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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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diesen Befall«, sagte Bode.
    Herd bückte sich und besah das Gewimmel auf der Leiche genauer. »Ich
bin zwar kein Fachmann, aber soweit ich das beurteilen kann, sind hier auch
Viecher, die wir normalerweise nicht an Leichen finden.« Er hob mit spitzen
Fingern eines der Tiere hoch. »Eindeutig ein Regenwurm.«
    »Keinerlei Anzeichen für einen Kampf«, stellte Christian fest.
»Entweder war der Gegner immens überlegen, oder die Schnitte wurden post mortem
angebracht.«
    »Oder das Opfer war betäubt«, sagte Herd.
    »Auch eine Möglichkeit. Warten wir ab, was Karen sagt.« Christian
wandte sich an Harald: »Wer hat die Leiche wann gefunden?«
    »Die Putze. Seine Ehefrau ist mit den Kindern vor drei Tagen in
Urlaub gefahren. Gestern früh war die Putze hier, da hat er noch gelebt.«
    Christian staunte: »Der lässt die Putzfrau jeden Tag kommen?«
    »Sie hat gestern ihren Ehering hier liegen lassen und wollte ihn
heute Morgen abholen. Es hat keiner aufgemacht, also hat sie ihren Schlüssel
benutzt.«
    »Der Typ ist Staatsrat?«
    Bode nickte: »Dr. Werner Benedikt. Staatsrat für Kultur und Medien.
Schätze, deswegen hat sich der Senator der Justizbehörde reingehängt und dich
angefordert.«
    »Das war einfach nur Pech. Ich war gerade bei Wieckenberg, als du
angerufen hast. Sozusagen zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    »Bist du das nicht seit deiner Geburt?«, warf Herd dazwischen, ohne
den Blick vom Display seiner Kamera abzuwenden.
    »Einbruchspuren haben wir bislang keine gefunden«, fuhr Bode fort.
»Vielleicht hat er den Täter gekannt.«
    »Ein voreiliger Schluss, der immer wieder gezogen wird«, widersprach
Christian. »Wen lässt man denn alles unkontrolliert zur Tür rein? Den
Postboten, Schornsteinfeger, Elektriker …«
    »Jaja, schon gut. Meine Leute sind in der Nachbarschaft unterwegs
und führen die ersten Befragungen durch.«
    »Ihr seid ganz schön fix«, sagte Herd, während er sich zur Leiche
beugte und Makroaufnahmen von den Parasiten machte.
    »Logn. Hier liegt ’n Staatsrat«, grinste Bode. »Außerdem sind wir
die ›Mordbereitschaft‹. Allzeit bereit.«
    »Fehlt was?«, fragte Christian.
    Bode zuckte mit den Schultern. »Wir haben die Ehefrau benachrichtigt.
Sie kommt morgen zurück. Dann kann sie nachsehen.«
    »Wo ist denn die Putzfrau?«
    »Die habe ich nach Hause bringen lassen. Sie war völlig durch mit
den Nerven.«
    »Schade. Eine gute Putzfrau weiß genau, wo was steht. Die merkt
nicht nur, wenn was fehlt, sondern auch, wenn ein Gegenstand einen Zentimeter
zu weit nach links oder rechts gerückt ist.«
    »Hast recht. Ich lasse sie noch mal herholen.«
    »Rufst du bitte Karen an?«, wandte sich Christian an Herd. «Die soll
sich das vor Ort ansehen, bevor die Viecher eingesammelt werden.«
    Bodes Handy klingelte, während Herd mit Karen telefonierte und
Christian die bizarre Szenerie einer frischen, aber mit Insekten bevölkerten
Leiche in einem penibel sauberen Luxushaushalt auf sich wirken ließ. Es wirkte
surreal.
    Bode führte ein nur kurzes Gespräch, dann steckte er sein Handy weg.
»Heute wird uns ja richtig was geboten! Wir haben eine zweite Leiche. Sieht
genauso aus. Erdrosselt und mit Krabbeltierchen.«
    »Etwa noch ein Senator?«, fragte Christian.
    Bode grinste: »Viel besser. Lass dich überraschen!«
    »Ungern.«
    Bode fuhr vor, Christian und Herd folgten ihm in Herds
Dienstwagen. Vom schicken Stadtteil Alsterdorf ging es quer durch Hamburg in
die Innenstadt zum ›Side Hotel‹. Das ›Side‹ war mindestens genauso vornehm wie
die Villen in Alsterdorf – ein Fünf-Sterne-Design-Hotel mit futuristisch
angehauchter Ausstattung und einem hervorragenden Restaurant. Christian hatte
bislang weder das Hotel noch das Restaurant von innen gesehen. Das ›Side‹ war
nicht sein Stil und auch nicht seine Preisklasse.
    Der Hotelchef empfing sie und bat um Diskretion in dieser »unkomfortablen
Sache«, wie er sich ausdrückte. Christian ignorierte ihn. Mit dem Fahrstuhl
fuhren sie hoch zu einer der Executive-Suiten.
    »Ich wollte, ich hätte ’ne Sonnenbrille dabei. Bei den Farben kriege
ich Augentripper«, flüsterte Herd Christian zu. Auch Christian fand die
Ausstattung zu grell, interessierte sich jedoch mehr für die versprochene
Überraschung.
    Auf dem riesigen Bett lag ein bulliger, nackter Mann. Die Szenerie
ähnelte der in der Alsterdorfer Villa fast bis ins Detail: ein blutiger
Striemen am Hals, Augen hervorgetreten, Zunge heraushängend. Der ganze Körper
war mit

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