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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ernst.«
    Seine Lippe zuckte. Er wirkte überrascht, verärgert, angewidert - so als sei er gerade in einen Hundehaufen getreten. »Was ist nur los mit dir?«
    »Es gefällt mir nicht, was da passiert ist, das ist alles.«
    »Ach Gott«, murmelte er.
    »Es hat die Dinge verändert. Es hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich habe mich gefragt, ob alles, worauf es dir wirklich ankommt, nur der Sex ist.«
    »Das ist doch irre.«
    »Ich weiß nicht, ist es das wirklich?«
    »Natürlich.«
    »Dann würde es dir nichts ausmachen, wenn wir ... wenn wir es nicht tun?« »Du willst heute Nacht nicht mit mir schlafen«, sagte er langsam, so als müsse er sich die Situation erst einmal klar machen.
    »Es geht nicht darum, dass ich das nicht will.«
    »Aber?«
    »Aber ich werde es nicht tun.«
    »Ich habe dich nicht zur Arbeit begleitet, und jetzt bestrafst du mich dafür, indem du dich mir verweigerst.«
    »Das ist nicht der Grund.«
    »Nein? So klingt es aber.«
    »Ich »verweigere mich dir<, wenn du es denn so nennen willst, weil ich herausfinden muss, was da zwischen uns ist -was da außer dem Sex ist. Ich meine ...« Ihre Kehle zog sich zusammen. »Verlässt du mich jetzt, oder was?«
    »Alison.«
    »Tust du es?«
    Evan wirkte verwirrt und gekränkt. Er streckte eine Hand aus und strich ihr sanft über das Haar. »Du weißt, dass ich das nicht lue.«
    »Ich wünschte, ich wüsste das wirklich.«
    »Ich liebe dich.«
    »Auch ohne Sex?«
    »Natürlich. Jetzt komm, lass uns zu mir gehen, und du wirst sehen, dass ich ein Musterbeispiel an Zurückhaltung sein kann.« Er nahm ihre Hand.
    »Nein, nicht zu dir. Wir wissen beide, was dann passieren würde.«
    »Wir würden nur dasitzen und reden. Bei meiner Ehre.« Er lächelte. »Es sei denn, natürlich, dass du deine Meinung änderst. In diesem Fall ....«
    »Ich gehe zurück zu meiner Wohnung«, sagte Alison. »Kommst du mit?«
    »Du wohnst nicht allein!« Sie griff mit der freien Hand nach ihrer Umhängetasche. »Na egal. Ich komme mit. Ich kann dich ja nicht allein mitten in der Nacht durch die Straßen laufen lassen - nicht mit diesen Geldsummen.«
    Sie gingen bis zur Kreuzung zurück und überquerten die Summer Street.
    »Da ist noch etwas«, sagte Alison.
    »Noch mehr?«
    »Das gilt nicht nur für heute Abend.«
    »Dieser Zölibats-Trip?«
    »Es würde nichts bedeuten, wenn es nur für heute Nacht gelten würde.«
    »Hey, mir bedeutet das eine ganze Menge.«
    »Das sieht man.«
    »Hey, komm, das war ein Witz.«
    Sie gingen schweigend eine Weile nebeneinander her. Schließlich fragte Evan: »Und wie lange soll das dauern?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Eine Woche, einen Monat, sechzig Jahre?«
    »Es hängt davon ab, wie sich die Dinge entwickeln.«
    »Was willst du eigentlich mit diesem kleinen Manöver erreichen?«
    »Ich dachte, das hätte ich dir bereits erklärt.«
    »Du willst also herausfinden, was für eine Art Beziehung wir ohne Sex haben?«
    »So ungefähr.«
    Evan schüttelte ungläubig den Kopf: »Habe ich da kein Mitspracherecht?« Alison war ermutigt durch seinen lockeren Ton: »Es muss ja nicht so schlimm sein. Wir werden uns ja immer noch sehen. Oder? Du hast gesagt...«
    »Wir werden uns immer noch sehen.«
    »Wir werden andere Dinge finden, die wir tun können, wenn wir zusammen sind.«
    »Nicht mehr die Idiotenkiste - sorry, das sollte kein Wortspiel sein.«
    »Wie bitte?«
    »Irgendwann in der Oberschule kamen meine Eltern auf die glorreiche Idee, dass ich zu viel Zeit vor der Idiotenkiste verbringe - vor dem Fernseher. Sie waren der Meinung, es gebe mehr im Leben als nur Fernsehen. Also haben sie es mir verboten. Ich sollte meinen Horizont erweitern und den Fernseher vergessen.«
    »Und, hat es funktioniert?«
    »Gewissermaßen. Ich habe einen Haufen Bücher gelesen. Ich habe Karten gespielt - Patiencen. Ich habe mich mehr um meine Hausaufgaben gekümmert. Meine Zensuren wurden besser. Ich habe alles Mögliche gemacht.«
    Alison lächelte: »Wir können uns gegenseitig vorlesen, zusammen lernen, Kartenspielen, ...«
    »Strip Poker?« Er drückte ihr die Hand. »Es gab da einen Nebeneffekt, den ich noch nicht erwähnt habe. Ich entwickelte eine Obsession, was das Fernsehen anging. Wann immer ich die Möglichkeit hatte, schlich ich mich zu meinen Freunden hinüber, um dort fernzusehen. Manchmal habe ich mich sogar wieder nach unten geschlichen, wenn meine Eltern eingeschlafen waren. Ich habe dann den Fernseher im Wohnzimmer angestellt und im Dunkeln ein paar

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