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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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um.
    »Evan.«
    Er blickte über die Schulter zurück. »Ja?«
    »Benimm dich nicht so«, flüsterte sie.
    »Gehabe dich wohl, holde Jungfer.«
    Alison lehnte gegen den Türrahmen und sah zu, wie er die Treppe hinabstieg. Die Bohlen knarzten unter seinem Gewicht. Unten angekommen, ging er nicht über die Steinplatten zurück, sondern direkt über den Rasen zum Bürgersteig.
    »Du Mistkerl«, rief Alison ihm nach. Dann war er verschwunden.
    Sie schloss die Tür auf. Als sie in den Flur trat, lugte Helen aus ihrer Schlafzimmertür. »Du kannst rauskommen«, sagte Alison. »Die Luft ist rein.«
    »Was ist passiert?« Offenbar hatte Helen den letzten Teil der Verabschiedung mitbekommen.
    »Eine kleine Unstimmigkeit.«
    »Klein?« Mit einem Glas Cola in der Hand und einer Tüte Chips, die sie sich unter den Arm geklemmt hatte, steuerte Helen auf das Sofa zu und ließ sich nieder. Sie trug ihren Bademantel und dicke rote Socken. »Ich habe gehört, wie ihr die Treppe heraufgekommen seid, deswegen hatte ich mich verdünnisiert. Ich hatte erwartet, du würdest ihn mit hereinbringen.«
    »Nein.« Alison stellte ihre Tasche auf dem Tisch ab. Sie setzte sich auf das Sofa, kickte ihre Schuhe von sich und schwang ihre Beine in die Kissen. Es war großartig, sich einfach nur hinzusetzen. Sie seufzte.
    »Möchtest du eine Cola oder so was?« »Nein danke.«
    »Chips?« Sie hielt die Tüte hoch. »Sauerrahm und Zwiebeln.«
    »Ich bin zu wütend, um etwas zu essen.«
    »Gerade dann sollte man etwas essen. Das stopft das Loch in einem.«
    »Wenn ich jedes Mal etwas essen wollte, wenn ich mich über etwas ärgere ...«
    »Dann wärst du so eine Tonne wie ich«, beendete Helen den Satz und stopfte sich einen Kartoffelchip in den Mund.
    Alison schüttelte ihren Kopf: »So fett bist du auch wieder nicht.«
    »Ich bestehe nicht gerade aus Haut und Knochen.«
    Alison dachte, man hätte Helen als >angenehm mollig< beschreiben können, wenn sie das dazu passende Gesicht hätte. Aber nicht einmal das konnte man ihr zugute halten. Ganz im Gegenteil. Sie hatte teigige Haut, eine hohe Stirn, hervorquellende Augen hinter dicken runden Brillengläsern, eine hochgebogene Nase, die einen tiefen Blick direkt in ihre Nasenlöcher ermöglichte, wulstige Lippen und einen massigen Hals, der alles verdeckte, was sie an Kinn haben mochte.
    »Möchtest du mit mir darüber reden?«, fragte Helen beim Kauen.
    »Evan ist sauer auf mich, weil ich ihn nicht an mich rangelassen habe.«
    »Macht Sinn. Er ist ein Mann. Ein Mann ist nichts weiter als ein wandelnder Schwanz auf der Suche nach einem engen Loch.«
    »Wie nett von dir, Helen.«
    »Es ist aber wahr. Du kannst es mir glauben.«
    »Du hast nur ein paar schlechte Erfahrungen gemacht.«
    »Du meinst also, dass ich Unrecht habe?«
    »Ich hätte wirklich Mühe, dich zu überzeugen, so wie ich mich im Augenblick fühle.«
    »Ich bin noch nie in meinem Leben mit einem Jungen ausgegangen, der etwas anderes vorhatte, als mir in den Slip zu gehen. Noch nie. Und das heißt einiges. Sieh mich doch nur an. Man sollte meinen, dass die mich nicht mit spitzen Fingern anfassen würden. Mit dem da unten, das ist was anderes.« Sie lachte bellend auf und prustete dabei ein paar Chipskrümel von sich.
    Alison hatte das alles schon gehört, und noch einiges mehr, während vielerlei Gelegenheiten, seit sie mit Helen zusammenwohnte. Die junge Frau war verbittert, und sie hatte allen Grund dazu. Sie war von vielen Männern ge- und missbraucht worden, unter anderem von ihrem Stiefvater.
    Bevor Alison Helen kennen gelernt hatte, hatte sie gedacht, Männer würden um jemanden, der so aussah, einen großen Bogen machen. Weit gefehlt.
    Falls Helen wusste, warum sie so oft von Männern angemacht wurde, dann sprach sie nicht darüber. Aber sie verabredete sich nur noch selten, also war sie vielleicht zu dem gleichen Schluss gekommen wie Alison. Die Männer sahen in ihr ein leichtes Opfer - sie gingen davon aus, dass jede, die so ein Gesicht und so einen Körper hatte wie Helen, einfach ausgehungert sein musste - und dass sie freudig die Beine breit machen würde und dafür dann auch noch dankbar wäre.
    »Ich nehme das zurück«, sagte Helen, nachdem sie einen Mundvoll Chips mit Cola hinuntergespült hatte. »Ich bin schon mal mit einem Jungen ausgegangen, der nicht versucht hat, mich flachzulegen. Es stellte sich dann heraus, dass er schwul war.«
    »Ich will einen Mann, mit dem ich befreundet sein kann«, verriet Alison.
    »Dann

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