde es sie schon kosten, einmal eine Ausnahme zu machen, wo doch alle ihre Schubladen voller Schmuck sind und ihre Wohnung aus lauter teuren Gemälden und Teppichen besteht, was will sie denn noch mehr, warum ist sie nicht zärtlicher mit mir.
    Lieber wäre ich ein Rüde, dann würde mich das Médilein an sich ranlassen.
    Schüler, die sie so sehr verehren, kann sie doch nicht viele haben.
    Wenigstens durfte sie Médilein zu ihr sagen, wenigstens dagegen hatte die alte Schreckschraube nichts einzuwenden. Diese feinen Damen der höheren Gesellschaft nannten sie so, diese ihre dicken Freundinnen, die sagten Médilein zu ihr.
    Médilein, na, das kannst du von mir haben, bis zum Gehtnichtmehr.
    Wenn sie sie so nannte, musste Médilein aus Stolz tun, als würde sie ihrer Stimme nicht anhören, wie sehr Gyöngyvér sie verehrte und verachtete.
    Ich würde mich umbringen, wenn ich einen so großen, fleckigen runzeligen Busen hätte. Ein großer Dreckhaufen, dieses Médilein, das mich so leiden macht. Ich will nicht einmal so viel Busen haben wie ein Junge. Sie zahlte viel dafür, dass sie ihretwillen leiden durfte, in der Tat, aber noch nie hatte sie von jemandem so viel gelernt wie von diesem Weib. Eine solche schwäbische Hure ist zu unglaublichem Geiz fähig, keine Minute länger durfte die Stunde dauern. Und auch nach der Stunde durfte man nicht gratis mit ihr plaudern, oh nein, nach fünf Minuten Tratsch war die fähig, die ganze Stunde zu berechnen, und dann tut sie noch, als verstünde sie nicht, warum man empört ist.
    Wegen solcher Kleinlichkeiten hätte Gyöngyvér gern mit einem langen Messer in die Médi hineingestochen.
    Oder gleich mit bloßen Händen auf die alte Schachtel losgehen.
    Gott im Himmel, dass diese hässliche Frau je von einem Mann geliebt worden ist.
    Und sie schön erwürgen.
    Wenn sie die mit dem unschuldigen Lächeln gewürzten Bemerkungen, so geht das nicht, und so auch nicht, endgültig nicht mehr ertragen würde.
    Mit voller Stimme, Gyöngyvér, nicht laut.
    Achtung beim Heruntergehen.
    Es klingt gedrückt.
    Das war doch einfach unerträglich, dass alles anders sein sollte als so, wie sie es tat oder hörte. Dass ihre Gefühle nicht zählten. Wenn sie einen Schnaps kippte, um dieses beklemmende Bewusstsein eine Stunde lang aushalten und schön zurücklächeln zu können, damit doch wenigstens einmal etwas gut war, hatte Médi die Frechheit zu erwähnen, dass sie es an ihrem Atem rieche.
    Wenn Sie getrunken haben, Gyöngyvér, kommen Sie nicht in die Stunde. Machen Sie mir da keinen Usus draus, wenn ich bitten darf.
    Usus, was soll denn das. Dieses Wort kannte weder ihre Kollegin im Kindergarten noch die Ilona Bondor.
    Sie kaute Kaffeebohnen, um Médilein reinzulegen.
    Das gibt’s doch nicht auf der Welt, dass an jemandem alles falsch sein soll.
    Einen Schnaps vor der Stunde, das wird man sich noch erlauben dürfen.
    Na schön, manchmal auch zwei.
    Wie soll sie sich denn so viele Dinge aufs Mal merken. Die alte Hexe meckert nur rum, damit sie noch mehr Stunden nimmt. Die würde doch am liebsten jede ihrer freien Stunden mit Unterricht auffüllen. Wie soll man denn so vielen Forderungen gleichzeitig gerecht werden. Mir soll sie nicht damit kommen. Sie hat ja nicht mal eine freie Stunde, dass man eine verpasste Lektion nachholen könnte.
    Drei Fremdsprachen aufs Mal kann man doch nicht lernen. Jeden Blödsinn lass ich mir von der nicht aufbinden.
    Es schien ganz und gar nicht sinnvoll, so viel Schmach und so viele Demütigungen für so viel Geld stumm zu ertragen.
    Aber sie gab nicht auf, schlug auf Frau Szemzős Flügel das verfluchte Fis immer wieder an, folgte ihm mit der Stimme.
    Sie, die in den Hühnerstall gesperrt worden war.
    Wann hat man je das Médilein oder das Irmuschlein oder die berühmte

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