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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gregory Browne
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ein paar Tage lang vor, und jede einzelne Minute wird ein Spaß für sie sein.«
    »Du liebe Güte!«, murmelte Blackburn.
    Tolan warf ihm einen kurzen Blick zu und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf Fremont. Seit seinem elften Lebensjahr war Bobby Stammgast in Gefängnissen und geschlossenen Abteilungen. Er zeigte ein für seine Störung typisches Verhalten: Schulschwänzerei, Diebstahl, Vandalismus, Überfälle und mehr Schlägereien, als er sich überhaupt merken konnte oder wollte.
    Vor zwei Tagen hatte die Polizei – die regelmäßig mit ihm zu tun hatte – ihn eingeliefert, um zum x-ten Mal ein psychologisches Gutachten erstellen zu lassen, nachdem er einen Drogendealer fast bewusstlos geschlagen und ihm auf den Kopf uriniert hatte. Ein ganz normaler Tag für Bobby.
    Plötzlich schoss Tolan ein Gedanke durch den Kopf. Der Anruf vor einigen Stunden.
    Ich wollte Ihnen nur einen schönen Jahrestag wünschen, bevor ich Ihnen die Kehle durchschneide.
    Konnte es sich bei dem Anrufer um Bobby gehandelt haben? Aggressiv genug war er mit Sicherheit. Aber wie hätte er an ein Telefon kommen sollen? Und an Tolans Handynummer? Tolan notierte sich im Geiste, später das Personal danach zu fragen, und sagte: »Warum sprechen wir nicht in der nächsten Sitzung darüber?«
    Fremont schlug mit der flachen Hand gegen die Glasscheibe. »Scheiß auf die Sitzung! Lasst mich einfach raus aus diesem Irrenhaus!«
    »Entweder das hier oder das Gefängnis, Bobby. Das wissen Sie ganz genau.«
    »Scheiß auf Sie!«, rief Bobby. »Sie sind ein toter Mann. Haben Sie gehört? Nehmen Sie sich vor mir in Acht!« Er trat gegen die Tür und verschwand aus dem Sichtfeld.
    Tolan schaltete die Gegensprechanlage aus und seufzte. Fremonts Aggressivität machte es ihm unmöglich, einen Job zu behalten oder irgendeine nennenswerte soziale Beziehung einzugehen. Innerhalb der vergangenen Monate hatte Tolan ihn mehrmals behandelt und war sich entgegen anderslautender Beteuerungen sicher, dass Bobby es darauf anlegte, immer wieder eingewiesen zu werden. Tolan vermutete, dass es in erster Linie Einsamkeit war, die den jungen Mann in die Klinik trieb. Was das Personal anging, verhielt sich Fremont nur Lisa gegenüber normal. Es hätte Tolan nicht gewundert, wenn sie Teil der Versuchung war.
    »Und ich dachte schon, ich hätte den miesesten Job der Welt«, sagte Blackburn.
    Tolan drehte sich um. »Tun Sie mir einen Gefallen und behalten Sie Ihre Kommentare für sich. Besonders, wenn ich mit einem Patienten spreche.«
    »Tut mir leid, Doc.«
    »Das sagen Sie andauernd.«
    »Einige meiner Verflossenen finden, dass ich es nicht oft genug sage.«
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen.«
    Cassie Gerritt, Medizinstudentin im dritten Jahr, hatte Nachtdienst im Beobachtungsraum. Sie war ein rotwangiges Mädchen mit unbefangenem Südstaatenlächeln und dem Körperbau eines Footballspielers – was beim Umgang mit weniger kooperativen Patienten recht hilfreich sein konnte. Als Tolan und Blackburn den Raum betraten, saß sie vor dem Computer, vollkommen auf den Bildschirm konzentriert.
    Überrascht blickte sie auf. »Doktor Tolan! Sie sind ja schrecklich früh auf den Beinen.«
    »Es geht doch nichts über eine kleine Störung der inneren Uhr. Da wird das Leben gleich viel interessanter. Das ist Frank Blackburn.«
    Während Cassie und Blackburn einander begrüßten, sah Tolan durch den Einwegspiegel in die Zelle, der man, wie allem anderen in dem Gebäude, ihr Alter deutlich ansah.
    Die Neonröhre über dem Bett warf ein schwaches Licht auf die blassgrünen Wände, die im Lauf der Jahrzehnte einiges abbekommen hatten. Jedes Jahr wurden sie neu gestrichen, doch bald darauf wurde die nächste Schicht verzweifelter, meist unverständlicher Botschaften aufgetragen, mit Fingernägeln, Bleistiften und allem, was die Patienten sonst noch zur Hand hatten. Manches war sogar mit Blut geschrieben.
    Jane X Nummer 314 lag in Embryostellung mit dem Rücken zur Glasscheibe, das Haar noch feucht von der Dusche, die das Pflegepersonal ihr verordnet hatte. Am Fußende befand sich eine Decke. Die Frau hatte die Arme um ihren Körper geschlungen – der dünne, weiße Krankenhauskittel hielt sie offensichtlich nicht gerade warm.
    Tolan wandte sich an Cassie. »Sie friert. Vielleicht sollten Sie die Heizung höherstellen.« Eine der wenigen guten Seiten der Station waren die klimatisierten Räume. Zumindest theoretisch.
    »Das ist keine Reaktion auf Kälte«, antwortete

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