Parallelgeschichten
kriegen.
Da warst du ein bisschen voreilig, sagte der andere mit vollem Mund.
Drinnen ist niemand, fügte die dritte Gestalt vorwurfsvoll hinzu, und du bringst ihn gleich um die Ecke.
Es hätte genügt, ihn zu betäuben.
Der sagt bestimmt nicht mehr, wo er sein Geld versteckt hat.
Bloß seine Pistole hat er dagelassen, das Rindvieh, gleich als wir rein sind, haben wir sie auf dem Tisch gefunden, er wollte sie zur Hand haben, ausgerechnet auf dem Tisch im Erdgeschoss, erzählte der Erste in versöhnlichem Ton und zog die Pistole aus seiner mit Dörrobst vollgestopften Tasche.
Bevor er sie in Gebrauch nahm, musste er die klebrigen Pflaumen vom Griff schälen.
Wenn das schon so ist, sagte er grinsend, wollen wir sie gleich an ihm ausprobieren.
In Wirklichkeit geschah nichts ohne den Jüngsten.
Ihm reichte er die abgeklaubten Pflaumen.
Der hatte bis dahin stumm über dem Körper gestanden und wie gebannt betrachtet, was er getan hatte.
Vielleicht überlegte er, was er noch alles tun musste. Es war nicht sein erster Mord, und er ahnte, dass er ihn mit tiefer Befriedigung erfüllen würde. Nachdem er sich ein paar Dörrfrüchte in den Mund gestopft hatte, begann er sie zerstreut zu kauen, dann stach er mit dem spitzen Ende des Pfahls, den sie an der Ecke einer Weide aus dem Boden gezerrt hatten, in den Nacken des auf dem Boden liegenden leblosen Mannes.
Einfach so mit Waffen Lärm machen soll man nicht, sagte er in der Pause zwischen zwei leisen Schmatzern.
Der Pfahl rutschte ein bisschen ab, durchstach aber die Haut und ließ so etwas wie einen Knall hören, als er aber das Rückgrat erreichte, rutschte er auf den Wirbeln wieder ab. So stark war das Zustechen offenbar nicht, dass die Spitze gleich zwischen den Sehnen und Muskeln hindurchging. Vielleicht nahm es seinen Armen und Schultern etwas an Kraft, dass er auf den scharfen Pflaumenkern biss, mit den Zähnen geschickt das Fruchtfleisch ablöste, bis der lange nicht mehr gespürte, rauchige, honigsüße Geschmack auf seiner Zunge zerging.
Es war interessant zu sehen, wie ihn die beiden Älteren bedienten.
Sie reichten ihm hilfsbereit auch das Beil.
Mit dem ersten Schlag hieb er daneben, worauf sie alle drei auflachten.
Statt des Pfahls hätte er beinahe die eigene Hand getroffen. Mit dem zweiten Schlag traf er sauber das flache Pfahlende.
Der Wirbel gab nicht nach, im Gegenteil, er stieß den Schlag ab, doch die von Schleim schlüpfrigen Sehnen- und Muskelfasern führten schließlich die steckengebliebene Pfahlspitze zwischen dem zweiten und dritten Wirbel hinein, ein dritter und vierter Schlag weiteten den Raum und brachten den Durchbruch. Offenbar blutete der nach innen, um das Dunkelfaserige des Pfahls erschien eine durchsichtige, von Blut kaum verfärbte Flüssigkeit. Der fünfte Schlag durchstieß die Speiseröhre, man hörte ein eigenartiges Blubbern, vielleicht auch Röcheln, und die Pfahlspitze bohrte sich in den eiskalten Sand.
Zu guter Letzt hat er uns noch in die Hose geschissen, sagte einer der älteren Jungen, blieb aber mit seinem genüsslichen Lachen allein.
Es stieg ihnen in die Nase.
Schon deswegen überließen sie die an den Boden genagelte, stark stinkende Leiche rasch ihrem Schicksal.
Sie beeilten sich, machten nicht einmal die Tür hinter sich zu. Jagdanzüge, Reservemunition, Arbeitskleidung, warme Socken, Stiefel, schwere Schuhe, gestreifte und karierte Flanellhemden, alles war da. Nicht alles frisch gewaschen, sie zogen sich mit diesen Stücken den erkalteten Geruch eines fremden deutschen Männerkörpers über.
Sie wollten noch vor der Dämmerung weiter.
Wertsachen fanden sie keine. Auch an Geld nur fünf Reichsmark in einem dunkelroten Portemonnaie, in der Tasche der Windjacke. Obwohl sie alles durchwühlten, während sie aßen, suchten, aßen.
Jeder in seinem eigenen Dunkel
Der ganze Text ist eine große Kacke, sagte der Mann, der splitternackt in der offenen Kabinentür stand.
Seit Minuten trocknete er zerstreut an sich herum.
Einmal am Hals, dann an den Ohren, während er den Kopf im Rhythmus seiner Worte hin und her drehte, dann wieder steckte er sich das dicke Handtuch zwischen die Schenkel.
Ist doch völlig belanglos, warum gibst du dich damit ab, antwortete der andere Mann gereizt.
Wen interessiert heute noch ein solcher Text, fügte der dritte Mann leise hinzu.
Das sehe ich, klar sehe ich das, aber man kann nicht umhin zu bemerken, womit die sich beschäftigen, fuhr der Erste fort, der von den dreien
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