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Paravion

Paravion

Titel: Paravion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bouazza
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Zahnzinnen der Männer weiß schrubben zu können. Die Männer flogen geradewegs in die Lilienfelder der Morgendämmerung, welche eine Vorwegnahme war von Paravions schwindelerregender Umarmung. Paravion rief und winkte, und sie gehorchten. Hier sind wir! Hier sind wir!
    Die Frauen schwenkten unsichtbare Palmwedel aus Abschieds- und Segensworten.
    Mamurra sank zu Boden, die Beine eingeknickt, mit hängendem Kopf, die Mutlosigkeit selber. Aber Baba Baluk gab den Mut nicht auf. Mit frechem Grinsen und einem Zucken der Augenbrauen – aufgepaßt, mein Schatz – sprang er auf sein Vehikel und stieg auf. Im Flug glitt er an Mamurra vorbei und streifte waghalsig ihre Wange mit den Fingern, er schraubte sich in die Luft und verschwand im Morgen, der sämtliche Fenster aufgerissen hatte. Er wurde zu einem schwarzen Punkt und löste sich schließlich auf in etwas, das aussah wie eine einsame Wolke.
    Die Jungs machten sich sofort an die Arbeit. Sie schickten die Mütter in die Häuser. Die Frauen ließen sich allerdings die Gelegenheit nicht entgehen, vorher Mamurra mit bösen Augen Blicke des abscheulichsten Hasses zuzuwerfen, mit den gelben Zähnen zu knirschen und ihr schwarzes Zahnfleisch zu zeigen; endlich konnten sie mit obszönen Gesten ihren jahrelang unterdrückten Neid zum Ausdruck bringen. Manche streckten Mamurra gar die mißgestalteten Hinterteile entgegen und schleuderten mit stampfenden Füßen Staub auf. Dann folgten sie ihren Bauchgloben, in denen sich vier Monate altes Leben kringelte, in die Häuser. Nachdem die Mütter verschwunden waren, streckten die Jungen Mamurra ihre weißen Zungen raus
    – sie hatten noch nicht gefrühstückt – und folgten den Frauen in die Häuser, wo sie sofort unklare Befehle zu brüllen begannen. Die Frauen, endlich vom Joch der Männer befreit, hatten keine Lust, sich gleich erneut unterjochen zu lassen, und versetzten den Söhnen gleichzeitig wohlgezielte Ohrfeigen, die in deren Ohren ein betäubendes Sausen erzeugten und auf den Innenhöfen hübsche Echos.
    Das Dorfoberhaupt blieb als einziger zurück. Er wandte sich Mamurra zu, grinste das schiefe Grinsen eines Schurken, stampfte laut mit dem Stock auf den Boden und spuckte, den Blick starr auf sie gerichtet, einen Batzen Morgenschleim aus.
    Unbeirrt warf Mamurra ihm einen Warte-nur-Blick zu: Cheira und Heira würde schon etwas einfallen. Und so war es auch.
    Kurz danach starb der alte Mann auf dem Abtritt, im Licht eines einzelnen Sonnenstrahls, worin grautönig die Mücken mit Staubpartikeln Walzer tanzten. Es dauerte eine Weile, bis seine Frau ihn fand, denn er nahm sich, ja, ja, das Alter, immer viel Zeit für sein Geschäft. Erst als sie es wirklich nicht mehr aushielt und aus purer Not an die klapprige, kaum etwas verbergende Tür klopfte, fand sie die Leiche ihres Mannes, neben ihm der unvermeidliche Stock. Den brauchte der alte Mann als Stütze, wenn er unter hohem Kraftaufwand sich des unwilligen Stuhls zu entledigen versuchte. Auf seinem Gesicht dümpelte wie eine Mondsichel in einem Bach ein seliges Lächeln, das Lächeln vom ersten befreienden Pressen, welches ihm jetzt offenbar zum Verhängnis geworden war. Die Frau erhob ihr großes Gejammer erst, nachdem sie sich erleichtert hatte.
    Mamurra erhob sich würdevoll, die Sonne hatte ihre Tränen getrocknet, und schlug mit dem Fuß die Haustür hinter sich zu.
    Was für ein Hintern! dachte das Dorfoberhaupt noch. Und wahrhaftig: Was bei anderen Frauen lediglich eine drollige Geste gewesen wäre, war bei Mamurra ein Akt der Verführung.
    Die Wolke, in der die Reisenden verschwunden waren, zerfiel langsam zu weißen Flocken, doch niemand sah diesen wundersamen Schnee – kein echter Schnee übrigens, sondern nur ein Taumeln ungezählter weißer Federn –, außer ein schläfriger, alter Schäfer, der im Tal unter einem Olivenbaum stand, und dieser Schäfer dachte, es wären Mandel- oder Zitronenblüten; auch ein Fischer am Narvelmeer sah ihn und er hielt Netze und Boot bereit, weil er genau wußte, was dieser gefiederte Fall zu bedeuten hatte. Die Jahreszeiten sind auch nicht mehr, was sie mal waren, dachte sich der Schäfer und zog eine Flöte aus der Schäfertasche.
    Nicht alle konnten den Männern hinterherwinken.
    Zartgliedriger Senunu, sechs regenarme Lenze alt, schlief noch auf dem Schaffell neben der durchgelegenen Matratze seiner Eltern, die ihn nicht hatten wecken wollen. Aber nach kurzer Zeit erwachte er doch, denn eine ungewöhnliche Stille im Haus

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