Parallelgeschichten
trockenen Sand verloren, gewissermaßen zerfielen, und er verdutzt vor dem Rätsel stand.
Er trat in die letzte Spur des Strolchs und starrte entsetzt darauf, die beiden Spuren passten genau aufeinander.
Lieber litt er weiter Durst, als sich aus der Umgebung des Hauses zu entfernen. Lange horchte er in die mit den Vögeln erwachende Stille der Morgendämmerung hinaus, ob er von der asphaltierten Straße her den Zug der Gefangenen höre. Immer wieder fuhr er mit den Zähnen des Rechens über die Spur seiner eigenen Schritte.
Die vom Stamm des Aprikosenbaums zum Pfad führenden Spuren beließ er so, als Indizien des Mords, den sein Sohn plante. Aber es fiel ihm doch auch ein, dass vielleicht eher ein rachedurstiger entflohener Häftling um ihn herumschlich.
Er trank das Wasser, in dem er zwei Tage zuvor die Bohnen gedämpft hatte. Die in Zeitungspapier und Lumpen gewickelten Einmachgläser standen immer noch im großen Wäschetopf; da blieben die meisten auch.
Kurz nach dem Mittagsgeläut machte er sich doch in den Spuren seines Sohnes auf. Er erkannte sie leicht, und er hoffte, weiter weg noch welche zu entdecken. Es wurde ihm ganz weinerlich zumut, als ihm einfiel, wie oft er die Zehen an den strampelnden Füßchen seines kleinen Jungen in den Mund genommen hatte.
Den Rechen versteckte er am Wegrand, im dichten, stacheligen Schlehdorn.
Vielleicht führte ihn der Zufall hierher, vielleicht die Vorherbestimmung, jedenfalls gelangte er auf diese Weise zum Teich. Er hatte von ihm gehört, ihn aber noch nie gesehen. Da lag die Latte, die er schon in der Hand des Presbyters gesehen hatte. Zwei Nägel ragten heraus. Es war eine alte, regenzerfressene Latte mit ganz neuen Nägeln. Er überlegte lange und konnte nicht entscheiden, ob er sie berühren sollte. Als müsste er entscheiden, welcher Kraft er sich überließ. Er verstand nicht, was für eine heimliche Beziehung den Pastor und den Presbyter mit seinem Sohn verband. Obwohl doch die Latte dalag, der Beweis.
Dann beschloss er, sie an sich zu nehmen, sicher ist sicher.
Ein paar Tage später, als die unvorhersehbaren Ereignisse rekonstruiert wurden, bestätigte der Presbyter Balters Geständnis. Die Latte habe tatsächlich er dort liegenlassen, als er am Rand des Dickichts Dávids Sandalen erblickt habe. Diese Aussage hatte später einen entscheidenden Einfluss auf den Prozess. Hätte nämlich die alte Latte nicht dem Presbyter gehört, sondern Balter hätte eigens die beiden Nägel eingeschlagen, hätte sich seine Tat nicht nur als vorbedacht erwiesen, sondern auch als besonders grausam.
Der Presbyter hatte die alten Latten vom Zaun gestemmt und mit einem Mal gemerkt, dass die neuen Latten nicht ausreichen würden. An die Stelle der beim Wegstemmen gekrümmten Nägel habe er zwei neue einschlagen müssen. Damit sie in den alten Löchern kein Spiel hatten, sondern gut hielten, habe er den einen etwas höher, den anderen etwas weiter unten eingeschlagen. Experten befanden diese Aussage als glaubhaft. Der Pastor hatte ihn gerufen, als er gerade die Latte wieder einpassen wollte, und er hatte sie mitgenommen, bei solchen Strolchen weiß man ja nie, woran man ist.
Zugeschlagen hätte er nicht, bestimmt nicht, schon wegen der Nägel nicht.
Balter legte, ohne sich zu sträuben, über alles Rechenschaft ab.
Erst als er vom unmittelbaren Tathergang berichten sollte, begann er sich seltsam zu benehmen und Schwierigkeiten zu machen.
Welch ein Glück, dass nicht mein Sohn der Täter war, wiederholte er sanft, welch ein Glück, mein großes Glück.
Seine Worte wurden einer fast zwangsläufigen Bewusstseinsstörung zugeschrieben.
Zum Zeitpunkt der Tat deckten die heruntergefallenen Aprikosen den Boden beinahe schon in einer dicken Schicht, und es fielen immer noch mehr ab. Die den Tatort in Augenschein nehmenden Polizisten hoben zuweilen eine heile Frucht auf und aßen sie.
Balter leugnete nicht, und so behinderte die Unklarheit, die Einzelheiten betraf, oder auch sein unbegründetes Lächeln die Ermittlung in keiner Weise. Pflichtgemäß telefonierte man zwar mit Budapest, die Kollegen in Zugló möchten doch nachsehen, was sich in Balters Wohnung in der Turul-Straße so alles finde, aber es kam lange keine Antwort. Vom Kampf der beiden Männer lieferten nicht nur neue Unebenheiten des Geländes, nicht nur Flecken reichlich geflossenen Bluts, sondern auch die dicke Schicht des zertrampelten Fruchtfleisches genügend Indizien.
Was die Ereignisse der Nacht betraf, war
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