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Paris im 20. Jahrhundert

Paris im 20. Jahrhundert

Titel: Paris im 20. Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Casmodage, »wird er erst dann vollkommen sein, wenn der in einen Sicherheitswaggon gesetzte Dieb mit der Kraft einer Sprungfeder direkt auf die Polizeipräfektur befördert wird!«
    »Und vor allem«, dachte Michel, »wenn die Maschine ganz von alleine den für Einbruchsdiebstahl gültigen Paragraphen aus dem Strafgesetzbuch auf ihn anwendet!«
    Doch diese Überlegung behielt er für sich und lief unter dem lauten Gelächter der anderen Hals über Kopf davon.
Fußnoten
    1 Eigenname fehlt im MS.
Sechstes Kapitel
Wo Quinsonnas in den luftigen Höhen des Großen Hauptbuches erscheint
    Am nächsten Tag ging Michel mitten durch das ironische Geflüster der Kommis zu den Büros der Buchhaltung; sein nächtliches Abenteuer lief von Mund zu Mund, und man hatte keinerlei Hemmungen, darüber zu lachen.
    Michel trat in einen riesengroßen Saal, den eine Rauchglaskuppel überwölbte; in der Mitte ragte auf einem einzigen Fuß ein Meisterwerk der Mechanik, das Hauptbuch des Bankhauses, empor. Es verdiente das Attribut Groß mit mehr Recht als Ludwig XIV.; es war zwanzig Fuß hoch; ein intelligenter Mechanismus erlaubte, es wie ein Teleskop auf alle Punkte am Horizont auszurichten; ein geistreich angeordnetes System von leichten Laufstegen senkte oder hob sich je nach den Bedürfnissen des Schreibers.
    Auf drei Meter breiten weißen Seiten entfalteten sich in drei Zoll großen Buchstaben die täglichen Operationen des Hauses. Der Anblick dieser in Goldtinte hervorgehobenen
Kassen für Diverses, Diversen Kassen
und
Abschlußkassen
bereitete all jenen Leuten Vergnügen, deren Geschmack entsprechend ausgebildet war. Andere Tinten verschiedenster Farben unterstrichen grell die Vorträge sowie die Seitennumerierung; was die in den Additionsspalten prachtvoll übereinandergetürmten Zahlen betrifft, so stachen die Francs in Scharlachrot heraus, und die bis auf die dritte Dezimale berechneten Centimes hoben sich in Dunkelgrün ab.
    Michel war beim Anblick dieses Monuments wie vor den Kopf geschlagen. Er verlangte nach Monsieur Quinsonnas.
    Man verwies ihn an einen jungen Mann, der auf dem höchsten Laufsteg hockte; er nahm die Wendeltreppe und in wenigen Augenblicken gelangte er zum Gipfel des Großen Hauptbuches.
    Monsieur Quinsonnas war gerade dabei, mit unvergleichlicher Geschicklichkeit ein großes, drei Fuß langes F zu formen.
    »Monsieur Quinsonnas«, sagte Michel.
    »Bemühen Sie sich doch herein«, antwortete der Buchführer; »mit wem habe ich die Ehre?«
    »Mit Monsieur Dufrénoy.«
    »Sind Sie der Held eines Abenteuers, das …«
    »Ich bin dieser Held«, antwortete Michel kühn.
    »Das gereicht Ihnen zum Lob«, fuhr Quinsonnas fort, »Sie sind ein Ehrenmann; ein Dieb hätte sich nicht erwischen lassen. Das ist meine Meinung.«
    Michel starrte seinen Gesprächspartner an; machte sich dieser über ihn lustig? Das erschreckend ernste Gesicht des Buchhalters ließ diese Vermutung jedoch nicht zu.
    »Ich stehe zu Ihrer Verfügung«, sagte Michel.
    »Und ich zu Ihrer«, antwortete der Schreiber.
    »Was habe ich zu tun?«
    »Folgendes: mir mit klarer und langsamer Stimme die einzelnen Posten aus dem Journal zu diktieren, die ich ins Große Hauptbuch übertrage! Keinen Irrtum bitte! Sprechen Sie deutlich. Bruststimme! Keinen Fehler! Eine einzige durchgestrichene Stelle, und ich bin entlassen.«
    Das war die gesamte Einführung, und die Arbeit begann.
    Quinsonnas war ein dreißigjähriger Bursche, der aufgrund seines überaus strengen Gehabes wie vierzig wirken mochte. Jedoch durfte man ihn nicht allzu aufmerksam mustern, denn unter dieser schrecklichen Ernsthaftigkeit hätte man schließlich sehr viel in Zaum gehaltene Fröhlichkeit und einen verteufelt geistreichen Gesichtsausdruck ausmachen können. Nach drei Tagen meinte Michel etwas davon zu bemerken.
    Und doch verfügte der Buchhalter in den Büros über einen soliden Ruf der Schlichtheit, um nicht zu sagen der Dummheit; über ihn wurden Geschichten erzählt, die einen Calino jener Zeit in den Schatten gestellt hätten! Aber durch seine Zuverlässigkeit und seine schöne Schrift besaß er zwei unbestreitbare Qualitäten; in der
Großen Bastardschrift
mußte man seinesgleichen suchen, und in der
Umgekehrten Schrägschrift
ließ er keine Rivalen neben sich aufkommen.
    Was seine Zuverlässigkeit angeht, hätte man sie sich nicht vollkommener wünschen können, denn dank seiner sprichwörtlichen Intelligenzlosigkeit war er zwei für einen Kommis äußerst lästigen Verpflichtungen

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