Paravion
aber bedenken Sie: Es gibt immer ein Wesen über uns.
Ich bestieg meinen Teppich, von geschickten Fingern geknüpft, und flog in den weißen Lichtraum.
Wie der Äther mir Kopf und Lungen füllte! Ich kam mir durchsichtig vor, meiner sterblichen Hülle entledigt. Mein Herz klopfte und hämmerte vor irrsinniger Freude, meine Adern erneuerten sich in reinster Luft, Sauerstoff putzte meine Organe durch und brachte mein Gehirn, eine wimmelnde Masse des Wahnsinns, beinahe zur Explosion. Ich schien kaum noch atmen zu müssen, als wäre ich davon befreit. Bizarre Visionen und Lichterspiele tanzten vor meinen geblendeten Augen. Ein azurnes Brüllen raubte mir fast das Bewußtsein und zerriß meine primitiven Freudenschreie.
Verlangen stieß mein Fahrzeug vorwärts, das Verlangen nach diesem Paravion aus Marmor und Grün, das Ziel so vieler, die mir vorausgegangen waren, Generationen. Das neue Land meiner Väter.
Deshalb will ich Sie, ehrwürdige Torwächter, darum bitten, mich einzulassen, wie Sie auch die Kolonne hupender Autos durchgelassen haben. Solch freudiges Hupen weist auf nichts Geringeres als eine Hochzeit hin! Der Aufruf zum Gebet erreicht mich von jedem Minarett herab.
Und könnten Sie mir nicht gleich den Weg zum Teehaus zeigen?
Wir können Sie nicht hereinlassen. Solche Geschichten hören wir zuhauf. Jeden Tag dasselbe Lied. Es geht leider nicht.
Hören Sie zu, meine Herren, gähnen Sie nicht und schauen Sie mich nicht so gelangweilt an!
Mein lieber Mann, Sie können hier nicht rein.
Und warum nicht, wenn ich fragen darf?
Guter Herr, weil Sie eine Eule sind.
September 2003
Hafid Bouazza
DANK
Die Veröffentlichung und Übersetzung dieses Romans wurde großzügig ermöglicht durch die Foundation for the Production and Translation of Dutch Literature/Nederlands Literair Productieen Vertalingenfonds.
Document Outline
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II
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III
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IV
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DANK
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