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Parasit

Parasit

Titel: Parasit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ihn an, überrascht, gekränkt und anklagend.
    »Okay«, sagte er. »Wie konnte das passieren?«
    Barbara schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.« In ihrer Stimme lag ein Wimmern. »Sie saß auf der Vordertreppe. Wir kamen gerade vom Brunch aus dem Lobster Shanty zurück. Und die ganze Zeit auf dem Heimweg hat sie geschmollt, weil sie keine Eiskrem bekommen hat. Sie hatte ja bereits Schokoladenkuchen, und ich wollte nicht, dass sie Bauchschmerzen bekommt. Sieh mich nicht so an!«
    »Tschuldigung«, sagte Jake und starrte sie weiter anklagend an. Es tat ihm nicht leid. Er wollte sie vorn an ihrer Bluse packen und gegen den Türrahmen schmettern. Eiskrem. Kimmy wollte Eiskrem und Barbara musste die besorgte Mama spielen und ihr das verbieten und jetzt war Kimmy weg.
    Barbara schniefte. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. »Also, Kimmy schmollte und sie hat sich dann hier auf die Stufen gehockt und verkündet, sie werde nicht hereinkommen. Also habe ich sie dagelassen. Ich meine, du weißt doch, wie sie ist. Was sollte ich denn tun? Sie an den Ohren hereinschleppen? Also habe ich sie da sitzen lassen. Ich dachte, sie würde nach ein paar Minuten schon reinkommen. Als sie das dann nicht tat, bin ich nach draußen gegangen, um sie zu holen, und da war sie weg. Es tut mir Leid, verdammt. Sie ist auch meine Tochter!«
    »Das können wir ja auf ihren Grabstein schreiben >Mama hat mir die Eiskrem verboten<.«
    »Du Scheißkerl!«, schrie sie auf.
    Sie versuchte Jake zu schlagen, die Finger wie Klauen auf sein Gesicht gerichtet.
    Er ergriff ihr Handgelenk und hielt sie fest. Als er sah, wie ihre andere Hand auf ihn zuschoss, gab er ihrem Handgelenk einen scharfen Ruck und sie fiel nach hinten. Ihr Hintern traf auf den Marmorbelag des Foyers. Sie schlug die Hände vor das Gesicht, ließ sich zur Seite fallen und rollte sich wie ein Fötus zusammen.
    Jake ging hinein, gab der Tür einen Fußtritt, der sie ins Schloss fallen ließ, und stand drohend über ihr. »Wo ist der Trottel, den du geheiratet hast?«
    »Er ... er sucht nach Kiiiiimmmmy.«
    jake starrte auf sie herunter. Sie schluchzte so heftig, dass ihr ganzer Körper bebte. »Ich hoffe, du bist zufrieden. Es hat dir nicht gereicht, mich sitzenzulassen, du musstest auch noch ... wolltest du sie tot sehen? Bist du darauf aus? Ich bin sicher, sie war dir dauernd im Weg. Du musstest dich immer um sie kümmern. Nun, jetzt musst du auf sie keine Rücksicht mehr nehmen. Das wird dir gefallen.«
    Barbara krümmte sich noch mehr zusammen.
    Einfach ein paar mal reintreten, dachte Jake.
    Ihm war plötzlich schlecht.
    Was mache ich nur? dachte er. Kimmy ist da draußen, und vielleicht ist alles wieder in Ordnung, wenn ich sie nur schnell genug finde, und ich stehe hier und quäle die Frau, die ich mal geliebt habe.
    Er fühlte sich, als sei ein schrecklicher Schleier plötzlich von seinen Augen genommen worden. Er hockte sich hin und legte Barbara eine Hand auf die bloße Schulter. Sie zuckte zusammen. »Hey, alles okay«, beschwichtigte er. »Es tut mir Leid.« Sie weinte weiter.
    »Du konntest es ja nicht wissen«, sagte er und streichelte ihren Oberarm. »Ich weiß, du liebst Kimmy. Ich weiß, du würdest nie etwas tun, um sie zu verletzen.«
    »Ich würde ... ich würde mich lieber umbringen«, schluchzte sie.
    »Es wird alles wieder gut. Sie war aufgebracht, wahrscheinlich hat sie beschlossen, von zu Hause wegzulaufen. Du weißt, wie Kinder sind.« Jake merkte, dass er Barneys hohle Plattitüde benutzt hatte. »Vielleicht ist sie zu einer Freundin gegangen.«
    Barbara schüttelte den Kopf: »Wir ... nein. Wir haben alle angerufen.«
    »Es kommt alles in Ordnung. Ich werde sie finden. Ich verspreche es.«
    »Du glaubst ...jemand hat sie entführt!«
    Genau das dachte er. Jemand hatte Kimmy entführt -jemand mit einem Monster auf dem Rücken. »Wir dürfen keine voreiligen Schlüsse ziehen«, sagte er. »Ich bin sicher, dass es Kimmy gut geht. Hast du überall im Haus nachgesehen? Sie könnte hereingekommen sein, als du gerade nicht hingesehen hast, und ...«
    »Ich habe überall nachgesehen. In ihrem Zimmer, in den Schränken ... überall.« Barbara rollte sich auf den Rücken. Sie wischte sich die nassen Wangen mit den Handflächen ab, dann ließ sie die Arme auf den Boden fallen. Sie starrte gegen die Decke. Sie schluchzte nicht mehr, aber sie versuchte vergeblich, ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Ihre grüne Bluse war vorn aus dem Rock gerutscht.

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