Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing
ließen. Der Wind war auf ihrer Seite."
Tom machte eine kurze Pause. Er ließ mich los und verschloss sorgfältig die Tür unseres Zimmers. Dann drehte er sich halb herum. Sein Blick war ins Nichts gerichtet. "Unsere Schiffe waren zum Großteil kaum noch kampffähig, ein Großteil der Besatzungen tot. Später hieß es, dass das Blut in Strömen von den Planken lief. Es ist nicht übertrieben... Der Armada blieb nur der Rückweg nach Spanien, aber nicht auf dem gewöhnlichen Weg durch den Ärmelkanal. Der war uns durch die Engländer versperrt. Nein, der Weg nach Spanien führte für uns einmal um die britischen Inseln herum, entlang an einer feindlichen Küste. Die Engländer hatten selbst die Häfen Irlands besetzt. Nur ein Bruchteil der ursprünglichen Flotte erreichte jemals wieder spanische Gewässer. Die anderen wurden ein Opfer der Stürme, manche zerschellten an Land und ihre Besatzungen wurden dann von der feindlich gesonnenen Bevölkerung erschlagen..."
"So wie hier, in Darnby..."
Tom nickte.
"Es spricht einiges dafür, dass es so war."
"Erinnerst du dich an eine Galeone mit dem Namen SANTA ISABEL, Tom?"
Tom lächelte matt.
Dann schüttelte er den Kopf.
"Die Armada bestand aus hundertdreißig Schiffen, Patti...", gab er zu bedenken. Er trat zum Fenster. Ich folgte ihm, lehnte mich seitlich gegen ihn. Tom blickte hinaus zu den Klippen.
Dorthin, wo sich die abweisenden uralten Mauern von Darnby Castle in den sternklaren Nachthimmel reckten.
"Das Feuer auf dem Turm ist erloschen", stellte er fest.
"Ich möchte gerne wissen, was dort vor sich ging..."
"Es wirkte auf mich wie eine Art Beschwörungszeremonie oder etwas in der Art..."
Tom nickte.
"Jedenfalls ist das Grund genug, sich dieses Schloss einmal genauer anzusehen."
Er drehte sich zu mir herum. Der Blick seiner meergrünen Augen ruhte auf mir, und sein Lächeln verursachte einen wohligen Schauer auf meinem Rücken. Ich fühlte mich ihm sehr nahe.
"Tom, ich weiß, dass hier, in diesem Ort eine ungeheuerliche Gefahr lauert... etwas Gefährliches, Böses, von dem bislang niemand auch nur die geringste Ahnung besaß..."
"Vielleicht fand Paul Trenton darüber mehr heraus..."
*
Ich schlief in Toms Armen ein. Nur wenige Stunden blieben bis zum Sonnenaufgang, und der Schlaf brachte kaum Erholung.
Sonnenstrahlen weckten mich.
Die kalte Februarsonne wirkte kraftlos und stand sehr tief. Eisblumen hatten sich an den Fenstern gebildet, und der Wind heulte um die Häuser von Darnby-on-Sea.
Ich fühlte neben mich und stellte fest, dass Tom nicht mehr da war. Vielleicht war er am Wagen. Ich kontrollierte mein Handy, dessen Akku die ganze Nacht über aufgeladen worden war. Allerdings so gut wie ohne Wirkung. Das Gerät war noch immer fast leer.
In Windeseile zog ich mich an und machte mich frisch. Wenig später trat ich über die knarrenden Stufen jener Treppe, die vom Obergeschoss hinabführte.
Carter stand hinter dem Schanktisch und spülte Gläser. Er wirkte, als ob er nicht so recht bei der Sache war.
"Wollen Sie frühstücken?", fragte Carter dann.
"Gerne".
"Dann suchen Sie sich einen Platz."
"Wissen Sie, wo Mr. Hamilton ist?"
Der Wirt bedachte mich mit einem misstrauischen Blick. In seinen Augen flackerte es plötzlich unruhig. "Er hat mir nichts gesagt..."
Die Beantwortung der Frage erübrigte sich. Die Tür öffnete sich und ein Schwall eiskalter Luft wehte herein. Draußen heulte der Wind wie ein verwundetes Tier.
Tom trat ein.
Den Kragen seiner Jacke hatte er hochgeschlagen. Er rieb sich die Hände und ging auf mich zu.
"Hallo Patti", begrüßte er mich. Unsere Lippen trafen sich zu einem kurzen Kuss.
"Für Sie auch ein Frühstück?", fragte Carter.
Tom nickte ihm zu. "Ja, gerne..."
Der Wirt musterte uns noch einige Augenblicke lang, dann wandte er sich zum gehen und verschwand wenig später durch eine Tür hinter dem Tresen. Tom führte mich zu dem Tisch in der Nische, wo das Gemälde der SANTA ISABEL hing.
"Hör zu, Patti: Jemand war an meinem Volvo und hat die Elektrik außer Gefecht gesetzt. Der Wagen wird keinen Muks machen..."
"Die wollen nicht, dass wir uns in der Gegend umsehen....
"...oder dass wir uns einfach davonmachen. Noch etwas! Mit Cecil Willards Rückkehr scheint hier niemand mehr zu rechnen. Sein Zimmer wurde frisch gemacht. Seine Sachen sind spurlos verschwunden..."
"Vielleicht ist er abgereist!"
"Erstens hat uns Carter gestern Abend etwas ganz anderes erzählt und zweitens steht hinter dem Haus
Weitere Kostenlose Bücher