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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gregory Browne
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eingerichtet war. Sofa. Sessel. Fernseher.
    Kat stand vor dem Schrank, zu ihren Füßen befand sich ebenfalls eine Kiste. Im Gegensatz zu seiner handelte es sich jedoch um einen ramponierten Pappkarton.
    »Das Regal hier ist voll mit solchen Kartons«, sagte Kat. »Alle beschriftet. Andenken und so was.« Sie hielt einen Zeitungsausschnitt hoch. »Sie dir das einmal an.«
    Blackburn stellte den Spinnerkasten auf den Fußboden und leuchtete mit der Taschenlampe auf den Zeitungsartikel. Es war ein fünfzehn Jahre alter vergilbter Ausschnitt aus der Los Angeles Times, mit der Überschrift:
    STUDENTIN UND FREUND
NIEDERGESCHOSSEN
    Es folgte ein Bericht über eine junge UCLA-Studentin namens Anna Marie Colson, die erschossen wurde, als sie mit ihrem Freund von einem nächtlichen Spaziergang in Westwood Village zurückkam. Mehrere von Colsons Mitbewohnern waren vernommen worden, unter anderem Michael Edward Tolan, ein Medizinstudent, laut Polizeiangaben Colsons Ex-Freund.
    Zunächst stand Tolan unter Verdacht, doch es wurde niemals Anklage erhoben. Die offizielle Erklärung lautete, dass die Morde die Folge eines gewöhnlichen Straßenraubs waren. Der Artikel enthielt auch ein Foto. Die Studentin und einige ihrer Mitbewohner. Insgesamt sechs. Einer von ihnen war Tolan. Wesentlich jünger. Unbeschwerter, als Blackburn ihn jemals erlebt hatte. Auf seinem Schoß saß eine hübsche Brünette mit Cheerleader-Lächeln. Anna Marie Colson.
    »Seine Frau war also nicht die Erste«, sagte Blackburn. »Der Mistkerl hat es vorher schon einmal getan.«
    »Genau das dachte ich auch.«
    Blackburn betrachtete das Foto, sah sich diese unverbrauchten, jugendlichen Gesichter an. Keiner von ihnen ahnte, dass ein Mörder unter ihnen war. Wie sollten sie auch? Wie hätte man jemandem in die Augen sehen und sofort erkennen können, was sich dahinter verbarg?
    Also hatte Tolan Blackburn zum Narren gehalten. Und das, obwohl Blackburn ein Profi war.
    »Was ist das?«
    Er blickte auf und sah, dass Kat vor seine Füße zeigte. Der Spinnerkasten. Beinahe hätte er ihn vergessen.
    »Ich weiß es nicht genau«, sagte er, »aber das finden wir noch heraus.« Er faltete den Zeitungsausschnitt zusammen und steckte ihn in seine Hemdtasche.
    »Sollen wir den nicht lieber zurücklegen? Du hast doch gesagt, keine Spuren.«
    »Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.«
    Blackburn setzte sich in einen der Sessel und stellte die Kiste auf seinen Schoß. Er nahm die Büroklammer aus der Manteltasche, bog sie zurecht und stocherte in dem Schloss herum. Doch leider gestaltete sich das Ganze schwieriger, als er erwartet hatte.
    »Lass mich mal versuchen«, sagte Kat und hockte sich neben ihn. Sie nahm ihm die Büroklammer ab und machte sich an dem Schloss zu schaffen, bearbeitete es wie ein Profi, und es dauerte nicht einmal eine halbe Minute, bis sie das Schloss geöffnet hatte.
    Sie bemerkte Blackburns Gesichtsausdruck und grinste. »Sportunterricht, Abschlussklasse. Ich habe so einigen im Umkleideraum einen Streich gespielt.«
    »Ich hätte was darum gegeben, einmal Mäuschen spielen zu können!«
    Kats Grinsen wurde breiter. Blackburn legte das Schloss beiseite und klappte den Verschluss hoch. Vorsichtig öffnete er den Deckel und leuchtete mit seiner Taschenlampe in die Kiste. Zuoberst befand sich ein Fach mit Ködern. Gewichte. Eine Spule Angelschnur. Einige Korkschwimmer. Alles ziemlich harmlos und unspektakulär.
    Blackburn hakte einen Finger in den Griff des Fachs, zog es heraus und legte es auf den Fußboden.
    Er erstarrte.
    »Was hast du?«
    Vom Boden der Kiste förderte er ein dickes Objekt zutage. Es sah aus wie ein Füllfederhalter, mit einer Aufschrift an der Seite: PowerBlast 2000.
    Das Verödungsgerät.
    Darunter lagen eine kleine Metallsäge und ein Küchenmesser, scharf wie eine Rasierklinge. Daneben ein Stapel Fotos. Blackburn nahm sie heraus und starrte darauf. Es waren die Bilder der Website, die Tolan ausgedruckt und ihm gegeben hatte. Zerstückelte Leichen in verschiedenen Arrangements. Die untersten Fotos waren die von Abby Tolan. Die Augen waren herausgeschnitten.
    Kat warf einen Blick auf den Kisteninhalt. »Das ist die Mordausrüstung, oder? Vincents Mordausrüstung.«
    Blackburn nickte zögernd. Etwas passte nicht richtig zusammen, irgendetwas stimmte hier nicht, obwohl die Beweise, die er vor sich hatte, eigentlich für sich sprachen. Sie ließen nur eine einzige Schlussfolgerung zu: Dr. Tolan war nicht nur der Mörder seiner Ehefrau.

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