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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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und er zischte vorbei.
    Ein paar Sekunden später sah Jake die Tankstelle. Er klopfte sich auf die Tasche seiner Uniformhose, um sich zu vergewissern, dass er auch Kleingeld dabei hatte. Münzen klimperten. Natürlich hatte er Wechselgeld. Er hatte dafür gesorgt, bevor er zu Hause losgefahren war, weil er wusste, dass er Barney anrufen musste, wenn er eine entsprechende Nachricht erhielt.
    Jake fand das übertrieben, aber Barney hatte darauf bestanden. Damit die Sache nicht durchsickerte, sollte darüber am Funk nicht geredet werden.
    Aus irgendeinem Grund hatte Jake erwartet, die Münzen an diesem Tag nicht benutzen zu müssen.
    Ich habe mich geirrt.
    Zumindest war der Zeitpunkt passend.
    Scheiße. Wahrscheinlich hat man jemanden tot aufgefunden und du denkst nur daran, dass es dich vor dem Oakwood bewahrt hat.
    Er raste über die Straße, polterte heftig auf den erhöhten Bürgersteig an der Tankstelle und trat das Bremspedal voll durch. Der Wagen schlingerte direkt vor den beiden Münzfernsprechern zum Halten. Er stellte das Horn ab, rammte den Automatikhebel in die Park-Position, ließ den Motor laufen und stieß die Tür auf. Er fischte eine Münze aus seiner Tasche und rannte zu den Telefonen.
    Auf die rechte Zelle war ein Schild mit der Aufschrift »Außer Betrieb« geklebt.
    »Scheiße«, murmelte Jake. Er schnappte sich den Hörer des anderen Apparates und lauschte. Das Piepen zeigte, dass der Apparat funktionierte. Er wusste, dass er mit dem Zittern seiner Hand Probleme haben werde, die Münze in den Schlitz zu stecken. Also rammte er die Münze auf die flache Ebene des Telefons, so nah es ging an den Einwurfschlitz und schob sie von da aus weiter, bis sie hineinfiel. Er hörte ein Klicken im Hörer.
    Er wählte, so schnell er nur konnte.
    Das erste Klingeln war noch nicht verklungen, als Barney schon antwortete. »Jake, vielleicht hat es nichts zu bedeuten. Ich will nicht, dass du voreilige Schlüsse ziehst.«
    Irgendetwas stimmte mit Barney nicht. Eine Stimme klang steif und kontrolliert, er redete gar nicht schnoddrig wie sonst.
    Das klingt nicht gut, dachte Jake. Gar nicht gut.
    Ich will das nicht hören!
    »Barbara hat angerufen. Sie macht sich Sorgen um Kimmy. So wie es aussieht, ist Kimmy seit ungefähr 13:00 verschwunden.«
    Jake sah auf seine Armbanduhr. Einen Augenblick lang wusste er gar nicht, warum er darauf sah. Dann fiel ihm ein, dass er wissen wollte, wie spät es war. Viertel vor drei. Kimmy war seit...
    »Jake?«
    Er antwortete nicht. Kimmy war seit ... 13:00 war ein Uhr, oder?
    »Wahrscheinlich hat sie sich nur verlaufen«, sagte Barney. »So wie Kinder nun mal sind. Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass das etwas ... etwas mit dieser anderen Sache zu tun hat. Jake?«
    »Ja. Ich bin unterwegs.«
    »Halt mich auf dem Laufenden.«
    Jake legte auf. Benommen ging er zu seinem Streifenwagen zurück. Er fuhr los.
    Kimmy. Es geht ihr gut, sagte er sich.
    Es muss ihr gut gehen. Sie hat sich nur verlaufen. Vielleicht hat sie sich verirrt.
    Er sah Ronald Smeltzer in der Küche, auf seinen Knien, sah Zähne, die Fleisch aus dem Bauch rissen, aber es war nicht Smeltzers Frau, die da gegessen wurde. Es war Kimmy. Er schrie »Nein« und pustete den Kerl weg.
    Es geht ihr gut. Niemand hat ihr etwas getan. Sie ist nur ein bisschen spazierengegangen.
    Für mehr als anderthalb Stunden.
    Er sah Harold Standish die Tür öffnen, mit seinen zum Spaß erhobenen Händen und seinem »Nicht schießen.« Jake hielt ihm die Knarre vor die Stirn und drückte ab. Barbara kam angelaufen. Sie trug ihren blauen Seidenkimono. Sie rief ihm zu: »Es ist nicht unsere Schuld!«. Drei Kugeln durchlöcherten ihre Brust. Dann steckte sich Jake den Revolverlauf in den Mund und zog den Abzug durch.
    So zuird es kommen, dachte er. Genau das wird passieren, wenn Kimmy irgendetzvas passiert.
    Du solltest dich beruhigen.
    Scheiß drauf.
    Ihr Arschlöcher, warum habt ihr nicht besser auf sie aufgepasst!
    Er bog in der Auffahrt hinter BBs Spielzeug ein und unterdrückte den Drang, noch einmal Gas zu geben. Dann war er ausgestiegen und auf dem Weg zur Tür.
    Seine rechte Hand umklammerte den genoppten Griff seiner Smith und Wesson. Er schnippte den Sicherheitsbügel des Halfters los. Was tue ich hier eigentlich?
    Er zog die Hand zurück und ballte sie zur Faust.
    Die Tür öffnete sich, bevor er klingeln konnte. Barbara, blass und mit rotgeränderten Augen, warf sich ihm in die Arme und umklammerte ihn. Er stieß sie von sich. Sie sah

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