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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Der Minirock war um ihre Beine verschlungen. Sie sah aus, als sei sie vor kurzem überfallen worden, nur zeigte sie keine Schlag- und Blutspuren. Jedenfalls nicht da, wo man sie sehen kann, dachte Jake.
    Er nahm ihre Hand und drückte sie sacht.
    Sie sah ihn an, wandte dann aber schnell wieder die Augen ab. »Wir haben sie überall gesucht«, sagte sie. »Ich bin bei allen Nachbarn gewesen. Niemand hat sie gesehen. Harold ist mit dem Wagen losgefahren.« Sie schniefte. Mit der freien Hand wischte sie sich wieder über die Augen. »Ich habe gedacht, er müsste jede Minute mit Kimmy zurückkommen. Ich habe darum gebetet. Aber er kam ohne sie zurück. Da habe ich die Polizei angerufen. Ich habe mit Barney gesprochen. Er ... er war sehr nett. Ich habe immer gedacht, er sei ein Widerling, aber er war sehr nett.«
    »Was hatte Kimmy an?«
    »Eine kurzärmelige Bluse. Rosa. Ein grüner Rock. Rosa Socken und schwarze Schuhe. Und ... die Halskette, die du ihr gegeben hast. Die mit den Perlen, die man ineinander stecken muss. Und sie hatte Clew dabei. Und ihre Minnie-Mouse-Tasche. Sie hatte Clew in ihrer Tasche versteckt , während wir gegessen haben, und sie hat ein paar Brotkrumen in die Tasche geschmuggelt... für Clew.«
    Barbaras Stimme zitterte. »Sie war so ... so bezaubernd.«
    »Ich bin gleich wieder da«, versprach Jake.
    Aus dem Wohnzimmer rief er in der Zentrale an. Barney erklärte, er habe bereits alle Beamten außer Dienst kontaktiert. Sie waren unterwegs, um bei der Suche zu helfen. Jake gab ihm die Beschreibung von Kimmy. »Wir tun alle unser Bestes«, versprach Barney. Jake dankte ihm und legte auf.
    Barbara war immer noch auf dem Fußboden im Foyer, aber jetzt hatte sie sich aufgesetzt, die Knie angezogen und die Arme um die Schienbeine geschlungen.
    Jake hockte sich neben sie. »In ein paar Minuten ist die ganze Polizeistation auf der Suche nach ihr. Wir werden sie finden. Mach dir keine Sorgen, in Ordnung?«
    Sie antwortete mit einem ausdruckslosen Nicken.
    »Ich bringe sie zu dir zurück.«
    Sie ließ die Stirn auf die Knie sinken.

23
    Alison spürte, wie ihre Nervosität wuchs, je näher sie ihrer Wohnung kam. Sie hatte gehofft, Evan zu treffen, während sie auf dem Rasen ein Sonnenbad nahm. Dann musste sie ihn nicht anrufen. Das wäre so viel einfacher gewesen.
    Natürlich hatte sie ihn nicht getroffen. Wahrscheinlich hatte er den ganzen Nachmittag in seiner Wohnung darauf gewartet, dass das Telefon klingelte.
    Ich muss ihn sofort anrufen , dachte Alison, als sie die Außentreppe hinaufkletterte. Je länger ich das hinauszögere, desto schlimmer wird es.
    Oben auf der Treppe fand sie die Tür offen. Sie trat ein und nahm die Sonnenbrille ab.
    Im Fernseher lief ein Horrorfilm mit einem jungen Mädchen, das schreiend von einem Irren durch die Wälder gehetzt wurde. Helen lag schlafend auf dem Sofa, nur mit einem weißen BH und einem Schlüpfer bekleidet. Der Schlüpfer war so alt, dass der Stoff auf einer Hüfte ein Loch hatte und einen Streifen nackter Haut entblößte, die an rohen Teig erinnerte.
    Alison ging zum Fernseher hinüber und schaltete ihn ab.
    »Hey, was machst du da?«
    »Ich dachte, du schläfst.«
    »Ich habe nur die Augen zugemacht.«
    Alison schaltete den Fernseher wieder an und trat aus dem Bild.
    »Die Tür stand sperrangelweit offen. Du hast Glück, dass ich es war, die hereingekommen ist, und nicht irgendein Psychopath von der Straße.«
    »Ich brauchte ein bisschen frische Luft. Falls du es noch nicht gemerkt hast, hier drin ist es heißer als in einer Nuttenmöse.«
    »Hat jemand angerufen?«
    »Du meinst deinen großen Liebhaber? Nein, er hat nicht angerufen. Das heißt wohl, dass du den ersten Schritt tun sollst.«
    »Sieht so aus«, sagte sie und der Klumpen in ihrem Magen schien sich auszudehnen. »Ist Celia mittlerweile zurück?«
    »Sie kann von dem Frischfleisch wohl nicht genug bekommen.«
    »Hat sie angerufen oder so?«
    »Nein.«
    Alison runzelte die Stirn. »Ich hoffe, es geht ihr gut.«
    »Sie muss mittlerweile wundgevögelt sein.«
    »Sie ist schon ziemlich lange weg.«
    »Vielleicht hat sie die wahre Liebe gefunden. War es nicht das, was du dir für sie gewünscht hast?«
    »Ja, schon.«
    »Über kurz oder lang wird sie hier hereingehinkt kommen. Und du, du rufst jetzt Evan an, oder was?«
    »Ich glaube, ich werde erst mal duschen.«
    »Wenn du das noch länger hinauszögerst, dann vergisst er noch, wer du bist.«
    »Das glaube ich nun nicht.« Mit einem Lächeln

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