Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing
verloren" , erinnerte ich mich an die Worte von Meister Heng Tem. Ein Satz, der in sehr viel höherem Maße der Wahrheit entsprach, als mir das im Moment lieb war. Offenbar hatte Cayamu selbst seinen treuen Diener im letzten Moment entmaterialisieren lassen und zu sich geholt - auf seine Welt. Eine Welt, die ich selbst auch schon - wenn auch nur kurz - mit Hilfe der Maske betreten hatte...
"Glauben Sie an die Macht des Schicksals, Miss Vanhelsing? Natürlich tun Sie das... Jemand mit Ihrer Begabung kann gar nicht anders.." Dr. Skull kicherte. In seinen Augen leuchtete ein furchtbarer, mörderischer Wahn... "Wenn ich Sie in Pa Tam Ran getötet hätte, dann wäre es jetzt nicht möglich, dieses Opferritual durchzuführen." Er kicherte erneut. "Wissen Sie eigentlich, was für gewaltige Entladungen von mentaler Energie bei einem Menschenopfer stattfinden? Und wenn das Opfer übersinnlich begabt ist, ist die Kraft noch viel stärker..."
Der Lehmgötze bewegte sich, brüllte wütend auf.
Ich nahm die mentalen Impulse wahr. Gedanken der Mordlust und des Hasses.
Aber da war auch noch etwas anderes.
WUT...GEFANGEN...NICHT MEIN WILLE...
Für einen kurzen Moment berührte sich das Bewusstsein dieses Sumpfgottes mit meinem.
Quanandro...
FREI...SEIN...
Die Pentagramme auf dem kalten Steinboden des Gewölbes leuchteten jetzt grell auf. Strahlen schossen aus ihnen heraus, trafen den Lehmgötzen, der daraufhin aufstöhnte und wieder vollkommen erstarrte.
Ich versuchte mit meinen Gedanken noch einmal das Bewusstsein der Bestie zu ertasten. Aber es gelang nicht.
Da war nichts mehr...
*
Das Mondlicht beschien die moosbewachsenen Mauern des Puerto de las Cabezas. Von einem Augenblick zum anderen erstarb das Konzert aus tierischen Stimmen und den Geräuschen des Windes. Es war totenstil. Nichts war mehr zu hören, bis auf ein leises Plätschern im Wasser.
Ein rot leuchtendes Paar kalter Facettenaugen tauchte über die Wasseroberfläche, dann ein gewaltiger, froschartiger Amphibienkopf, aus dessen breitem, halboffenen Maul das Flusswasser heraustroff.
Mit seinen krallenbewehrten Pranken erklomm das Riesenamphibium die Uferböschung. Ein Fauchen kam aus dem breiten Maul heraus.
Langsam bewegte sich die Kreatur auf das Tor des Puerto de las Cabezas zu.
Weitere Amphibienwesen tauchten nun aus dem modrigen Flusswasser empor. Mit bedächtig wirkenden Bewegungen kletterten sie das Ufer der Schädelinsel empor, hielten zwischendurch inne, um dann ihren Weg fortzusetzen.
Als ob ein Ruf sie herbeigelockt hatte...
Eine Kraft, die sie anzog, und der sie nicht widerstehen konnten.
*
Dr. Skull setzte seine Maske auf, die sich perfekt den Gesichtskonturen anpasste. Doch auch diese verschwanden kurz danach wieder. Die Augenwülste wurden größer, die Mundpartie wölbte sich vor und es bildete sich ein tierhaftes, mit monströsen Zähnen bewehrtes Maul.
Auch die anderen Maskenträger verwandelten sich auf diese Weise.
Sie wurden zu Geistern der Sonne.
Ihr Singsang ging in einen Chor tierhafter Knurrlaute über.
Die Pentagramme auf dem Boden leuchteten in einem immer schneller werdenden Rhythmus auf.
Immer kräftiger wurde dieser Chor.
Die Luft flimmerte an verschiedenen Stellen des Gewölbes.
Transparente Gestalten von weißgekleideten Maskenträgern erschienen, die zunächst wie schwache Projektionen wirkten.
Aber nach und nach gewannen sie an Substanz. Es waren Dutzende. Sobald sie vollständig materialisierten, veränderten sich auch ihre konturlosen Metallmasken in tierhafte Fratzen von grauenerregenden Fabelwesen.
Vor meinen Augen begann sich alles zu drehen. Hinter meinen Schläfen pochte es wie wild. Übersinnliche Energien von unglaublicher Stärke waren in diesen Augenblicken mobilisiert worden. Bilder erschienen vor meinen inneren Auge.
Dutzende von Riesenamphibien, die langsam die Uferböschungen der Schädelinsel emporkrochen...
Diese Bilder vermischten sich mit dem, was sich in dem Gewölbe ereignete.
Die verwandelten 'Geister der Sonne' tanzten in besinnungsloser, wilder Trance um den Lehmgötzen herum.
Ich versuchte, mich daran zu erinnern, wer dieser tierhaften Kreaturen wohl Dr. Skull war. Aber es war unmöglich. Die metallisch glänzenden Ordensmasken veränderten ständig ihre Konturen. Ein Panoptikum des Schreckens, eine Galerie sich ständig wandelnder Alptraumgestalten. Sie zuckten wie Marionetten, die ein unsichtbarer Spieler im Hintergrund bewegte.
Cayamu...
Der selbsternannte
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