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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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inzwischen seltenen Pistolen an den Kopf gehalten.
Christian hatte sie deutlich gesehen, als Vadim und Danylo geflüchtet waren.
    Nach eingehender Besichtigung des Tatorts und einem Gespräch mit dem
Angestellten fuhr Christian zurück zur Zentrale. Herd und Pete blieben vor Ort,
kümmerten sich mit den Kollegen vom Präsidium um die Spuren- und
Beweismittelsicherung und die ersten Befragungen von Anwohnern. Christian hatte
die Nase voll für heute. Der Tag war gelaufen, und er war denkbar schlecht gelaufen.
Christian wollte nur noch Daniels Akten in der Zentrale zusammenraffen und dann
nach Hause, um sich und seine Gedanken zu sortieren. Doch im Büro wartete eine
neue Überraschung auf ihn.
    Es dämmerte langsam, Danylo befand sich im Norden von Hamburg,
zwischen Bönningstedt und Norderstedt. Er war froh, dass reiche Leute ihren
Lebensraum in der Abgeschiedenheit wählten und sich diese Exklusivität fernab
vom großstädtischen Treiben auch leisten konnten. Danylo stand an einem
Feldrand zwischen mehreren Birken und Buchen und beobachtete das Landhaus. Um
ihn herum sirrten Stechmücken in der untergehenden Sonne. Bald würde es ganz
dunkel sein. Die Waffe in seiner Brusttasche wog schwer. Sie sog seine
Körperwärme auf und brannte fast ein Loch in sein Hemd. Zumindest empfand er
das so. In dem Landhaus tat sich nichts. Die Zielperson war vor zwei Stunden
nach Hause gekommen. Allein. Vadim hatte Danylo eindringlich erklärt, dass er
bei jedem einzelnen Schritt auf Nummer sicher gehen musste, dass Geduld die
oberste Tugend des Jägers war. Ein Blattschuss war keine einfache Sache. Man
musste den perfekten Moment abpassen. Danylo stand vor dem schwersten Auftritt
seines Lebens. Er hatte Lampenfieber wie noch nie.
    Im Konferenzraum der Soko saß Daniel mit einem Fremden bei
einer Kanne Kaffee. Als Christian eintraf, erhob sich Daniel.
    »Ich mach dann mal Feierabend. Nur noch kurz vorstellen: Hier,
Walter Ramsauer aus Österreich. Vor zehn Minuten eingetroffen. Will mit dir
reden. Ich bin weg.«
    Christian wunderte sich weniger über Daniels soziale Grobschlächtigkeit
als über Ramsauers Anwesenheit. Er begrüßte den ehemaligen Redakteur der
Hamburger Morgenpost, setzte sich zu ihm und nahm einen Kaffee.
    »Schön, dass wir uns endlich kennenlernen. Ich bin sehr gespannt auf
den Anlass ihres Besuches.«
    »Er könnte erfreulicher sein.«
    Christian fiel auf, dass mit Ramsauers rechter Hand etwas nicht
stimmte. Mehrere Finger wiesen im obersten Glied verhärtete Schwellungen und
Knorpelwucherungen auf. Er sah Ramsauer abwartend an.
    »Ich habe Ende April meinen Job bei der Mopo gekündigt.«
    »Ich hörte davon. Ihr Chefredakteur war, gelinde gesagt, überrascht.«
    »Ich hatte gute Gründe. Deswegen bin ich hier.«
    Christian beugte sich vor und schenkte Ramsauer Kaffee nach. Er
verbarg seine Ungeduld nur mit Mühe. Es war ein langer Tag gewesen. Er wollte
nach Hause, duschen und essen.
    »An dem Tag, als Sie die Leiche von Henning Petersen fanden, fuhr
ich in meinen Erziehungsurlaub nach Österreich.«
    »Wir haben wegen Petersens Tod telefoniert.«
    Ramsauer nickte. »Da wusste ich aber noch nicht, dass meine Frau am
Tag unserer Abreise ein Päckchen in Empfang genommen hatte, das sie in der
Hektik mir gegenüber unerwähnt ließ.«
    »Was für ein Päckchen?« Christians Müdigkeit war wie weggeblasen.
    »Material, das Henning für eine heiße Story gesammelt hatte und zu
dem er meine Meinung wissen wollte.«
    Christian lehnte sich zurück und atmete tief durch. Endlich. Endlich
würde er das Motiv für den Mord an Henning Petersen geliefert bekommen. Er war
gespannt, inwieweit seine eigenen Theorien dazu passten.
    »Haben Sie das Material dabei?« Christian wollte lieber das Original
sehen, als sich alles erzählen zu lassen.
    »Bedauere. Das ist inzwischen im Besitz einer Kosmetikerin namens
Nina.« Ramsauer erzählte Christian, wie und wann er von dem Päckchen erfuhr,
was er unternommen und wie es geendet hatte. Instinktiv verbarg er dabei seine
verstümmelte rechte Hand unter dem Tisch. Er schämte sich. »Ich weiß nicht, ob
Sie Kinder haben, Herr Beyer. Aber in dem Moment dachte ich nur an meinen Sohn.
Haben Stolz, Ehre und Berufsethos irgendeinen tieferen Sinn dem Gedanken gegenüber,
das eigene Kind nicht aufwachsen zu sehen?«
    Christians eigener Sohn war weitgehend ohne ihn groß geworden, weil
seine Ex-Frau mit dem unsteten und gefährlichen Alltag seines Berufs nicht
klarkam. Christian bedauerte

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