Parasit
die übliche Vorgehensweise gewesen, wenn ich ein aktiver Teilnehmer bei deiner kleinen Grabschorgie gewesen wäre?«
»Ich dachte, du würdest dich nur entspannen und es genießen. So wie du dich entspannt und es genossen hast, als ich dich massiert habe.«
»Ja, sicher«, sagte sie. Sie war so müde.
»Ich will nur, dass du das verstehst. Ich will, dass du mit mir zurückkommst. Es lief so gut, Alison. Wir sind es uns schuldig, noch einen Versuch zu wagen.«
»Nein.« Sie schüttelte langsam den Kopf. Sie seufzte. »Es ist vorbei. Schluss. Aus.«
»Wir reden morgen darüber, okay?«
»Gute Nacht, Evan.«
Sie stieß sich von dem Wagen ab, stolperte ein paar Schritte nach hinten und rieb sich das Gesicht.
»Wir reden morgen«, sagte Evan.
»Verschwinde«, murmelte sie.
Er fuhr langsam davon.
Eine Zeit lang stand Alison auf der Straße. Schließlich zwang sie sich dazu, sich zu bewegen. Sie schob ihre Füße über den Asphalt und schaffte es auf den Bürgersteig. Bis zu ihrer Wohnung hatte sie immer noch einige Blocks vor sich. Sie fühlte sich ausgelaugt. Statt weiter über den Bürgersteig zu gehen, ging sie durch den Grasstreifen an der Straße entlang. Nach wenigen Schritten hatte der kühle Tau ihre Schuhe durchnässt. Sie wollte sich hinlegen, wollte die Augen schließen und alles vergessen, aber nicht im nassen Gras. Sie ging zu einer Steinbank, die um den Stamm einer alten Eiche an der Bennet Hall herumgebaut war.
Auf der entgegengesetzten Seite, wo sie von der Straße aus nicht gesehen werden konnte, legte sie sich auf die Bank. Sie faltete die Hände unter ihrem Kopf und ließ die Beine von ihrem runden Sitz herunterbaumeln. Sie schloss die Augen.
Das ist gut, dachte sie. Wenn Evan wieder vorbeikommt und mich sucht, wird er mich hier nie finden.
Der Beton drückte sich schmerzhaft in ihre Hände und ihre Schulterblätter, daher benutzte sie ihre Handtasche als Kissen und faltete die Hände über dem Bauch. Das war viel besser. Irgendetwas huschte lautstark durch die Zweige über ihr. Eichhörnchen.
Sie sehnte sich einen Pullover herbei. Eine Decke wäre noch besser. Wenn sie eine Decke hätte, würde sie vielleicht die ganze Nacht hier bleiben.
Evan hatte eine im Kofferraum seines Wagens. Seine Decke für Notfälle. Scheiße, er hatte viele Gelegenheiten gehabt, sie mit mir zu benutzen. Nie wieder.
Dachte, ich wäre wach. Wer's glaubt...
Die Kälte des Betons kroch durch den Rücken ihrer Bluse und der Shorts und schien sich in die Haut zu saugen. Sie fühlte einen kalten Windhauch über ihre nackten Arme und Beine streichen.
Er zerzauste ihr Haar. Er roch feucht und frisch.
In ihrer Dachkammer würde es heiß sein.
Noch ein Grund, sich nicht von hier fortzubewegen.
Ich könnte mich gar nicht bewegen, selbst wenn ich es wollte, dachte Alison. Und ich will gar nicht. Scheiße. Scheiß auf alles. Gut, nicht auf die Eichhörnchen, es sei denn, eines von denen landet in meinem Gesicht. Und nicht auf Mama und Papa. Und nicht auf Celia und Helen. Und Pizza ist auch okay. Und John D. Mac.Donald und Ronald McDonald.
Der Mistkerl hat nicht mal meinen Witz kapiert. Scheiß auf ihn. Scheiß auf Evan Forbes. Und scheiß auf Roland Werweißwie und Professor Blaine gleich mit, weil sie beide aussehen, als wollten sie mir im nächsten Augenblick die Kleider vom Leib reißen. Und auf wen sonst noch? Warum nicht sofort auf alle? Zum Beispiel auf alle Männer? Helen hat recht, die sind nichts als wandelnde Schwänze auf der Suche nach einem engen Loch. Jedenfalls die meisten.
Alison bemerkte, dass sie mit den Zähnen knirschte und zitterte. Sie schlang sich die Arme vor die Brust.
Wenn du hier bleibst, finden sie dich morgen früh wie den erfrorenen Leoparden am Kilimanjaro. Sie werden erstaunt um dich herumstehen und fragen »Wie ist sie hier hergekommen?« Und irgendein Arschloch steckt dir wahrscheinlich noch die Hand in die Bluse. Man kann sich doch durch so eine Kleinigkeit wie eine Totenstarre nicht von einer Gelegenheit zum Grabschen abhalten lassen.
Alison, du wirst hysterisch.
Sie rieb sich das Gesicht. Jetzt, wo ihre Arme nicht mehr auf der Brust lagen, wehte die Brise über sie hinweg und saugte die Wärme aus ihrer Bluse.
In ihrem Dachzimmer würde es heiß sein, in ihrem Bett weich.
Es reicht. Sie rappelte sich auf die Füße und machte sich auf den Heimweg.
Die Fenster im zweiten Stock waren dunkel, aber das Licht oben auf der Treppe brannte noch. Alison eilte immer noch zitternd
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