Parasiten
süßlich, als er den Namen aussprach.
»Wird nicht nötig sein«, warf Pete ein. »Ich kann auch etwas
Russisch.«
Alle blickten ihn perplex an.
»Wieso kannst du Russisch? Und wieso weiß ich das nicht?«, fragte
Christian.
»Zwei Jahre Unterricht beim FBI. Und du hast nie gefragt. Mit wem
soll ich reden?«
Christian zog sein Handy hervor. Als er es einschaltete, was er in
der Tat heute Morgen vergessen hatte, sah er die verpassten Anrufe von Thamm.
Er hörte sie jedoch nicht ab, sondern versuchte, Danylo Savchenko zu erreichen.
Wie erwartet, war dessen Handy abgeschaltet. Christian suchte Pete eine Nummer
heraus und gab sie ihm.
»Zuerst mit denen hier. Das ist die Nummer von Radu und Ileana
Suworow. Sie sollen dir Vadims Handynummer geben. Wenn nicht, das kannst du
ihnen ausrichten, sorge ich dafür, dass Vadim in einem deutschen Gefängnis
verschimmelt. Schönen Gruß!«
»Geht klar.« Diesmal erhob sich Pete und ging in sein Büro. In der
Soko gab es die Absprache, dass Einzelaufgaben niemals im Konferenzraum
erledigt wurden, um die Kollegen nicht zu stören. Kaum war Pete hinaus, kam
Daniel zurück. »Gute Nase, Chefe. Vadim Zaharia hat eingecheckt, aber nicht
geboarded. Die Maschine ist zwar mit Alina Suworow, aber ohne Zaharia abgeflogen.«
»Super. Ganz super.« Christian setzte sich endlich wieder. Es
ärgerte ihn, dass er mit seiner Vermutung recht behalten hatte. Und es ärgerte
ihn, dass er keine Maßnahmen getroffen hatte, um genau dieses Ereignis zu
vermeiden. Dabei ging es ihm nicht um Bender, für ihn hatte er nur kalte
Verachtung übrig. Er wollte einfach nicht, dass Vadim sich in die Scheiße ritt
und damit noch mehr Unglück über die Familie Suworow brachte. Aber genau das
war passiert, dafür legte er seine Hand ins Feuer.
Kurz darauf kam Pete zurück. »Russisch war gar nicht nötig. Ich habe
mit dieser Alina gesprochen, die redet feinstes Oxford-Englisch. Sie lässt
grüßen und hofft, Vadim bald in ihre Arme schließen zu können. Kam mir wie eine
Bitte vor, Vadim Zaharia in Ruhe zu lassen.«
»Die Nummer?«
Pete schob Christian den Zettel zu. Christian schob ihn zurück. »Sag
ihm, er und Danylo haben maximal drei Stunden Zeit, ihre Ärsche hierherzubewegen
und sich zu stellen. Dann läuft eine europaweite Fahndung an, und sie werden
gehetzt, bis sie Blut spucken!«
»Harte Worte dafür, dass du ihnen drei Stunden Vorsprung gewährst«,
fand Pete. »Ist aber egal, weil Thamm die Fahndung längst rausgegeben hat.
Zumindest nach Savchenko. Thamm denkt, dass Zaharia außer Landes ist. Aber auch
er glaubt, dass Benders Ermordung ein klarer Racheakt ist. Habe ich schon
erwähnt, dass Bender nach seiner Kastration blutend in den Heizungsraum
geschleppt wurde, in dem er Alina Suworow gefangen gehalten hat?«
»Tu, was ich dir gesagt habe.«
Pete ging telefonieren. Christian erhob sich wieder und sah aus dem
Fenster. Eine Amsel saß in dem Baum davor und zwitscherte fröhlich. Christian
fühlte sich fast von ihr verhöhnt. Daniel trat zu ihm und hielt ihm eine Akte
hin: »Ich habe heute Nacht noch deine Namensliste gecheckt. Wegen dieser NMA.
Hier ist eine einfache Zusammenstellung der Fakten, da ich nicht weiß, wonach
genau du suchst.«
»Weiß ich selbst nicht. Aber danke. Ich sehe es mir gleich an.« Er
legte die Akte auf den Tisch.
Ein paar Minuten herrschte Schweigen. Jeder hing seinen Gedanken
nach, nur Yvonne klapperte in der Küche mit dem Geschirr und brühte frischen
Kaffee auf.
Dann kam Pete zurück. »Mein Russisch ist ganz schön eingerostet.
Aber es hat gereicht fürs Wesentliche. Ich soll schön grüßen von Vadim. Er
sieht sich leider außerstande, innerhalb von drei Stunden hier zu sein und
wüsste auch nicht, wieso er das tun sollte. Er hat andere Pläne, lässt aber
ausrichten, dass Danylo Savchenko die komplette letzte Nacht in einer Hamburger
Bar namens ›Crazy Horst‹ zugebracht hat. Dafür gäbe es jede Menge Zeugen.«
»Das war’s?«
Pete nickte.
Volker bot sich an, Savchenkos Alibi zu überprüfen. Das war
einfacher, als wenn einer von Thamms Leuten aus Schleswig-Holstein dazu
herkommen musste. Er würde sich mit Thamm kurzschließen. Pete wollte endlich
weiter an seinem Täterprofil in den Mordfällen Benedikt und Puri arbeiten, und
auch Herds Schreibtisch war bis obenhin angefüllt mit Arbeit zu den aktuellen
Ermittlungen. Sie verstanden zwar alle Christians emotionales Engagement in der
Suworow-Sache, aber ihre Aufgaben lagen ganz
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