Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme
Blackburn durch den Flur bis zur letzten Tür lief. Die Hand am Kolben der Glock in seinem Holster betrat er das Zimmer und leuchtete es aus.
Das Hauptschlafzimmer. Breites Doppelbett, extrabreite Ankleidekommode, Schrank links, Badezimmer rechts. Nichts Besonderes. Über dem Bett hing ein nüchternes Schwarzweißfoto von Tolan, er stand in einem von Sonnenlicht durchfluteten Raum. Zweifellos hatte seine Frau es gemacht.
Bei genauerer Betrachtung stellte Blackburn fest, dass es im Gebäude der alten Baycliff-Klinik aufgenommen wurde. In einem Gemeinschaftsraum. Oder einem Tagesraum. Er erinnerte sich, dass er das Bild kurz nach dem Mord an Abby zusammen mit einigen anderen Fotos im Magazin der New York Times gesehen hatte.
Er warf einen flüchtigen Blick in die Schubladen der Kommode und achtete darauf, dass sämtliche Socken und Boxershorts an Ort und Stelle blieben. Er fand nichts von Bedeutung.
Er ging zum Schrank, öffnete die Schiebetür, leuchtete hinein und fand die übliche Auswahl an Kleidung und Schuhen. Eine Reihe makelloser Golfschläger stand in der Ecke und sah aus, als warteten sie auf ihren ersten Einsatz. Zweifellos ein Resultat des Gruppenzwangs.
Oberhalb, auf einem Regal, standen einige Schachteln, versehen mit von Hand beschriebenen Etiketten, die Auskunft über mehrere Steuerjahre versprachen. Blackburn nahm das letzte Jahr und sah es flüchtig durch. Er entdeckte einige Scheckbücher. Doch eine kurze Prüfung ihres Inhalts erbrachte nichts Aufschlussreiches. Er stellte die Schachtel zurück und leuchtete abermals das Zimmer aus.
Dann beschloss er, weiterzugehen. Das mittlere Schlafzimmer entpuppte sich als Arbeits- und Bücherzimmer. Funktionell und nüchtern. Regale mit gebundenen Büchern und Paperbacks, sowohl Belletristik als auch Sachbücher. Noch eine Leseratte, genau wie Hastert.
Der Schrank erwies sich als Flop. Einige Mäntel hingen auf Bügeln, darüber befand sich ein Regal mit noch mehr Büchern. Blackburn schloss die Schranktür und ging zum Schreibtisch an der Wand gegenüber. Auf der Schreibunterlage stapelten sich Schriftstücke und Briefe. Er blätterte sie flüchtig durch, doch auch hier fand er nichts Interessantes.
Er öffnete die unterste Schublade, in der Hoffnung, eine Reihe Hängeordner vorzufinden, doch stattdessen stieß er auf noch mehr Bücher, die meisten einschläfernde Werke über die unterschiedlichen psychischen Zustände. Eins hatte Tolan geschrieben, mit dem Titel Welche Farbe hat Ihre Wut? Blackburn blätterte es durch und erinnerte sich vage daran, dass es vor einigen Jahren ein Bestseller gewesen war. Dieses Buch hatte Tolan berühmt gemacht.
Soweit Blackburn es beurteilen konnte, war es nichts Besonderes, bloß eine Aufbereitung der üblichen Selbsthilfe-Ratgeber. Die verschiedenen Stimmungen des Menschen wurden Farben zugeordnet, es folgte eine Sessel-Analyse über mögliche Auslöser. Für Blackburn war das nichts weiter als Blabla, so etwas sah Tolan eigentlich gar nicht ähnlich. War wohl ein Ausflug in die Welt der Pop-Psychologie. Warum sowohl die Öffentlichkeit als auch die Presse mit diesem Schwachsinn etwas anfangen konnte, blieb Blackburn ein Rätsel. Eins der zahlreichen Mysterien unserer Kultur.
Er legte das Meisterwerk zurück und stellte fest, dass er etwas übersehen hatte, hinten in der Schublade, eingeklemmt hinter den übrigen Büchern. Hastig räumte er sie beiseite und zog eine Kiste heraus. Ein rechteckiger Metallkasten mit Vorhängeschloss.
Blackburn spürte einen leichten Adrenalinstoß, gefolgt von augenblicklicher Verwirrung. Es war ein Spinnerkasten. Wie Angler ihn verwendeten.
Doch wenn es sich hier um die Verbindung handelte, die er vermutete, ergab das überhaupt keinen Sinn. Nicht im Geringsten.
Andererseits, so fragte er sich, wenn man solch eine Kiste für Anglerutensilien verwendete, warum bewahrte man sie dann nicht in der Garage auf, zusammen mit der übrigen Ausrüstung? Vorausgesetzt, Tolan besaß überhaupt eine. Warum verstaute man sie in einer Schreibtischschublade, versteckt hinter einem Stapel Bücher?
Blackburn stellte die Kiste auf den Schreibtisch, rüttelte an dem Schloss, doch es war fest verschlossen. Schlagschlüssel waren hier nicht hilfreich, eine zurechtgebogene Büroklammer dagegen schon eher. Er hatte gerade eine in der oberen Schublade gefunden, als er Kat nebenan hörte.
»Hey, Frank, ich glaube, ich habe etwas gefunden.«
Er nahm die Kiste mit ins Nebenzimmer, das gemütlich
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