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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Konferenzraum
gekommen, ohne dass einer sie bemerkt hatte. »Aber noch bin ich nicht an der
Reihe.« Sie lächelte in die Runde, setzte sich hin, nahm einen Kaffee und ein
Brötchen. Christian nickte Herd zu fortzufahren.
    »Tut mir leid, ich habe noch nicht mehr. Das kriminaltechnische
Labor hat den Perserteppich in der Mache, um Hautschüppchen oder so was zu
suchen, aber damit sind sie noch nicht fertig. Ich würde an Volker weitergeben
und dann später zu Puri kommen.«
    »Viel habe ich auch nicht. Der direkte Nachbar zur Linken hat in der
Nacht vom 29. auf den 30. auf seinem Balkon gestanden, der zu Benedikts Büro
hin geht. Dabei hat er gehört, wie kurz vor zwei Uhr nachts das Telefon bei
Benedikt klingelte. Es klingelte sehr lange, keiner hat abgenommen. Wir haben
den Anruf überprüft, da hat sich schlicht jemand verwählt. Wenige Sekunden
später ist das Licht im Büro gelöscht worden. Die Vorhänge waren geschlossen,
er konnte nichts sehen. Nur einen kleinen Lichtschein. Wir können davon ausgehen,
dass der Mörder das Licht gelöscht hat. Dann hat er die Haustür gehört, die
leider außerhalb seines Blickfelds liegt.«
    »Was hat der Nachbar um die Uhrzeit auf seinem Balkon gemacht? In
der Nacht hat es geregnet!«, warf Christian ein.
    »Eine Zigarette nach dem Sex mit seiner Frau. Im Haus herrscht
Rauchverbot. Ansonsten bislang keinerlei interessante Aussagen aus der
Nachbarschaft. Typische Villengegend. Keiner auf der Straße, keiner sieht und
hört was, alle sitzen vor der Glotze und gucken Spätnachrichten, damit sie
wissen, was in der Welt los ist. Und dabei passiert nebenan ein Mord.«
    Volkers sozialkritische Einwürfe wurden ignoriert. Christian nickte
Karen zu.
    »Ich würde die beiden Fälle gerne zusammenfassen, sonst wiederhole
ich mich. Also macht bitte erst mal weiter«, sagte sie.
    »Okay. Gehen wir zu Puri ins ›Side Hotel‹«, übernahm Herd wieder.
»Auch dort natürlich alles schön geputzt, wie es sich für ein Luxushotel
gehört, insofern recht übersichtliche Spurenlage. Fingerabdrücke von Puri und
den beiden Putzfrauen, die das Zimmer am Morgen hergerichtet haben. Auf dem
Boden gegenüber dem Bett haben wir ein zersprungenes Rotweinglas gefunden. Nach
den Spritzern und einer kleinen Kerbe in der Wand zu urteilen, wurde es mit
Wucht gegen die Wand geworfen. Wir haben die Glassplitter sichergestellt ebenso
wie die geöffnete Rotweinflasche, die auf dem Nachttisch stand. Auf Glas und
Flasche nur Puris Abdrücke. Laut Aussage des Managers fehlt ein Weinglas im
Bestand der Minibar. Puris Klamotten lagen wild auf dem Boden verstreut, wie
ihr auf den Fotos sehen könnt. Das Labor hat bislang keine Fremdspuren daran
gefunden. Puri hatte kein Gepäck dabei, nicht mal eine Zahnbürste. Er hatte
wohl nicht vor, länger zu bleiben.« Herd sah Volker auffordernd an.
    Volker schaute auf einen Notizzettel: »Andres Puri hat am frühen
Abend des 29. Juli im ›Side‹ eingecheckt, um Viertel vor acht, um genau zu
sein. Er hat die Executive-Suite für eine Nacht gebucht. Der Manager des ›Side‹
gab etwas unangenehm berührt zu, dass Puri Stammgast in seinem Hause war. Er
traf sich dort ein Mal pro Woche mit seiner Lieblingsnutte. Damit seine Frau Ludmilla
zu Hause keinen Aufstand macht und er etwas mehr Luxus genießen kann als in
seinen eigenen Puffs, in denen er sich übrigens niemals zeigte. Sagt zumindest
der Hotelmanager. Dabei schwang meiner Meinung nach etwas Respekt vor Puris
Stil und Feinfühligkeit mit.«
    »Würdest du dich bitte auf die Fakten beschränken, Volker?«,
forderte Christian.
    Volker nickte: »Puris derzeitige Lieblingsgespielin heißt Franca
Dallessandro. Gebürtige Römerin. Ich habe mit ihr gesprochen. Eine verdammt gut
aussehende Frau, und das ist Fakt! Sie war mit Puri um neun Uhr abends im Hotel
verabredet. Um halb neun jedoch rief er an und sagte ab.«
    »Hat er einen Grund angegeben?«, fragte Pete.
    Volker verneinte. »Er war sehr kurz angebunden, sagte Dallessandro.
Sie hat sich nicht gewundert, kurzfristige Absagen kamen öfter vor. Das war’s
auch schon fast von mir. Weder das Hotelpersonal noch Gäste auf dem Flur haben
jemanden in das Zimmer hinein- oder herausgehen sehen. Niemand hat laute
Geräusche gehört, etwa, dass ein Glas an die Wand geworfen wurde. Die Suite
rechts von Puri war nicht belegt, der Gast aus der linken Suite saß unten im
Restaurant beim Essen und war dann noch bis nach Mitternacht in der Hotelbar.
Und die Rezeption achtet nicht

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