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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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kleinen Schnitten versehen. Überall krochen und krabbelten und
wimmelten Maden, Würmer und kleine Käfer auf und in der Haut. Sie sammelten
sich vor allem im Mund, an den Lidrändern, in den Nasenlöchern und an den
Genitalien.
    An der Wand befanden sich jede Menge dunkelroter Spritzer.
    »Sieht nicht wie Blut aus«, sagte Herd.
    »Ist es auch nicht.« Christian wies auf das zersplitterte Rotweinglas,
das in einer kleinen Pfütze am Boden vor der Wand lag. Er beugte sich über die
Leiche.
    Obwohl sich auf dem Gesicht jede Menge Viehzeugs tummelte, erkannte
Christian den Toten sofort. »Fuck! Das ist Puri! Andres Puri, der Baltenboss.«
    »Genau«, sagte Bode. »Ein Arschloch weniger unter der Sonne.«

 
    Rendsburg.
    Danylo, der seit Tagen keinerlei Regung mehr gezeigt
hatte, fing vor Freude fast an zu weinen, als sie in Alinas Krankenzimmer
durften. Vadim gab sich zuerst männlich cool, doch als Alina ihn anstrahlte,
als würde sie seit Langem zum ersten Mal die Sonne sehen, war es auch um seine
Beherrschung geschehen. Er stürzte zu ihr und nahm sie in seine Arme. »Du bist
so dünn geworden, Cousinchen, so schrecklich dünn!« Er sagte es in einem
möglichst scherzhaften Ton, damit sie nicht merkte, wie entsetzt er über ihr
elendes Aussehen war.
    Sie klammerte sich an ihn, weinte und lachte gleichzeitig und
wiederholte schier endlos seinen Namen. Es dauerte Minuten, bis sie endlich
auch Danylo begrüßte, der sie innig rechts und links auf die Wangen küsste. »Du
kannst dir nicht vorstellen, wie schön es ist, dich zu sehen«, sagte er heiser.
    »Wo kommt ihr her? Papa hat mir gar nichts davon gesagt!«
    »Wir wollten dich überraschen.« Nach dem ersten Aufruhr der Gefühle
setzte sich Vadim auf den Bettrand. Er hielt Alinas Hand, als wolle er sie nie
wieder loslassen. Sie schauten sich eine Zeit lang einfach nur an.
    »Wie geht es dir?«, unterbrach Danylo schließlich die Stille.
    »Schon viel besser. Der Arzt hat gesagt, wenn ich so weitermache,
darf ich in ein paar Tagen nach Hause. Und das Methadon soll ich …« Alina brach
ab. Ihr war bewusst geworden, dass weder Vadim noch Danylo wissen konnten, was
alles mit ihr passiert und in welchem Zustand sie war. Ihre Eltern hatte sie
belogen. Sie wollte nicht, dass sie die Wahrheit wussten.
    »Du hast Radu und Ileana gesagt, dass du die ganze Zeit als
Dienstmädchen gefangen gehalten wurdest. In einem reichen deutschen Haushalt.
Und dass man dich im Grunde gut behandelt hat«, sagte Vadim leise. »Mir kannst
du das nicht erzählen. Ich will die Wahrheit wissen.«
    Alina zögerte, doch dann erzählte sie alles, was sie als Frau einem
Mann erzählen konnte. Vadim hörte mit starrer Miene zu. Danylo hatte den Kopf
in die Hände gestützt und sah zu Boden.
    Alina endete ihren Bericht mit einer gewissen Genugtuung: »Der Arzt
hat mir heute Morgen verraten, dass die Polizei gestern einen Mann verhaftet
hat. Er heißt Heiko Bender und sitzt jetzt in Untersuchungshaft.« Dann fragte
sie ängstlich: »Wisst ihr etwas von Sofia?«
    Vadim schüttelte den Kopf, Danylo hob ihn nicht einmal. Die beiden
waren auf der Fahrt übereingekommen, weder Alina noch den Eltern etwas über
Sofias mutmaßliches Ende zu sagen. Bis sie Gewissheit hatten.
    »Ihr müsst sie finden«, flüsterte Alina. Ihre anfangs vor Freude
geröteten Wangen waren wieder ganz bleich geworden. Die Erinnerung an ihre
Torturen hatte sie physisch und psychisch sehr angestrengt.
    »Das werden wir!« Endlich sah Danylo Alina an. Seine Augen waren rot
gerändert.
    Es klopfte an der Zimmertür. Kai Thamm kam mit Staatsanwalt Reile
herein. Alina stellte Danylo und Vadim vor.
    »Christian Beyer hat mir von Ihnen erzählt«, sagte Thamm zur
Begrüßung. »Ich nehme an, Sie sind derjenige, der gerne mal eine illegale Waffe
mit sich herumschleppt?« Er sah Vadim auffordernd an.
    Vadim öffnete seine Jacke und drehte sich einmal im Kreis, so dass
Thamm auch seinen hinteren Hosenbund sehen konnte.
    Thamm nickte zufrieden und wandte sich an Danylo: »Wir wollen Frau
Suworows Aussage aufnehmen. Geplant war das in Englisch. Aber vielleicht wären
Sie so nett und würden in Zweifelsfällen dolmetschen?«
    Danylo stimmte zu.
    Während des polizeilichen Gesprächs, das auf Band aufgenommen wurde,
wartete Vadim im Aufenthaltsraum und trank Kaffee. Zwei alte Männer, die
gelangweilt in ihren Bademänteln am Nebentisch saßen, wollten ihn in ein
Gespräch verwickeln, doch Vadim nahm nichts mehr um sich herum wahr, weder

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