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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gregory Browne
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ausgegangen, aber ich blieb zu Hause, weil ich mich nicht wohl fühlte. Du sagtest, du müsstest in die Bibliothek.«
    Nein, dachte Tolan. Er war nicht in die Bibliothek gegangen. Er war zu Hause geblieben, um zu lernen. Dessen war er sich ziemlich sicher.
    »Gegen elf kamst du nach Hause, voller Panik. Du hast gefaselt, wir müssten die Polizei rufen. Du hattest eine Pistole in deinen Pullover gewickelt.«
    O Gott! War das ein weiterer Blackout gewesen? Wie viele Erinnerungslücken hatte er schon gehabt, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein?
    »Das Schlimme war«, fuhr Lisa fort, »du hättest es gar nicht zu tun brauchen. Am Abend zuvor hatte Anna mir erzählt, dass sie mit dem Jurastudenten Schluss machen und zu dir zurückkommen wollte.«
    »Das stimmt nicht! Ich glaube nicht ein einziges Wort.«
    »Glaub es mir, Michael. Ich habe dir geholfen, sauber zu machen und die Pistole loszuwerden. Als wir von der Polizei vernommen wurden, habe ich gelogen und gesagt, du wärst die ganze Nacht bei mir gewesen.«
    »Warum hast du das getan?«
    »Das habe ich dir doch schon gesagt. Weil ich dich liebe. Ich habe dich immer geliebt.«
    »Und die Nacht, als Abby starb?«
    »Da war es genauso. Alles war voller Blut. Ich habe dich unter die Dusche gestellt, dir geholfen, sauber zu machen, dich ins Auto gesetzt und bin losgefahren. Ich glaube, du hast die ganze Zeit über keine drei Worte mit mir gewechselt.«
    »Und was war mit meinem Alibi?«
    »Du brauchtest keins, dank Vincent.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Tolan verstand, was sie da gesagt hatte. Die Erkenntnis drohte ihn umzuwerfen. Er riss die Augen auf und starrte Lisa an.
    »Du hast sie so zugerichtet?«
    »Mir blieb nichts anderes übrig. Verstehst du das nicht? Ich musste dich beschützen. Wochenlang stand jeden Tag etwas über Vincent in der Zeitung. Da war es doch naheliegend, ihm alles in die Schuhe zu schieben, damit der Verdacht nicht auf dich fiel.«
    Tolan schloss die Augen und vergrub sein Gesicht in den Händen. Er wollte nichts mehr hören. Wollte sich nur noch zusammenrollen wie Jane X und sterben.
    Sein ganzes Berufsleben und einen Großteil seiner Kindheit hatte er sich mit Menschen auseinandergesetzt, deren Leiden von leichten Phobien bis zu ernsthaften Psychosen reichten. Doch bis zu diesem Moment hatte er ihren Schmerz nie vollständig verstanden. Die Erkenntnis, dass er selbst einer von ihnen war, traf ihn bis ins Mark.
    Aus fehlgeleiteter Loyalität oder einem diffusen Gefühl der Liebe hatte Lisa das Unvorstellbare getan. Sie hatte es für ihn getan.
    Sie mochte ihn vor dem Gefängnis bewahrt haben, doch dieser Augenblick, dieser Schmerz, diese Erkenntnis waren schlimmer als der schrecklichste Tag in einer Strafanstalt. Galle brannte in seinem Rachen, und er schluckte schwer, um den Brechreiz zu unterdrücken.
    »Es gibt noch etwas, das du wissen solltest«, sagte Lisa.
    Tolan öffnete die Augen und sah sie an, unfähig, sich auch nur vorzustellen, was noch kommen mochte.
    »Was?«
    »Du wirst mir nicht glauben, doch ich schwöre bei Gott, es ist die Wahrheit.«
    »Sag es mir.«
    »Alles, was du in EZ3 gesehen hast, Abbys Augen, ihr Gesicht … Das hast du dir nicht eingebildet. Es war keine Wahnvorstellung. All das ist Wirklichkeit.«
    Was redete sie da?
    Dann sprach sie das Unmögliche aus. Worte, die alles zerstörten, die ihn aber zugleich auf unerklärliche Weise mit Hoffnung erfüllten.
    »Sie ist zurück, Michael. Abby ist zurückgekehrt. Sie lebt.«
    51
    Mit zitternden Händen ergriff Blackburn das neue Handy, das er sich in der Dienststelle hatte geben lassen. Hastig tippte er Carmodys Nummer ein. Es klingelte mehrmals, dann sprang die Mailbox an.
    Die Übelkeit, die aus seinem Magen aufstieg, verstärkte sich. Er legte auf und wählte sofort noch einmal, jedoch eine andere Nummer. Beim dritten Klingeln meldete sich De Mello.
    »Fred, bist du noch in der Dienststelle?«
    »Ja, ich wollte gerade Schluss machen. Es gibt noch einige offene Fäden, aber ich dachte mir, das kann ich auch –«
    »Vergiss das alles und setz dich wieder auf deinen Hintern«, sagte Blackburn.
    »Warum? Was ist denn los?«
    »Du musst unbedingt per GPS Carmodys Mobiltelefon orten.«
    »Carmody? Aber –«
    »Tu es einfach, Fred. Sofort!« Er gab seine neue Nummer durch. »Ruf mich zurück, sobald du sie lokalisiert hast.«
    »Geht es Carmody gut?«
    »Genau das will ich herausfinden.« Blackburn legte auf und wandte sich an Kat. »Und du musst auch

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