Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing
vielleicht wahr werden..."
Mein Mund war staubtrocken. Ich fühlte mich elend. Wer weiß wie schnell wir sehen werden, was geschieht , dachte ich.
*
"Was sollen wir tun, Tom?", fragte ich, während wir in den grauen Nebel blickten, der wie eine Wand über der Themse hing. Es war ein eiskalter Tag, und wir hatten die Mantelkragen hochgeschlagen.
Aber die Kälte drang durch die Kleidung mühelos hindurch.
Eine feuchte Art von Kälte, die an das Innere einer modrigen Gruft erinnerte.
Tom legte den Arm um mich und drückte mich an sich.
"Wir können nichts tun", sagte er. "Nicht im Moment. Wir können nur die Augen aufhalten und aufpassen... Aber um mehr zu tun, fehlt uns im Augenblick jeder Anhaltspunkt."
"Vielleicht sind es unsere letzte Wochen...", flüsterte ich.
Tom sah mich an, fasste mich bei den Schultern.
Ich versank im Blick seiner meergrünen Augen. Eine Träne lief mir über die Wange. Zärtlich wischte er sie weg.
"Du hast mich gefragt, was wir tun sollen", sagte er dann.
"Ja."
"Wir sollen einfach leben, Patti..."
"Mit dieser grauenhaften Aussicht?"
"Wer sagt, dass es wirklich so kommt, wie es Cayamu und der ORDEN DER MASKE wünscht, Patti? Alles, was wir wissen ist, dass unsere Welt einen furchtbaren Feind hat..."
"... und kaum etwas davon ahnt."
"Ja."
Ich schlang meine Arme um ihn. Wir küssten uns mit einer verzweifelten, innigen Leidenschaft im Angesicht einer heraufdämmernden Gefahr, die jedes Vorstellungsvermögen überstieg.
Lange standen wir dann eng umschlungen da, blickten auf das dunstige Themseufer. "Ich liebe dich, Patti", flüsterte Tom mir ins Ohr.
Ich lächelte matt.
"Ich liebe dich auch, Tom."
In diesem Augenblick dachte ich nicht an das bronzefarbene Gesicht eines ehemaligen Gesichtschirurgen. Ich durfte nicht wie das Kaninchen vor der Schlange erstarren, so furchtbar unser verborgener Feind auch war.
Stattdessen erinnerte ich mich an die Worte Meister Heng Tems. Nichts geht verloren...
ENDE
Geisterschiff
1588, an der Küste von Northumberland...
Der Nebel war so dicht, dass man kaum eine Schiffslänge weit sehen konnte. Das Meer war spiegelglatt, und es herrschte eine geradezu gespenstische Stille.
Capitan Carlos Fraga de Ybarrez stand mit weit aufgerissenen Augen auf der Brücke des dreimastigen spanisches Kriegsschiffs SANTA ISABEL und blickte in das graue Nichts, das sie seit dem Morgengrauen umgab.
Seine Hand umklammerte krampfhaft den Griff des Degens, den er an der Seite trug, während ihm ein eisiger Schauder den Rücken hinaufkroch. Er fühlte eine namenlose, dunkle Bedrohung, von der er ahnte, dass selbst die gewaltigen Geschütze der SANTA ISABEL gegen sie völlig machtlos gewesen wären. Die Segel hingen schlaff herunter. Kein Windhauch war zu spüren.
Auf der Wasseroberfläche zeigte sich nicht einmal ein leichtes Kräuseln. Aber die SANTA ISABEL bewegte sich trotz der Flaute mit gleichmäßiger Geschwindigkeit vorwärts. Als ob sie von einer unbekannten Kraft gezogen wird!, ging es dem Capitan schaudernd durch den Kopf. Mit wachsender Beunruhigung sah er, wie der Steuermann sich am Ruder abmühte. "Was machst du da eigentlich?", rief der Capitan aufgebracht.
"Mi Capitan! Das Ruder reagiert nicht. Der Kurs lässt sich nicht beeinflussen..."
"Das ist doch unmöglich..."
"Ich habe keine Ahnung, was das ist, was uns da zu sich heranzieht, aber..." Angstschweiß stand dem Steuermann auf der Stirn. In seinen Augen flackerte es unruhig, als er Capitan Fraga ansah. "Madre de Dios! Ich weiß nicht, was hier vor sich geht! Erst die für diese Gewässer so ungewöhnliche Windstille, dann diese geheimnisvolle Kraft. Das muss schwarze Magie oder Hexerei sein, mi Capitan!"
"Du versündigst dich!"
"Habt Ihr eine bessere Erklärung?"
Fraga schwieg. Die Gedanken rasten nur so durch seinen Kopf. Beinahe schien es ihm, als ob das Schiff beschleunigte.
"Land in Sicht!", rief der Ausguck mit heiserer Stimme.
Und wenig später sah es auch Capitan Fraga de Ybarrez.
Ein dunkler Streifen hob sich aus dem Nebel heraus.
Möwenschreie durchdrangen die graue Dunstwand, was den Ausguck bestätigte. Unruhe entstand unter den Seeleuten.
"Jeder bleibt auf seinem Posten!", schrie Fraga.
Das Gemurmel der Männer verstummte.
Sie waren starr vor Entsetzen, aber Fraga war klar, dass das nicht lange anhalten würde.
Eine Panik ist unausweichlich!, durchzuckte es ihn.
Die SANTA ISABEL steuerte in voller Fahrt auf das schmale Schattenband zu,
Weitere Kostenlose Bücher