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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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lauschte, während sie mit starren Augen zur Decke blickte, und sie konnte Roland unter dem Bett hören - seinen schnellen Herzschlag und seinen unregelmäßigen Atem.
    »Du bist tot«, flüsterte er.
    Helen rollte sich auf den Bauch, ging auf alle Viere, zerriss die Matratze mit klauenartigen Fingern und riss große Klumpen der Füllung heraus. Dann starrte sie auf ihn herunter, durch den Tunnel, den sie gebohrt hatte. Sie bleckte die Zähne. Sie fauchte und stieß mit einer Hand auf ihn herab, die Klauen auf sein Gesicht gerichtet.
    Das ist nicht wirklich, sagte er sich.
    Aber er zitterte und keuchte. Er musste hier raus. Er hatte das Gefühl, als krabbelten Spinnen über seinen ganzen Körper. Er robbte seitwärts über den Teppich, hielt aber direkt unter dem Bettrahmen inne. Helen wartete da oben. Sie wartete darauf , dass er zum Vorschein kam , um nach ihm zu greifen.
    Mit einem unterdrückten Wimmern gab er sich einen Stoß und rollte ab. Er setzte sich auf. In dem trüben Licht durch das Fenster war Helen ein bewegungsloser Klumpen unter der Bettdecke.
    Roland behielt sie im Auge, während er sich aufrichtete. Er blickte auch dann nicht weg, als er sich seitlich zur Tür drückte. Er öffnete die Tür, glitt hinaus und schloss sie wieder. Er ging ein paar Schritte davon weg.
    Da er jetzt nicht länger in Gegenwart der Leiche war, ebbte seine Angst langsam ab. Er war wütend und peinlich berührt, weil seine Vorstellung ihm solche Streiche gespielt hatte.
    Warum, so fragte er sich, hatte sein Freund es zugelassen, dass er so die Kontrolle über sich verlor? Er hätte doch sicherlich diese schrecklichen Gedanken unterbinden können - mit einem netten kleinen Lustschub, um ihn an Alison zu erinnern. Genoss er seine Qualen? Oder war es ihm einfach nur egal?
    Er berührte den Wulst hinten in seinem Nacken.
    Ich tue das alles doch nur für dich, dachte er.
    Dann schämte er sich. Das war sein Freund, der seine geheimen Wünsche zur Realität werden ließ, der ihn in ein neues Leben geführt hatte, das noch bizarrer und erregender war als seine blutigsten Träume. Die Angst war seine eigene Schuld. Er hatte kein Recht, das seinem Freund vorzuhalten.
    Als sei er von dieser Erkenntnis bestätigt, oder vielleicht auch nur um ihn daran zu erinnern, was ihm noch bevorstand, ließ sein Freund eine kurze Lustwoge durch Roland branden.
    Hatte er lange genug gewartet? Er wollte, dass Alison schlief, bevor er zu ihr hochstieg. Sonst würde sie vielleicht schreien. Ihr Fenster war offen gewesen, als Roland sich umgesehen hatte, nachdem er das Wohnzimmer sauber gemacht hatte. Sie hatte es bestimmt nicht geschlossen; es war immer noch zu heiß im Haus. Bei dem offenen Fenster konnte ein Schrei von jemandem auf der Straße gehört werden oder sogar von den Leuten, die unten im Haus wohnten.
    Roland musste sie im Schlaf erwischen. Dann hatte sie keine Gelegenheit, zu schreien oder sich zu wehren.
    Er ging zum Sofa, setzte sich und wartete.
    Er genoss das Warten. Die letzte Nacht mit Celia war unglaublich gewesen. Aber Alison war bezaubernd schön und hatte dazu noch eine unschuldige, anziehende Aura, die Celia abging. Sie würde ... unbeschreiblich sein. Ein Traum. Eine ganze Nacht mit ihr.
    Aber er musste warten. Er lehnte sich in das Sofa zurück, faltete die Hände hinter dem Kopf und starrte auf die dunkle Mattscheibe des Fernsehers. Er rief sich das Bild von Alison in der Einkaufspassage ins Gedächtnis, Alison in dem Overall mit dem Reißverschluss, den er gern aufgezogen hätte. Sie hatte eine Tasche in der Hand gehabt. Celia ebenfalls. Er fragte sich, was sie an dem Tag gekauft hatten.
    Roland grinste. Was es auch gewesen war, sie hatten es teuer bezahlt. Es hatte sie ihr Leben gekostet und auch das von Helen. Wenn er sie da nicht gesehen hätte ...
    Dann hätte er sich jemand anderes ausgesucht, nicht die drei Musketiere.
    Jemanden, der ausreichte, um ihn mit einem Freund zu teilen.
    Sein Magen rumorte.
    Lust durchpulste ihn. Roland zuckte und keuchte, bis der Stoß abebbte.
    In Ordnung, dachte er. Ich habe verstanden.
    Er beugte sich vor und streifte die Schuhe und Socken ab. Er zog sein Hemd aus und breitete es auf dem Tisch aus. Im Stehen nahm er das Messer aus seiner Scheide und legte es auf das Hemd. Er nahm die Handschellen aus der Hosentasche seiner Jeans. Aus der anderen Tasche kramte er eine zerknautschte Rolle Klebeband.
    Er berührte den Schlüssel zu den Handschellen, den er an einer dünnen Kette um den Hals

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