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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Gäste zogen sich Frauen auf den
Schoß und begannen zu fummeln. Zwei schnappten sich die Damen ihrer Wahl und
begaben sich ins obere Stockwerk.
    Christian dachte an Anna. Sie war sauer gewesen, dass sie nun auch
den Sonntagabend auf Christian verzichten musste. Wie so oft hatte sie gedroht,
den Kader vom HSV einzuladen, um sich mit den Spielern während Christians
Abwesenheit zu vergnügen. Dabei wusste sie genau, dass er Sankt-Pauli-Fan war!
Er hatte wie immer gelacht. Hunde, die bellen, beißen nicht. Wenn Anna aber
wüsste, wo und mit wem er sich gerade befand … Er hatte ihr gesagt, dass er mit
Wieckenberg zu einem Herrenabend in einer Art englischen Zigarrenclub müsse.
Beim Lügen sollte man immer möglichst dicht an der Wahrheit bleiben. Er belog
Anna so gut wie nie, und wenn, dann extrem ungern. Aber er wollte ihre Toleranz
auf keinen Fall überstrapazieren.
    Christian erhob sich von seinem Sitz und folgte Norma Lucia in das
nebenan liegende Zimmer. Sie hatte sich einen dünnen Kimono übergeworfen und
verstaute ihr Cello im Koffer.
    Christian trat nah zu ihr. »Warum tun Sie das?«
    »Was?« Ihr Ton war aggressiv.
    »Sie sind eine wunderbare Künstlerin. Ich habe Ihr Konzert in Bad
Bramstedt besucht.«
    »Und da haben Sie gedacht, das ist nur die halbe Miete! Wollen doch
mal sehen, wie die Kleine sich nackt so macht!«
    »Nein! Sie verstehen mich falsch …« Christian wollte ihr klarmachen,
dass er nicht im Begriff war, sie anzubaggern.
    Doch Norma Lucia hörte gar nicht erst zu: »Bemühen Sie sich nicht.
Ich bin exklusiv für einen japanischen Gast gebucht. Bitte gehen Sie jetzt.«
Damit wandte sie sich abrupt ab.
    Christian hatte das Gefühl, dass sie sich abwandte, weil ihre stolze
Haltung zu bröckeln begann. In ihren Augenwinkeln hatte er Tränen glitzern
sehen. »Ich gehe. Aber nur, wenn Sie mitkommen. Ich will nichts von Ihnen,
glauben Sie mir. Aber Sie gehören nicht hierher. Sie sind keine Prostituierte!«
    Norma Lucia lachte verzweifelt auf: »Fragen Sie mich in zwei Stunden
noch mal.«
    Christian wollte insistieren, doch Wieckenberg kam herein und zog
ihn am Oberarm zur Seite. »Schluss mit lustig. Wir müssen gehen. Einem von den
Kerlen da drin, Dominik Röhl, um genau zu sein, ist endlich eingefallen, woher
er sie kennt. Ein Foto in der Morgenpost von heute. Die Pressekonferenz. Zu
blöd, dass wir daran nicht gedacht haben. Und jetzt weg hier.«
    »Nicht ohne sie.« Christian zeigt auf Norma Lucia.
    Die fauchte ihn an: »Hauen sie endlich ab!«
    Wieckenberg stimmte ihr zu: »Die Dame ist erwachsen. Sie wird
wissen, was sie tut. Gehen wir.«
    Christian folgte ihm nur widerwillig. Im Foyer wurden sie von Konrad
Lang, dem Banker, aufgehalten. Er sprach Christian an: »Herr Beyer, wir wissen
es durchaus zu schätzen, dass Sie die Ermittlungen im Falle Benedikt in aller
Breite vorantreiben. Schließlich waren viele von uns mit Benedikt bekannt oder
befreundet. Wir sind erschüttert über seinen Tod und wollen, dass Sie den oder
die Täter schnellstmöglich finden, damit unser Herr Wieckenberg …«, er lächelte
Wieckenberg jovial zu, »… sie ihrer gerechten Strafe zuführen kann. Allerdings,
und das glauben Sie mir bitte, ist hier für Sie nichts zu finden. Falls wir
Ihnen dennoch Unterstützung in jedweder Art zukommen lassen können, lassen Sie
es uns wissen. In der Zwischenzeit vertrauen wir alle auf Ihre Diskretion.«
    Er bot Christian die Hand wie zu einem mündlichen Vertrag. Christian
wusste, wie sehr Wieckenberg hoffte, dass er einschlug. Er wusste auch, wie
klug es wäre, einzuschlagen. Aber er konnte nicht.
    »Ich ermittele nicht nur im Falle Benedikt, sondern auch wegen des
Mordes an Andres Puri«, sagte er stattdessen.
    Lang zog die Hand zurück. »Der Herr ist mir nicht bekannt. Ich
wünsche eine gute Heimfahrt.« Lang drehte sich um und ging wieder in den Salon.
    »Das war unklug«, meinte Wieckenberg.
    »Fühlt sich aber gut an.«
    Die beiden bestiegen Wieckenbergs Jaguar und fuhren zurück.
Unterwegs ließ sich Christian von Wieckenberg alle ihm bekannten Namen der
heutigen Gäste geben und derjenigen früherer Partys. Wieckenberg bestand
inzwischen nicht mehr darauf, nur ein einziges Mal an einem dieser Events
teilgenommen zu haben. Vermutlich kam ihm diese Lüge inzwischen selbst
unglaubwürdig vor. Dass er Christian bereitwillig alle Namen gab, war ein deutliches
Zeichen dafür, sich auf die Seite der Legalität zu schlagen und zumindest von
Christians Seite eventuell

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