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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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zugefahren. Der wollte mich ummangeln. Irgendein Irrer. Auf jeden Fall habe ich versucht, ihm auszuweichen, und dann ist das Rad weggeschmiert. Dabei habe ich mir das hier geholt.« Sie setzte sich wieder ein wenig auf, zuckte zusammen und nippte an ihrem Whisky. Dann ließ sie sich wieder zurücksinken. Sie stellte das Glas auf dem Schoß ihrer Radlerhose ab.
    »Er hat versucht, dich umzufahren?« Helen klang skeptisch.
    »Da kannst du deinen Arsch drauf verwetten.«
    »Warum sollte jemand ...?«, begann Alison.
    »Weil es ein Irrer war, deswegen. Und nein, ich habe ihm nicht den Finger gezeigt. Ich habe gar nichts gemacht.«
    »Wer's glaubt«, meinte Helen.
    Celia fauchte sie an: »Wo ist dein Problem? Ist dir dein Vibrator durchgeschmort?«
    »Was das angeht ...« »He, Helen«, beschwichtigte Alison, »lass das. Sie ist verletzt, verdammt noch mal.«
    »Ich bin völlig im Eimer.« Celia nahm noch einen Schluck.
    »Ist irgendwas gebrochen?«, fragte Alison.
    »Keine Knochen. Was ich habe, sind Prellungen, Zerrungen, Blutergüsse, Abschürfungen und Scheißschmerzen von Kopf bis Fuß. Ich war so ungefähr zwei Stunden lang in der
    Notaufnahme. Aber wenigstens war der Doktor ein klasse Typ. Einer, dem sein Job wirklich Spaß machte. Er hat mich sogar da untersucht, wo mir gar nichts fehlte.«
    »Jedes Unglück hat auch seine gute Seite«, meinte Helen.
    »Ja. Der meldet sich bestimmt noch mal bei mir.« Sie hob ihr Glas, hielt es sich direkt vor die Augen und starrte in die bernsteinfarbene Flüssigkeit. »Wollt ihr das Beste an der ganzen Geschichte hören?«, fragte sie. So wie ihre Stimme klang, schien ihr dieses >Beste< nicht sonderlich zu gefallen. Helen runzelte die Stirn. Celia starrte weiter in den Whisky. Ihr Kiefer bewegte sich sachte von einer Seite zur anderen, und rieb ihre Unterlippe über ihre Zähne. »Der Typ, der mir das angetan hat ... der hat 'n Abgang gemacht.«
    »Was?«, meinte Alison. »Willst du damit sagen ...?«
    »Er hat ins Gras gebissen, in den Sack gehauen, den Löffel abgegeben. Sein Laster kam von der Straße ab, nachdem er versucht hat, mich umzubringen, und ist dann voll in die Mauer einer Brücke geknallt. Das hat ihn geschafft. Und dann ist sein Arsch verbrutzelt.«
    »Mein Gott«, murmelte Helen.
    »Ist dem Scheißkerl recht geschehen«, sagte Celia und trank ihr Glas aus. »Ich kannte den Kerl nicht mal. Was soll also der Scheiß, warum wollte der mich umfahren? Häh? Ich kann nicht mal mehr draußen auf meinem Rad herumfahren, ohne dass irgendein Irrer versucht, mich umzubringen. Ist ihm recht geschehen. Er kannte mich doch gar nicht. Aber er hat auf jeden Fall dafür bezahlt. Das hat er. Ich wünschte, ich hätte sein Gesicht sehen können, als er vor die Mauer geknallt ist. Ich wette, da hat er blöd geguckt.« Sie lächelte und ihr Kinn zitterte und sie begann zu weinen. Sie ließ das Glas in ihren Schoß sinken. Ein paar Tropfen Whisky tröpfelten auf ihre Radlerhose. Sie presste ihre Augen zusammen, ließ den Kopf auf das Sofakissen zurücksinken und schluchzte.
    Alison legte eine Hand auf ihren Schenkel. »Es ist alles in Ordnung«, flüsterte sie. »Alles in Ordnung.«
    »Verdammt.« Celia schnüffelte. »Der ist verbrutzelt.«

6
    Das Schrillen seines Weckers riss Jake aus dem Schlaf. Er stellte den Lärm ab und schob sich auf einen Ellbogen hoch. Zehn Uhr. Also hatte er sieben Stunden Schlaf gehabt. Wieso fühlte er sich dann wie ausgekotzt?
    Wegen gestern. Stöhnend schwang er seine Beine aus dem Bett, setzte sich auf und rieb sich das Gesicht.
    Gestern. Ein verkohlter Mann, der in der Windschutzscheibe hing. Eine Frau, von der Teile des Schädels und des Gehirns an der Wand klebten oder stückchenweise über den Küchentresen verteilt waren. Ein Mann, der auf ihrem Fleisch herumkaute.
    Bei der Erinnerung wurde ihm übel.
    Das Gefühl der Übelkeit wich dem der Furcht, als in seiner Erinnerung Smeltzer in Zeillupe nach seiner Schrotflinte langte. Der Hautfetzen zwischen Smeltzers Zähnen flappte blutig durch die Luft, als er sich umdrehte und nach dem Gewehr griff. Jake dachte: Er versucht es! und dann, Jetzt! Er feuerte und fühlte, wie sich der Revolver aufbäumte, fühlte die Druckwellen der Detonationen in seinem Trommelfell, roch den stechenden Rauch, sah wie Smeltzer jedes Mal zuckte, wenn eine der Kugeln in ihn einschlug. Er sah wieder, wie eine der Kugeln ihm die Kehle aufriss und wie er zurückgeschleudert wurde, wobei er Jake mit Blut besprühte. Der

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