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Parallelgeschichten

Parallelgeschichten

Titel: Parallelgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Péter Nádas
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dass er gerade etwas verpasst hatte.
    Nichts war so eindeutig wie im Gellért. Doch aus der Art, wie der Bademeister mit honigsüßem Lächeln an diesen drei Männern vorüberging, wie er eifrig und geziert mit ihnen sprach und dabei mit seinen schielenden Augen zwinkerte, konnte der neue Kabinenmann ersehen, dass sie, so dämlich sie sich auch benahmen, bestimmt hohe Tiere waren. Ja, irgendwie schien ihm der Bademeister extra einen Hinweis zu geben. Als dürfe er mit ihnen nichts zu tun haben. Weder so noch so, auch keinen Vorwand suchen, sich nicht mit ihnen anlegen, sie nicht zurechtweisen.
    Das Lukács war ein schwieriger Fall, weil eher nach dem Tageskurs bestimmt wurde, wer sich wie zu benehmen hatte. Es gab sogar eine Etikette der Gesprächsthemen, was man sagen, was man nicht sagen durfte, und vor allem, wer was tun oder lassen durfte oder sollte. Ein neuer Aufseher, der auf die Stelle Wert legte, musste das alles sehr rasch lernen.
    Die Hand um den entblößten Schwanz schien vergessen zu haben, was sie mit ihm wollte, der Mann redete auf eine Art weiter, als dächte er eigentlich gerade darüber nach.
    Na klar, dass es mich auch nicht interessiert, fuhr er ziemlich gleichmütig fort, er hatte wieder einmal beschlossen, nicht beleidigt zu sein, was ihn aber noch mehr als sonst ins Stottern brachte. Onkel Hansi, ich erzähle dir doch bloß aus Herzensgüte, womit sich deine lieben Genossen beschäftigen, sagte er, wobei er aber den durchdringend hellen Blick des anderen mied. Denn auch du kannst nicht wirklich wissen, was alles um dich herum geschieht, sagte er, die hingegen handeln wirklich instinktiv, wie die Tiere. Wie die Tiere, wiederholte er genüsslich.
    Der Genuss, den sich André Rott mit diesen Worten auf Kosten des anderen Mannes verschaffte, war nicht ohne Risiko. Ein doppeltes Risiko, politisch und persönlich.
    Gleichzeitig sah er wieder an sich hinunter, er hielt seine glänzend violette Eichel mit dem ungewöhnlich starken Rand zwischen drei Fingern und trocknete sie mit dem ausschließlich diesem reizbaren Körperteil zukommenden Eifer ab, tupfte gewissermaßen die Feuchtigkeit auf, zog dann rasch die zusammengschrumpelte, fast schwarze Vorhaut wieder darüber. Währenddessen verstummte er aber nicht, wie es andere Männer in ähnlicher Lage tun würden, sondern die heimliche kleine Lust, die sich in seinem Körper ausbreitete und die unwillkürliche Bemühung, sie zu verbergen, rissen ihn zu noch eifrigerer Rede hin.
    Ungarisch können die nicht, so viel steht fest, rief er aus, was leicht komisch wirkte, denn er hatte nicht nur seinen Sprachfehler, sondern sämtliche Vokale kamen unangenehm geschlossen über seine schönen vollen Lippen. Es ist doch sonnenklar, dass die Aufgabe an sich nicht lösbar ist, rief er, von seinem eigenen Einfall mitgerissen. Sie müssten lieben, was sie in Wahrheit nicht ausstehen können. Sie wollen uns weismachen, dass sie dem Fortschritt verpflichtet sind und müssten der Logik der Dinge gemäß wirklich im Voraus wissen können, wie viele Waschkessel und Atomraketen sie im nächsten Jahrzehnt herstellen sollen. Sonst ist Essig mit der Theorie des allgemeinen Fortschritts. Wenn sie aber im Wettbewerb nicht mithalten können, verpassen sie mit einem Mal etwas, das sie ursprünglich gar nicht erreichen wollten.
    Passt mal auf, das ist das Problem, das sie haben, rief er.
    Die beiden anderen waren tatsächlich ganz Ohr, auch wenn sie dazu ein Gesicht machten, als könne man ihnen nichts Neues erzählen, was man ja auch nicht wirklich konnte. Im Grunde achteten sie nicht auf das, was André Rott sagte, sondern auf die nicht unriskante Mitteilung, die in seinen Worten mitschwang. Rott wusste wieder einmal etwas, und er wollte seine Informationen schon seines Ansehens halber großzügig teilen, wenn auch mit Maß, sozusagen tropfenweise.
    Das Problem ist, wie sie das stupide Modernisieren, das ihnen zutiefst verhasst ist, auf die Waffentechnik beschränken könnten, fuhr er im Besitz eines aus geheimen Quellen stammenden Wissens fort. Oder, wie sie den Konsum steigern können, während sie die Unternehmensfreiheit mit allen Mitteln einschränken wollen. Darum geht es in diesem Papier, meine Lieben, und um nichts anderes. Oder wo sie die Grenzen setzen sollen, Konsum bis hierher und nicht weiter. Sie haben keine Handhabe dafür, meine Schätzchen. Bisher wurde alles im Politbüro beschlossen. Wer soll jetzt das Beschließen übernehmen. Eine unmögliche Situation,

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