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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gregory Browne
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auf, griff sich an die Nase und sank zu Boden. Augenblicklich rollte sie sich zusammen und ließ halb wimmernd, halb flüsternd den wohlbekannten Singsang hören. Ihre Worte waren nicht mehr als ein nasales Keuchen. »Eine Lüge steht auf einem Bein, die Wahrheit auf zweien, eine Lüge steht auf einem Bein, die Wahrheit auf zweien …«
    Cassie erschien und sagte: »Legen Sie sie aufs Bett.«
    Sie griffen nach ihren Armen und Beinen, zwangen sie aus ihrer zusammengerollten Position und hoben sie auf die Matratze. Sie versuchte, sich zu befreien, wehrte und wand sich.
    Wenig später stürzte einer der Wachmänner in den Raum, um ihnen zu helfen.
    »Eine Lüge steht auf einem Bein, die Wahrheit auf zweien, eine Lüge steht auf einem Bein, die Wahrheit auf zweien …«
    Ihre Nase blutete. Sie warf den Kopf hin und her, während Cassie sie mit ruhigen, geübten Handgriffen an Hand- und Fußgelenken fixierte und sie mit einen Gurt über der Taille festschnallte. Schließlich hielt Cassie auch ihren Kopf fest und befestigte einen Gurt über ihrer Stirn.
    »Zwei mal vier ist eine Lüge, zwei mal vier ist eine Lüge …«
    Blackburn dachte daran, wie Tolan ihn zurechtgewiesen hatte, weil er Leute wie sie als durchgeknallt bezeichnete. Doch wenn jemals eine Bemerkung treffend gewesen war, dann diese. Die Frau war die Durchgeknallteste aller Durchgeknallten, die ihm jemals untergekommen waren.
    »Zwei mal vier ist eine Lüge, zwei mal vier ist eine Lüge, zwei mal vier ist eine Lüge, zwei mal vier ist eine Lüge, zwei mal vier ist eine Lüge …«
    Wenig später beruhigte sie sich. Die Worte erstarben auf ihren Lippen.
    Blackburn rang nach Luft, drehte sich zu Tolan um und sah, dass dieser mit dem Rücken an der Wand auf dem Boden saß. Er wirkte völlig verstört. Blackburn war überrascht. Bis zu diesem Augenblick hatte Tolan absolut professionell agiert, wie jemand, der sich und seine Patienten im Griff hatte. Was an ein Wunder grenzte, wenn man sich vor Augen hielt, was er im letzten Jahr durchgemacht hatte. Der Typ war ein Fels.
    Irgendetwas passte hier nicht zusammen. Hinter Tolans Verhalten musste mehr stecken als eine ausgerastete Patientin. Sein Blick verriet, dass er eine Art Schock erlitten hatte, den eine Situation wie diese nicht allein hätte hervorrufen können. Tolan schien gerade Zeuge eines Ereignisses geworden zu sein, von dem Blackburn nichts mitbekommen hatte.
    Plötzlich erinnerte er sich an den alten Obdachlosen. Der hatte auch diesen Gesichtsausdruck gehabt, nachdem er die Frau angesehen hatte. Nicht im gleichen Maß wie Tolan, doch auch er war mit einer Mischung aus Überraschung und Angst vor ihr zurückgewichen. Bislang hatte Blackburn gedacht, der Alte sei einfach nur verrückt – wie viele Obdachlose –, aber jetzt sah es so aus, als habe diese Frau, wer immer sie sein mochte, die Fähigkeit, gewisse Männer geradezu zu paralysieren. Etwas an ihrem Äußeren, ihrem Verhalten oder an ihrem Geruch, etwas, das Blackburn weder sehen noch fühlen oder riechen konnte, bewirkte, dass man ihrem Angriff schutzlos ausgeliefert war. Sie war wie ein Insekt, das seine Opfer lähmte, bevor es sie verschlang.
    »Alles klar hier?«, fragte der Wachmann Cassie. Als sie nickte, verschwand er wieder. Blackburn warf einen Blick auf seinen blutverschmierten Handrücken und beobachtete, wie Cassie der Psycho-Tante mit einem Taschentuch Gesicht und Nase abtupfte. Wahrscheinlich hatte er ihr nichts gebrochen, doch er hatte sie ganz schön zugerichtet. Inzwischen wehrte sie sich nicht mehr. Starrte nur an die Decke, als sei nichts von all dem geschehen. Sie sah beinahe aus wie eine Leiche, die darauf wartete, einbalsamiert zu werden.
    Blackburn fragte sich, ob sie überhaupt in der Lage war, Licht in seinen Fall zu bringen. Sie war so fertig, wie ein Mensch nur sein konnte. Mit Draht und Spucke konnte man die nicht so einfach wieder zusammenflicken. Und Tolan machte auch nicht den Eindruck, als könne er in seiner derzeitigen Verfassung eine große Hilfe sein.
    Blackburn reichte ihm die Hand. »Geht es Ihnen gut, Doc?« Tolan reagierte nicht. »Ihr Gesicht …«, stammelte er. Er wirkte immer noch benommen. Blackburn runzelte die Stirn. Er erinnerte sich, dass der alte Obdachlose etwas Ähnliches gesagt hatte. Er warf einen Blick auf die Frau und stellte fest, dass er sie noch nie ohne blutverschmiertes Gesicht gesehen hatte.
    »Tja, der habe ich wohl ordentlich einen eingeschenkt.«
    »Nein«, gab Tolan zurück,

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