Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing
du?"
"Ich..."
Ein schriller Piepston unterbrach mich. Ich nahm das Handy vom Ohr. BATTERIE LADEN stand in Großbuchstaben auf dem Display. Das bedeutete, dass das Gespräch mit Tante Lizzy in wenigen Augenblicken zu Ende sein würde...
Ich fluchte innerlich.
Wie hatte das passieren können?
Ich erinnerte mich genau, den Akku des Handys bis zum Rand aufgeladen zu haben. Und bei dem garantierten Stand By von gut 250 Stunden hätte ich in jedem Fall länger als eine Woche erreichbar sein müssen. Selbst dann, wenn man mit einrechnete, das ich mit dem Gerät vielleicht häufig telefonierte, was natürlich dafür sorgte, dass mehr Energie verbraucht wurde. Ist der Akku kaputt?, ging es mir durch den Kopf.
"Tante Lizzy? Hörst du mich noch?"
"Was ist los, Patti?"
"Wir müssen morgen weiter reden. Über Nacht werde ich das Handy nochmal aufladen..."
Erneut ertönte ein Piepston und schnitt den ersten Teil von Tante Lizzys Erwiderung ab.
"...auf dich auf, Kind!"
"Natürlich, Tante Lizzy!"
Eine Viertelstunde später schlief ich in Toms Armen ein.
Der Dunst, der den ganzen Abend über den Himmel bedeckt hatte, löste sich nun zunehmend auf, so dass der Mond für längere Phasen sichtbar wurde. Sein fahles Licht strahlte direkt in unser Fenster hinein.
"Ist Willard eigentlich bislang zurückgekehrt?", fragte ich in die Dunkelheit hinein.
"Nicht, das ich wüsste. Aber ich nehme auch nicht an, dass der Star der Konkurrenz irgendeinen Wert darauf legen würde, mit uns zusammenzuarbeiten..."
"Das nicht, aber..."
"Aber was?"
"Ich weiß nicht."
"Eine Ahnung?"
"Ein ungutes Gefühl, Tom."
Der Schlaf, in den ich dann fiel, war sehr leicht und unruhig. Ich vermochte einfach nicht, wirklich Ruhe zu finden. Immer blieb mein Bewusstsein dicht an der Oberfläche, obwohl ich einen sehr anstrengenden Tag hinter mir hatte und eigentlich wie ein Stein hätte schlafen müssen.
Ein schauerlicher, heiserer Schrei weckte mich.
Ein Schrei, der einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte!
*
Die Fackeln tauchten das düstere Gewölbe in ein gelbliches Licht. Es roch nach Moder und die feuchte Kälte hatte mittlerweile die Kleidung des Mannes durchdrungen, der mit vor Angst geweiteten Augen an seinen Ketten zerrte, mit denen seine Hände und Fußgelenke an dem uralten Gemäuer befestigt waren.
Cecil Willard zitterte am ganzen Körper.
Das dunkle Haar klebte ihm feucht am Kopf. Angstschweiß stand ihm auf der Stirn. Sein hastiger Atem kondensierte zu grauweißen Wolken.
"Verdammt, was wollen Sie von mir?", schrie er und seine heisere Stimme hallte zwischen den kalten Mauern dieses grauenhaften Verlieses wider. Sein Ausruf galt einer düsteren Gestalt, die am anderen Ende des Gewölbes stand und mit einem Kamineisen in einer lodernden Feuerstelle herumstocherte.
Das Gesicht des Düsteren war nicht zu sehen. Es lag im Schatten eines breitkrempigen Hutes, den er tief heruntergezogen trug. Den weiten, dunklen Umhang zog er sich enger um die Schultern.
Zu seiner Linken stand ein wahrer Hüne, der den Düsteren um mindestens einen Kopf überragte.
Der Mann hatte einen völlig kahlen Kopf und trug eine enganliegende Ledermontur, deren Oberteil einer schenkellangen Tunika ähnelte und durch einen überbreiten Gürtel zusammengehalten wurde. Dessen Schnalle wies die Form eines Totenschädels auf.
Sein rechtes Auge wurde von einer dunklen Filzklappe bedeckt. Er verzog das Gesicht zu einem zynischen Lächeln, wobei er zwei Zahnreihen aus einem silberfarbenen Metall entblößte.
Er hatte die Arme vor dem gewaltigen Brustkorb verschränkt und ließ einen dumpfen, knurrenden Laut über die Lippen, der kaum etwas Menschliches an sich hatte.
Cecil Willard schluckte.
Sein Herz raste. Der Puls schlug ihm bis zum Hals. Mein Gott, in was für eine Hölle bin ich hier nur geraten, ging es ihm durch den Kopf. Aber nun war es zu spät. Nun gab es nur noch den Tod...
"Nun reden Sie schon!", kreischte Willard. Der Spitzenmann der 'Sun' war während des Golfkriegs in Bagdad gewesen und hatte immer dort auf der Welt seinen Mann gestanden, wo es besonders gefährlich war. Dutzendfach hatte er sich in Lebensgefahr begeben müssen. Aber nie zuvor hatte er etwas erlebt, das mit dieser Situation auch nur entfernt vergleichbar war.
Dies ist das pure Grauen, dachte er. Er fühlte sich wie lebendig begraben. Der Modergeruch peinigte seine Sinne. Wie in einer Totengruft war es hier unten. Und die erbarmungslos, schneidende Kälte, die
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