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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Flug nach Moldawien! Durch nichts gerechtfertigt, durch rein gar
nichts! In Bad Bramstedt haben Sie sogar Karl Jensen mit unangemessenen Fragen
belästigt!«
    »Daher weht der Wind!« Langsam wurde Christian sauer. »Ist Jensen
ein Golf-Kumpel von Ihnen, oder wieso steht er unter Welpenschutz?«
    Wieckenbergs Miene wurde rot vor Zorn. Christan hatte, ohne es zu
wissen, ins Schwarze getroffen. Doch bevor die beiden sich weiter beharken
konnten, ging die Tür zu Wieckenbergs Büro auf. Wieckenberg wollte schon
herumfahren und den unangemeldeten Eindringling anpfeifen, doch dann sah er,
wen er vor sich hatte, und schaltete auf freundlich: »Herr Senator, Sie sind
schon da … Wie erfreulich!«
    Thorsten Helmann, der Hamburger Senator für Justiz, begrüßte
Christian genauso freundlich wie Wieckenberg: »Herr Beyer, schön, Sie mal
wieder zu sehen! Ich hoffe, Sie sind nicht dienstlich hier!«
    »In der Tat aus völlig inoffiziellen Gründen«, erwiderte Christian
und grinste Wieckenberg an. »Außerdem schon wieder im Gehen.«
    Wieckenbergs Telefon klingelte. Er ging ran.
    Christian hätte die günstige Situation gerne genutzt und sich ohne
Abschied vom Oberstaatsanwalt verdrückt, doch diese Unhöflichkeit Wieckenberg
gegenüber wäre ein Affront zu viel gewesen. Also wartete er.
    Wieckenberg erhielt ganz offensichtlich unerfreuliche Nachrichten.
Er hörte mit erstaunter, dann besorgter Miene zu, schließlich ließ er den Hörer
sinken und wandte sich an Helmann: »Benedikt ist ermordet worden.«
    »Werner Benedikt? Unser Staatsrat?« Helmann war fassungslos. Er nahm
Wieckenberg den Hörer aus der Hand. »Hier Helmann, mit wem spreche ich?«
Helmann hörte konzentriert zu. »Okay, ich schicke Ihnen Christian Beyer vorbei.
Der wird das übernehmen … Ja, jetzt sofort.«
    Helmann legte auf und sah Christian an: »Das ist doch kein Problem
für Sie, oder?«
    Christian wand sich. Er wollte nach Rendsburg fahren und weiter in
den ominösen Abgründen des von ihm inzwischen so genannten Petersen-Savchenko-Suworow-Falles
bohren. Damit jedoch konnte er im Moment weder Wieckenberg noch Helmann kommen.
Also sagte er zu, forderte aber ein, dass er all seine von Wieckenberg
abgezogenen Leute sofort zurückbekam. Wieckenberg blieb keine Wahl, er musste
klein beigeben.
    Haus und Vorgarten waren komplett abgesperrt. Schutzpolizisten
versuchten geduldig, die neugierigen Nachbarn nach Hause zu schicken und die
Presse zurückzudrängen. Christian zeigte seinen Ausweis und betrat die Villa
durch die offen stehende Tür. Im Flur empfing ihn ein Kollege von der Spurensicherung.
Er war damit beschäftigt, alles einzupinseln und Fingerabdrücke zu nehmen.
Wortlos reichte er ihm Überschuhe und Handschuhe aus seinem Koffer und wies auf
eine Zimmertür rechts vom Flur. In dem Wohnraum wimmelte es nur so von Beamten.
Ein Mann in Zivil löste sich aus einem Gespräch und begrüßte Christian: »Gut,
dass du da bist. Sieh dir das mal an!«
    »Würde ich ja gerne, Harald. Aber deine Leute verstellen mir den
Blick«, erwiderte Christian.
    Harald reagierte: »Raus. Alle raus jetzt!«
    Die Beamten folgten der Aufforderung ihres Vorgesetzten Harald Bode.
Erst jetzt konnte Christian die Leiche sehen. Ein gedrungener Mann Ende fünfzig
lag hinter dem Sofa auf einem Perserteppich. Seine Augen waren geöffnet und
weit aus den Höhlen hervorgequollen. Einige Äderchen waren geplatzt und
marmorierten das Weiß des Augapfels mit blutigem Geäst. Die Zunge hing dick und
belegt aus dem Mund. Der Hals war von einem dünnen roten Striemen überzogen.
Nur wenige Tropfen Blut waren auf dem Teppich zu sehen.
    »Erdrosselt«, sagte Herd. Er war aus dem Flur dazugekommen. »Hey,
Chris, weißt du schon, dass ich an die Mordbereitschaft ausgeliehen bin?«
    »Kannste vergessen. Das hier ist jetzt unser Fall. Du bist wieder zu
Hause.«
    »Home, sweet home.« Herd begann, das Zimmer und die Leiche in allen
Einzelheiten zu fotografieren.
    Das weiße Oberhemd des Mannes auf dem Boden war geöffnet und hing zu
beiden Seiten des Körpers herunter. Der Oberkörper war mit kleinen Schnitten
übersät. Auf dem verfetteten Fleisch der Leiche schlängelten sich jede Menge
Würmer und Maden, die die Wundränder anknabberten.
    »Woher kommen die Maden und das andere Zeugs? Die Leiche sieht noch
verdammt frisch aus!« Christian konnte sich das Vorhandensein der Parasiten
nicht erklären.
    »Das fragen wir uns auch. Die Leiche liegt höchstens seit gestern
hier. Viel zu kurz für

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