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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Zentimeter vor der Bildröhre gesessen, mit dem Ton so leise, dass man die Stimmen kaum über dem Summen hören konnte, das der Fernseher so schon von sich gibt. Irgendwie war das schon Klasse. Wie ein Verhungernder bei einem Festmahl.«
    »Verbotene Früchte.«
    »Genau.«
    »Und du meinst, wenn du plötzlich keinen Sex mehr hast, wird das den gleichen Effekt haben?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Und was tust du dann dagegen?«
    »Du lässt mir ja nicht viele Alternativen. Ich werde wohl über deinen Fotos im Uni-Jahrbuch wichsen müssen.«
    »Evan!« Lachend stieß sie ihm den Ellbogen in die Rippen. Er stolperte von Bürgersteig auf die Straße.
    »Hast du eine bessere Idee?«, fragte er.
    »Wie wäre es mit kalt duschen?«
    »Ich hasse es, kalt zu duschen.« Er nahm wieder ihre Hand. »Es ist doch okay, wenn ich wenigstens deine Hand halte, oder?«
    »Sei nicht albern.«
    »Und wie steht es mit Küssen?«
    »Wir werden sehen.«
    »Ach, was müssen wir doch für unsere taktischen Fehler büßen.«
    Am Südende des Campus mussten sie warten, bis ein Auto aus der Spring Street vorbeigefahren war.
    Nachdem es in die Central Avenue eingebogen war, überquerten sie die Straße. Sie kamen an dem Getränke-Kiosk vorbei, an dem Alison Evan das erste Mal getroffen hatte.
    Sie erinnerte sich an den regnerischen Abend, an dem sie am Tresen gestanden und auf ihre Bestellung gewartet hatte, als plötzlich eine Stimme hinter ihr erklang: »She walks in beauty like the night.«
    Ein kurzer Blick zurück. Evan Forbes lächelte sie an.
    »Selbstgespräche sind ein Symptom für Wahnsinn«, klärte sie ihn auf.
    »Ach, ich habe aber mit dir gesprochen. Ist das auch ein Zeichen von Wahnsinn?«
    »Schon möglich.«
    Sie hatte Evan vorher auf dem Campus gesehen, und wusste, dass er zu den wenigen gehörte, die Englisch im Hauptfach studierten. Sie hatte auch bemerkt, wie er sie am Abend zuvor angesehen hatte, als sie ihn bei Gabby bedient hatte.
    Sie hatte ihren Hamburger, die Pommes und das Bier entgegengenommen.
    »Hast du etwas dagegen, wenn ich dir Gesellschaft leiste?«
    »Nein, ist in Ordnung.«
    Evan war ihr zu einem Tisch gefolgt.
    »Bestellst du denn gar nichts?«
    Er hatte den Kopf geschüttelt, sich ihr gegenübergesetzt und eine von ihren Pommes Frites genommen. »Ich esse deine.«
    »Aha.«
    Er hatte die Pommes hinuntergeschluckt.
    »Wenn du es genau wissen willst, ich habe schon gegessen.
    Ich habe gesehen, wie du aus der Bibliothek gekommen bist, und habe dich bis hierhin verfolgt.«
    Sie hatte gefühlt, dass sie rot wurde. »Ein ganz schöner Aufwand, um sich eine Pommes Frites zu stibitzen.«
    Bei der Erinnerung musste Alison lächeln: »Du hast damals alle meine Pommes aufgegessen.«
    »Das waren die Nerven. Wenn ich nicht auf den Pommes Frites herumgekaut hätte, hätte ich auf meinen Fingernägeln gekaut.«
    »Geschmacklich war das wohl die bessere Alternative.«
    Sie überquerten die Eisenbahnschienen, kamen an dem Waschsalon vorbei, in dem Alison einmal in der Woche ihre Wäsche erledigte, und bogen in die Apple Lane ein. Das Haus von Professor Teal war das dritte nach der Kreuzung. Das Licht auf der Veranda war an, aber die Fenster im Untergeschoß waren dunkel. Die Vorderfenster im ersten Stock waren jedoch erleuchtet, daher nahm Alison an, dass wenigstens eine ihrer Mitbewohnerinnen zu Hause war. Wahrscheinlich Helen. Celia war wohl immer noch in Wallys Kneipe, wo sie den Jungs den Kopf verdrehte und sich mit Bier zulaufen ließ.
    Eine hölzerne Treppe führte an der Hauswand bis zu der oberen Tür hoch. Das Licht über der Tür war aus.
    Evan ging neben ihr auf dem Fußweg durch den Vorgarten und blieb auch dann an ihrer Seite, als sie den Platten um die Hausecke folgte, obwohl er so durch das feuchte Gras gehen musste. Zusammen stiegen sie die Treppe hoch. Oben angekommen, setzte er ihre Umhängetasche ab. »Möchtest du mich hineinbitten?«
    »Besser nicht.«
    Der leise, sanfte Klang eines Lionel-Ritchie-Songs drang zu ihnen hinaus.
    »Eine deiner Mitbewohnerinnen ist da, um deine Unschuld zu beschützen.«
    Alison drückte seine Hand. »Ich bin müde. Ich will nur noch ins Bett.« »Sans Evan.«
    »Sehen wir uns morgen?«
    Er nickte. »Und jetzt? Ist es gestattet, dir einen Gutenachtkuss zu geben?«
    »Ich glaube, das geht in Ordnung.«
    Im Mondlicht sah sie sein Lächeln. Er hob ihre Hand an seinen Mund und küsste sie auf den Handrücken. »Dann bis morgen.« Er gab ihre Hand frei und drehte sich

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