Paris ist eine Messe wert
Pissebœuf mit mir hineinginge, während Miroul im Vorzimmer wartete, drei Degen für alle Fälle in seiner Kiepe, unter den Stoffen versteckt. Außerdem würde jeder von uns nach italienischer Art zwei Dolche im Rücken tragen, unter dem Umhang versteckt.
Mit dieser Ausrüstung – die uns jedoch nicht vor Pistolen schützte – machten wir uns am Freitag auf den Weg zum Hôtel Montpensier, das, wie bereits erzählt, am Seine-Ufer und mit seiner Südmauer im Wasser stand. Es war ein sehr heißer Juli, und mit dem schweren Kettenhemd unterm Gewand kamen wir mächtig ins Schwitzen, so langsam wir auch gingen, ganz zu schweigen von einigem Bangen, was uns im Bau der Hexen wohl erwartete – hiermit meine ich die Hinkefuß und die Vasselière, denn Madame de Nemours war kein Höllenbraten, ganz und gar nicht.
Wie angekündigt, brauchte Franz lange, bis er auf mein Klopfen erschien, welches mit einem kleinen Hammer aus Goldbronze erfolgte, der das Wappen der Guise trug, und als ich den vereinbarten Text aufgesagt hatte, nahm er sich noch mehr Zeit, uns hineinzuführen: Fiebernd stand ich kurz vorm Ziel.
»Franz«, sagte ich, als er mir über eine lange Galerie vorausging, die, wie ich sah, direkt über der Seine lag, »laß Miroul mit seiner Kiepe hier in diesem Winkel für den Fall, daß ich seiner bedarf, mein Commis Pissebœuf begleitet mich allein.«
»Was ist in den Kiepen?« fragte Franz mißtrauisch, denn er hielt seiner Herrin, trotz ihres Geizes und ihrer schlechten Behandlung, die Treue.
»Nur Stoffe, Franz«, sagte ich stirnrunzelnd. »Glaubst du, ich will deine Herrin ermorden? Wer hier mit Morden handelt, ist sie, und durch deine Hand, und die Leichen werden durch diese Fenster hier in die Seine geworfen. Kannst du das leugnen?«
»Nein«, sagte er, plötzlich blaß und voller Scham, »leider! Und es liegt mir auch schwer auf dem Gewissen, obwohl der Kaplan meiner Herrin mir jedesmal Ablaß erteilt, weil ich das |241| ja aus Gehorsam gegen meine Herrin tue, sagt er, die eine hohe Dame und eine so gute Katholikin ist, daß sie nicht irren kann, während die Erdolchten nur Ketzer waren und andere Teufelsbrüder.«
»Und mich, Franz«, sagte ich, indem ich ihn beim Arm packte und ihm in die Augen sah, »wirst du auch mich erdolchen, wenn sie mich einen Teufelsbruder nennt, obwohl ich zur Messe gehe und zur Beichte und Kommunion?«
»Ohne Frage, Monsieur«, antwortete er so rasch, als hätte er das Problem schon im Kopf gewälzt, »ohne Frage, Monsieur, werde ich es tun. Zum Glück«, setzte er tiefernst hinzu, »habe ich jetzt nicht viel Kraft und werde den Dolch so langsam heben, daß Ihr mich im Nu entwaffnen könnt.«
Worauf ich mit halbem Mund lächelte, doch er lächelte nicht, heuchlerisch gegenüber sich selbst, was die Treue gegen seine »gute Herrin« betraf, wie er sie nannte. Denn von Natur war er redlich wie ein unbenagter Taler.
Inzwischen gelangten wir ans Ende besagter Galerie, die durch die hohen Fenster nach der Seine hin hell erleuchtet war, und stiegen über eine kleine Wendeltreppe zum zweiten Stock hinauf. Franz, der nicht mehr daran dachte, unsere Kiepen zu durchsuchen, erklärte, daß die Herzogin wegen der Feuchtigkeit vom Fluß her nur die oberen Räume bewohnte.
»Frau Herzogin«, sagte Franz, indem er die Tür eines kleinen Salons öffnete, »darf ich den Tuchhändler, den ich Euch meldete, hereinlassen?«
»Mach nur«, sagte eine scharfe Stimme, die ich unter Tausenden erkannt hätte.
»Frau Herzogin«, sagte ich, indem ich den Hut zog und mit meinen Haaren den Boden fegte, »ich bin Euer sehr untertäniger, sehr ergebener und sehr gehorsamer Diener.«
Wie ich nun sah, saßen dort auf Sesseln außer der Montpensier Madame de Nemours, die ich früher ein paarmal in Gesellschaft Katharinas von Medici am Hof gesehen hatte, und Jeanne de La Vasselière, die ich leider viel näher kannte, und ich verneigte mich vor den hohen Damen entsprechend ihrer Bedeutung und meiner Wenigkeit, war ein Tuchhändler in ihren Augen doch nichtswürdiger als eine Katze.
»Frau Herzogin, darf ich …«, wandte ich mich an die Montpensier.
|242| »Kein Wort«, schnitt sie mir in kränkendem Ton das Wort ab. »Wenn ich wünsche, daß du deinen Vers vorträgst, lasse ich es wissen.«
Worauf ich ihr abermals stumm eine tiefe Verbeugung machte, indem ich meine Wut hinunterschluckte, und Madame de Montpensier zu sprechen fortfuhr, als wäre ich Luft. Sie erzählte just die Geschichte von La
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